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»Glückwunsch zu deiner Prüfung.«, sagte Mehyl. »Anscheinend besitzt du auch die Fähigkeit Bestien zu beherrschen.« Er lachte kalt. Mehyl wusste genauso gut wie ich, dass ich das nicht konnte. Das zwischen dem Ivok und mir war eine andere Art von Verbindung. Er hatte einfach auf mich gehört und mir geholfen den Ältesten zu töten, obwohl er wusste, dass ich keine Sekunde gezögert hätte auch ihn umzubringen. Aber es war als hätte er den Ausgang der Situation gesehen und mir vertraut. Eine so böse Bestie, vertraute einem dunklen Neyfrem. Was daraus nur werden sollte. Es wird eine Zeit kommen, in der einer von uns den anderen töten  und den Fehler den anderen verschont zu haben bereuen wird, aber bis dahin können wir gute verbündete sein. »Wo hast du es hingebracht?«

»In die leere Lagerhalle.«, antwortete ich. Er beugte leicht den Kopf, zum Zeichen, dass es ihm recht sei.

»Du hast gekämpft, wie früher. Früher war es etwas geschmeidiger, aber dafür, dass du alles in so kurzer Zeit wieder gelernt hast war das schon ein Anfang.« Es war kein Lob, sondern nur eine Feststellung, also erwiderte ich nichts. »Das du Hiyon und alle anderen im Training getäuscht hast war eine gute Idee. Es hat der Gilde gezeigt, dass du eine gute Strategin bist. Vor allem auch das du Hiyon verschont hast. Ich habe veranlasst, dass er dir untergestellt wird. Deine Rolle bei uns war jedoch seit Anfang an fest eingeplant gewesen. Egal wie das heute geendet hätte. Aber das hast du dir sicher gedacht. Schließlich bist du der Schlüssel zum Heilmittel.« Er atmete tief ein, bevor er weitersprach. »Du bist schließlich eine Adlige. «

»Hiyon auch.«

»Ja. Aber wir haben ihn noch nicht in der Gilde aufgenommen. Und du bist nicht nur irgendeine Adlige, sondern die Tochter von Tuyay. Genauso gut hättest du Anführerin werden können, wenn du dich nicht so sehr gewehrt hättest. Sie wollten eigentlich dich für die Stelle. Aber sie wussten, dass du nie freiwillig mitmachen würdest. Du warst einfach zu dickköpfig. Aber jetzt steht alles anders. Deshalb will ich, dass du dich hocharbeitest, mit Deshar als Mentor. Ich möchte, dass du in einigen Jahren zum engsten Kreis gehörst.«

»Welchen Rang habe ich jetzt?«, fragte ich.

»Such dir einen aus. Das tut nichts zur Sache. Wenn du deine Sache mit Freya und dem Heilmittel gut machst, wirst du ihn schnell los sein.« Sein Blick zeigte keine Regung, doch etwas schien er noch sagen zu wollen. Am liebsten hätte ich seine Gedanken gelesen, als er schließlich nichts sagte. Wer hatte nur diese Ketten gegen meine Fähigkeiten entdeckt? Zum Glück gab es nicht so viele von denen, sonst wären meine Fähigkeiten nutzlos. Ich hätte sie aufbrechen können, wie bei Hiyons Mutter, aber das würde Mehyl merken und er wäre bestimmt nicht erfreut.

»Ich habe deinen ersten Auftrag. Du musst in den Clan der Wolfsbestien von unserer Großmutter und jemanden für mich finden. Erinnerst du dich noch was Vater dir erzählte?«, fragte er.

»Seine Mutter war die Clanführerin von den Wölfen und sein Vater ein dunkler Neyfrem. Er suchte sie aus, weil sie die Nachfahrin von dem einen Mann war, der Zeus verärgert hatte. Und Zeus verwandelte ihn in eine Bestie.«

»Ja. Lykaos. Er war die erste Wolfsbestie. Unsere Großmutter verlieh auch an unseren Vater die Gabe sich zu verwandeln, bis er dunkel wurde und diese verlor. Und ebenso bekam auch ihr erstgeborener diese Gabe. Er ist unser Onkel. Er lebt zwar nicht mehr, aber er hinterließ drei Kinder. Drillinge um genau zu sein. Es ist unter den Wolfsbestien nicht ungewöhnlich einen großen Wurf zu haben. Ich will, dass du sie zu mir bringst.«

»Warum?«, fragte ich.

»Tu einfach was ich sage und stell nicht so viele Fragen.«. befahl er.

»Sicher nicht.«, ein trockenes Lachen entfuhr mir. Und ehe ich mich versah, wurde ich gegen die Wand geworfen und Mehyls Hand würgte mich. Ich war wie gelähmt, bis mein Gehirn wiedereinsetzte. Aus Reflex, so als hätte ich es schon tausendmal gemacht. Schlug ich mit voller Wucht in Mehyls Armbeuge und rammte, als sein Griff sich lockerte, mein Ellbogen in sein rechtes Auge. »Ich will dich nur daran erinnern, dass ich immer die stärkere von uns beiden war.« Es fühlte sich gut an, endlich wieder Macht über mich selber zu haben. Jetzt konnte mich nicht einfach jeder überwältigen.

Er lachte. »Das hättest du gern. Vielleicht beim Kämpfen, aber ansonsten lag ich schon immer vorne. Deshalb hast du mich nie besiegt. Deine Strategien waren einfach immer Schwach. Ich meine schaue doch an, wie dein Plan gelaufen ist. Du hast ein zweites Leben geführt nur um wieder gegen mich zu verlieren und genau in meine Falle zu laufen und dunkel zu werden.«

»Damals war ich auch nicht dunkel und habe mich von Gefühlen und Moral leiten lassen. Jetzt ist es anders. Ich habe noch nicht mal richtig losgelegt Mehyl. Vordere mich nicht heraus.«, drohte ich.

»Also gut. Unsere Gene bestehen zu einem viertel Teil auch als den Wolfsbestiengenen. Stell dir vor wir könnten uns verwandeln, obwohl wir dunkel sind. Dazu noch das Heilmittel der dunklen Neyfrem und wir sind unbesiegbar.«

»Du sagts doch nur wir, damit ich dir helfe. Ich weiß nicht ob dir das aufgefallen ist, aber ICH soll das Heilmittel holen. ICH soll die Drillinge hierherbringen. Was machst du eigentlich bei deinem tollen Plan?«, fragte ich genervt von seiner Einstellung.

»Ganz wie in alten Zeiten. Ich bin der Kopf der Sache und du die Muskeln.«, sagte er, als wolle er mich aufmuntern.

»Mit anderen Worten. Ich soll die Drecks Arbeit erledigen.«

»Ich kann das niemand anderem anvertrauen und außerdem kommt es dir auch zu gute.«, sagte er. »Das Blut der Drillinge ist das Blut unserer letzten Verwandten bei den Wolfsbestien. Unsere Cousins werden uns zurück geben was uns zusteht. Und wenn wir sowohl ihr Blut, als auch das Heilmittel haben, dann haben wir alles aus unseren Genen rausgeholt, was es gibt. Wir wären die Mächtigsten Wesen im Universum. Mit drei Fähigkeiten, der Gabe uns zu verwandeln und dazu noch dunkel und unsterblich. Stell dir das mal vor. Es steht auch im Zusammenhang mit der Prophezeiung.«

Das klang zwar überzeugend, aber ich sah es nicht ein die ganze Arbeit zu übernehmen. Andererseits wäre eine kleine Auszeit von der Gilde eine gute Abwechslung. Und ob ich Mehyl letztendlich wirklich half  konnte ich später entschließen. »Also gut. Ich helfe dir.«, sagte ich schließlich.

»Soll dich jemand außer dein Diener begleiten?«, fragte er.

»Ich will, dass Freya mitkommt. Da war Teil unserer Abmachung.«

»Mir ist deine Abmachung mit ihr vollkommen egal. Das kommt überhaupt nicht in Frage. Ohne sie funktioniert unser ganzer Plan nicht.«

»Vertrau mir. Sie wird nicht verschwinden.«, sagte ich und grinste.

»Was soll dieses Grinsen. Ich glaube du siehst nicht den ernst der Lage.«

»Doch, aber ich habe Freya in der Hand.«

Mehyl schwieg einige Zeit und wägte alles ab, bevor er antwortete: »Also gut. Nimm sie mit. Aber nimm auch Des mit. Falls etwas anders verläuft.«

»Okey.«, sagte ich gleichgültig.

Mehyl besprach noch einige Einzelheiten mit mir. Wie den Standort der Drillinge und wie ich sie erkennen konnte. Als wir schließlich fertig waren und ich ging, hoffte ich nur, dass Des wieder draußen war. Ich hatte ihm mehr als genug Zeit erkauft. Das musste reichen.

Dark Neyfrem #2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt