~29.2~

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Es ging mir nicht um Mehyls Wunsch. Es war ein Wunsch, den ich auch in mir spürte. Ein Wunsch das fehlende Stück zu füllen. Das Stück, welches ich verloren hatte, als ich zum dunklen Neyfrem geworden war. Bei diesem Fluch ging es um mehr als um unsere Kinder. Es ging darum wieder ganz zu sein. Und wenn ich dafür meinen engsten Begleiter aufopfern musste, dann sollte es eben so sein. Selbst den Vater der Dunkelheit würde ich dafür töten.

»Ich sehe dich. Für einen Vater der Dunkelheit, leuchtest du ziemlich hell.«, spottete ich. Ich näherte mich weiter.

»Es ist dunkle Energie. Sie fließt durch die Adern jedes einzelnen dunklen Neyfrems. Auch in deinen Adern. Du bist ein Teil von mir und ich ein Teil von dir. Wenn du mich tötest, tötest du dich selbst.«, flüsterte er und es echote in meinen Körper. Jede Zelle in meinem Körper konnte spüren, dass es die Wahrheit war. Es widerstrebte meinem Körper einen Finger gegen ihn zu erheben.

»Also sterben alle dunklen Neyfrem, wenn wir dich töten?«, fragte Luc.

Sein Lachen bebte durch mich, wie ein Tsunami. »So ist es.« Das konnte allerdings auch nur ein Trick sein. Charon hatte mir gezeigt wo die dunklen Neyfrem herkamen und wo sie, wenn sie starben zurückkehrten. In dieses Bild passte kein Vater der Dunkelheit.

»Wir sind in einer Halluzination. Das ist nicht real, Ivy. Wir müssen niemanden töten. Es wäre wahrscheinlich etwas Gutes die dunklen Neyfrem zu töten, aber dann stirbst du auch!«

Ich schüttelte den Kopf. »Wir sind zwar in einer Halluzination, aber das hier ist dennoch real.« Ich wusste nicht ob ich mir selbst glaubte, aber mein Ton überzeugte selbst mich. Ich konnte also den Vater der Dunkelheit nicht töten, ohne das Risiko meine ganze Rasse zu eliminieren.

»Lass uns verhandeln.«, bot ich ihn. »Was möchtest du in Gegenzug für unsere Freiheit.«

Wieder lachte er. »Ich hatte gehofft, dass du das Fragst.« Seine tiefe Stimme, wurde mit jedem Wort leiser. »Ich möchte eine Saat in dir einpflanzen. Wenn alles nach Plan verläuft und dein Begleiter stirbt, sollst du sie mit dem Heilmittel zu Mehyl bringen.«, hörte ich seine Stimme direkt hinter mir.

»Was ist das für eine Saat?«, fragte Luc nervös.

Ein tiefes Brummen hallte um uns herum. »Das geht dich nichts an. Es ist eine Angelegenheit meiner Kinder.«

»Also gut.«, stimmte ich zu. Es gab keinen anderen Ausweg.

»Nein. Ich werde sie nehmen. Auch wenn ich sterbe, kann Mehyl sie sich noch holen.«, widersprach Luc. Es warf mir schnell einen Blick von der Seite zu.

»Du kannst sie nicht tragen. Dafür braucht man dunkles Blut. Dein Blut ist zu schwach, um sie zu halten.«, flüsterte die Stimme. »Aber du wirst deinen Zweck erfüllen. Dank deines Opfers werden meine Kinder sich vermehren können und meine Macht wird steigen.«

»Na gut. Dann pflanz sie mir ein.«, stimmte ich wieder zu. Luc wollte wieder protestieren, doch er kam nicht mehr dazu. Ein schwarzer Feuerball kam auf mich zugeflogen und schleuderte mich einige Meter in die Luft. Ein schmerzhaftes Brennen breitete sich von dem Epizentrum in meiner Brust, zu dem Rest meines Körpers. Es tat so weh, dass ich den Aufprall auf den Boden nicht mal bemerkte. Mein Körper bebte, bei dem gewaltsamen eindringen der Saat. Was war das? Ich konnte nicht ausmachen, welcher Fremdkörper sich in mir ausgebreitet hatte.

»Ivy!«, schrie Luc, nicht zum ersten Mal. Erst da bemerkte ich, dass ich schrie. Er zog mich an sich und hielt mich fest, als würde er verhindern wollen, dass ich in der Flut der Saat ertrank: Ich klammerte mich an seinen Präsenz, wie an einen Rettungsring. Ließ die Saat gewähren. Sie kroch in mein Innerstes und verankerte sich dort. Erst als sie ihren Platz eingenommen hatte, kam der Schmerz zum erliegen.

Dark Neyfrem #2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt