~8.1~

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Am nächsten Tag kostete es mich sehr viel Kraft aufzustehen. Caleb brachte mir das Frühstück und setzte sich neben mich aufs Bett. Er klaute sich eine Scheibe Brot und begann nachdenklich zu Essen. Ich wusste, dass es nicht lange Schweigen würde. Das tat er nie. Ich schmierte Marmelade auf mein Brot und begann entspannt zu Essen.

»Ivy. Ich habe nachgedacht.«, brach Caleb die Stille. Ich seufzte, aber ging nicht darauf ein. Das brauchte ich nicht. Er würde es mir gleich von selbst erzählen. »Weiß du es wäre doch bestimmt gut für dein Plan, wenn ich dir helfen würde. Ich habe mir gedacht, wenn ich ein dunkler Neyfrem werden würde, dann könnte ich mehr mitbekommen und dir berichten. Und ich habe gestern meinen Vater gesehen.«

»Was spinnst du jetzt vollkommen? Denkst du, dass du James Bond bist?«, sagte ich aufgebracht.

»Wer ist das?«, fragte er verwirrt.

»Jemand von der Erde. Nicht so wichtig.« Er sah mich immer noch wartend an. »Nein. Auf keinen Fall. Ich bin selber schon mitten drin im Geschehen und hab meine Augen und Ohren überall.«

Er grinste mich an. »Ich wusste es. Du versucht wirklich Mehyl aufzuhalten.«

»Das habe ich nicht gesagt. Warum denkt das nur jeder?«, fragte ich genervt und wandte mich meinem Frühstück zu. »Wie heißt dein Vater?«

»O'Brien.«

»Und deine Mutter war tot, richtig?« Er nickte. Ich musste verhindern, dass es Dummheiten machte, die man nicht Rückgängig machen konnte. Wenn er ein dunkler Neyfrem wurde, dann hatte ich keinen Gehilfen mehr und musste jemand neues einarbeiten. Ich musste mir etwas überlegen.

Als ich aufstand, mich fertigmachte und ging, saß Caleb immer noch auf meinem Bett und aß die Reste von meinem Frühstück. »Bis später.«, verabschiedete ich mich und ging zum Training.

Den ganzen Tag kämpfte ich mit Hiyon und mir gelang es sogar ein Paar mal ein Treffer zu landen. Hiyon war jedes Mal so verwirrt, dass er aussah, als wäre ihm gerade unmögliches wiederfahren. Er setzte daraufhin aber zu und sein Kampfstilwurde aggressiver. Es war aussichtslos. Nicht einmal Attica glaubte, dass ich Hiyon bei der Prüfung besiegen könnte. Das sah ich deutlich in ihren Augen. Wenn es ums kämpfen ging, dann war mir trotz meiner Fortschritte jeder überlegen. Sie hatten ihr Leben lang Zeit gehabt zu trainieren. Selbst die, die unter Neyfrem aufgewachsen waren hatten das Kämpfen erlernt. Ich würde diesen immensen Vorsprung niemals einholen können. Erst recht nicht in dieser einen Woche, die mir noch blieb. Und das wusste jeder. Am Ende des heutigen Trainings ging ich zu Attica und sprach mit ihr über das Training, bis alle verschwunden waren.

»Was ich dich eigentlich fragen wollte ist: Wie tötet man einen dunklen Neyfrem?«, fragte ich sie.

»Für was willst du das wissen?«, fragte sie vorsichtig.

»Ist etwas Privates.«

»Es kommt darauf an, dunkle Neyfrem mit deinem Blut kannst du einfach so umbringen. Bei anderen wird es etwas komplizierter.«, erklärte sie.

»Und wie kompliziert genau?«, drängte ich zu erfahren.

»Du brauchst eine Träne eines dunklen Neyfrems. Das allein ist schon schwer zu finden.«, sagte sie.

»Hallo? Ich bin ein Neyfrem. Ich muss mich nur dazu bringen zu weinen.«, sagte ich und machte eine abfällige Handbewegung.

»Das ist nicht so einfach. Du wirst dich nicht einfach so zum Weinen bringen können. Es ist sogar nahe zu unmöglich.«

»Aber du hast eine richtig?« Wenn sie an dem Tag, an dem ich hier ankam so weit war ihren Plan in die Tat umzusetzen, dann musste sie eine haben.

Dark Neyfrem #2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt