~26.1~

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Ohne langen Umweg, teleportierte ich uns direkt vor Mehyls Zimmer.

»He! Was soll das.« Im Augenwinkel sah ich, dass Attica, Luc und Aryn Handschellen um die Handgelenke geschlossen hatte. »Wie hast du das so schnell gemacht?«

»Wo sind wir?«, meldete sich diesmal Aryn zu Wort, dem die Handschelle wohl gleichgültig zu sein schien. Vielleicht war ihm auch einfach nicht bewusst, dass es ebenso seine Wolfsbestienkräfte blockierte. »Wo ist der Ivok?«

Mit großem Schwung öffnete ich die Tür zu Mehyls Zimmer und ignorierte ihre Fragen. Aufgestaute Wärme flog uns entgegen, als wäre diese Tür seit Tagen nicht mehr geöffnet worden, oder sonst irgendein Fenster. »Du hättest anklopfen sollen.«, rügte mich Attica. Ohne auf ihre Zurechtweisung zu achten trat ich ein. Das Feuer im Kamin knisterte und wärmte die Luft unerträglich auf.

»Mehyl?«, fragte ich in den leeren Raum.

»Mehyl?«, wiederholte Aryn fassungslos neben mir. »Hast du genauso wie der Junge den Verstand verloren? Dein Bruder ist...« Mehyl erschien vor uns und baute sich vor Aryn auf. Er war im Vergleich zu Aryn nicht so groß oder breit, aber jeder wusste, dass man Mehyl lieber nicht unterschätzte. Was er nicht an Körpermasse hatte, machte er mit seiner Gehirnmasse wieder wett. »...tot.« Von Aryns Gesicht wich jegliche Farbe.

»Der Junge hatte Recht.«, flüsterte Aryn entgeistert.

Mehyl überging unsere Gäste und wandte sich mir zu. »Wo sind die anderen beiden?« Natürlich störte ihn, dass ich nur einen unserer Cousins mitgenommen hatte, aber ich wollte kein Aufsehen erregen. Wenn ich die Anführer nochbrauchen sollte, dann mussten sie mir noch vertrauen. Wenn ich vor versammelter Mannschaft sie alle KO schlug und einfach mit ihnen verschwunden wäre, hätte das wohl keinen guten Eindruck hinterlassen. Das redete ich zumindest ein. Die Wahrheit war, dass ich Mehyl nicht mit meinen Cousins vertraute. Nicht weil sie mir wichtig wären, sondern einfach, weil Mehyl sich ihrer Kräfte aneignen könnte und das wollte ich nicht. Mehyl hatte schon genug Macht.

»Ich dachte, dass Aryn wohl reichen würde.«, gab ich zurück.

»Hatten wir nicht abgemacht, dass ich den Teil mit dem Denken übernehme?«, fragte er mich kalt.

Wut stieg in mir hoch. »Ich mach nicht die Drecksarbeit für dich. Wenn du sie alle willst, dann hol sie dir gefälligst selbst. Reicht er dir oder nicht?«

»Es heißt eine Wolfsbestie einer Blutlinie für eine andere.«, sagte er als sei es selbsterklärend. »Dann kann ich nur die Gene von einen von uns aktivieren.«

War ja klar, dass ich die ganze Arbeit nur für ihn gemacht hatte. Wieso half ich ihm eigentlich? Nur weil ich zu einem dunklen Neyfrem geworden war, hieß es nicht, dass ich Mehyl folgen musste. Es gab bestimmt auch dunkle Neyfrem die abseits seines Lagers lebten und nichts mit ihrem Anführer zutun haben wollten. Das wäre perfekt für mich, statt mich vor meinem Bruder klein zu machen und ihm die ganze Macht zu überlassen. Er hatte eine Arme voller dunkler Neyfrem, die ihm Treue geschworen hatten. Er besaß die Gabe, Tiere und Wesen zu beeinflussen, was ihm wiederum eine zweite riesige Armee bescherte. »Du solltest es sein.« Überrascht sah ich ihn an. Was sollte das? Er war so versessen darauf gewesen, seine Wolfsbestiengene zu aktivieren und jetzt sollte ich ihm glauben, dass er das für mich aufgab? »Du bist die Muskeln. Ich das Gehirn. War das nicht so abgemacht?«, sagte er und lachte, als hätte er einen Witz gemacht. Es war wohl das erste Mal, dass ich ihn lächeln sah.

Er bemerkte mein Misstrauen. Mehyl schritt auf seinen Schreibtisch zu. »Hier. Nimm.«, sagte er und reichte mir ein Buch und sah mich wieder ernst an. Ich nahm es und begann darin zu blättern.

Dark Neyfrem #2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt