Entscheidung

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Energisch versuchte er sich aus den Schlingen von Liam zu lösen. Doch sobald er sich bewegte, merkte er sofort die Klinge an seinem Hals. Frisches warmes Blut glitt an seinem Hals hinab. Es störte ihn nicht, er wollte einzig und allein aus diesem Gefängnis heraus, um Sherin helfen zu können. Sie war zwar wieder im Besitz ihrer Schlange, trotzdem wollte er sie unterstützen, weil er wusste, dass sie das Ausmaß ihrer Waffe noch nicht im Griff hatte. Doch wie sollte er sich in dieser Lage befreien? Mit seinen Kräften konnte er bei Liam nicht viel ausrichten, das musste er sich wohl eingestehen, obwohl die Erkenntnis ihn bitter traf.

Auch wenn ihn seine Schwerter weiterhin verletzten, lenkte ihn etwas so dermaßen ab, dass er seinen Kopf aufrichtete und wie ein wilder Köter herumschnüffelte. Er spürte, dass gleich etwas geschah und war froh darüber, als seine drei Freunde von oben ins Haus knallten. Sole, Artis und Levente nahmen vor Sherin sofort die Kampfstellung ein. Sole stellte sich wie ein Schutzschild vor sie. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er eine Person vollkommen übersehen hatte. Boston, der Mensch, und vermutlich der Gefährte von Sole, stand ebenfalls kampfbereit im Wohnraum. Von Angst fehlte bei ihm jede Spur.

"Geht es dir gut, Torben? Blinzel mit den Augen, wenn du mich verstehst".

Diese unvorhersehbare Stimme in seinem Kopf, die ihn jedes Mal aufs Neue erschrecken ließ, weil er sich damit einfach nicht anfreunden konnte. Doch nun war es nicht mehr Remmes, der hier mit ihm kommunizierte, wie auch, er war zu Hackfleisch verarbeitet worden. Zornig malmte er wie ein Wiederkäuer mit seinen Zähnen und blinzelte gleichzeitig mit den Augen, damit Sole wusste, dass er sie verstand.

"Hör zu, ich habe nicht viel Zeit, bis Liam schließlich auffällt, was ich hier mache. Als Remmes wusste, dass es mit ihm zu Ende geht, hat er mir seine Kräfte übertragen. Keine Angst, er hat mich darauf vorbereitet, du weißt ja, Remmes hatte immer einen Plan B parat. Ich werde Liam ablenken, sodass seine Aufmerksamkeit zu dir gestört ist. So kannst du dich befreien. Blinzel bitte nochmal, wenn du mich verstanden hast."

Er blinzelte, sah in ihre Richtung und konnte ihr ansehen, dass sie nun jeden Moment loslegen würde. Die Zeit war mehr als reif dafür, da er von weitem bereits den bestialischen Gestank der Kopponen wahrnahm, und ganz vorne flog das Geschöpf, welches Lisas Haut trug. Dieses Mal würde er nicht klein beigeben. Dieses Mal schaffte er es, seine Gefühle für Lisa im Zaum zu halten und dieser missgestalteten Figur, die eher einem Schraubstock glich, als einem Menschen, entgegen zu treten, und den Kampf siegreich zu beenden. In ihm tobte der Zorn und er musste ihn irgendwo loslassen. Gegen die Kopponen hatte er wenigstens noch eine Chance auf einen Gewinn. Er dachte nur ganz kurz an den aussichtslosen Kampf mit dem riesigen Kopponen zurück, und versuchte sich selbst einzureden, dass seine Wut ihn heute viel stärker zu machen schien.

"Du mieses Drecksweib!"

Bei diesem Ausruf schnellte sein Kopf in Liams Richtung. Sole hatte ihm seinen Stock aus den Händen getrieben. Liam sah alles andere als begeistert aus und womöglich registrierte auch er mittlerweile, dass Sole nun Remmes Kräfte absorbiert hatte. Das war sein Startpfiff. Und tatsächlich konnte er sich nun problemlos aus den Fängen seiner eigenen beiden Schwerter lösen. Schnell raste er hinüber zu Sherin, die derzeit versuchte mit ihrem Schlangenarm gegen ihren Bruder anzukommen. Überraschenderweise hatte sie es wirklich gut im Griff.

"Alles klar Kleine?", gesellte er sich zu der hübschen Rothaarigen, die, trotz des wütenden Kampfes, immer noch eine Augenweide darstellte. Vielleicht war sie auch der Grund dafür, dass er sich nun so sicher war, erneut gegen den Lisa-Kopponen anzutreten, um zu gewinnen.

Er verwarf den absurden Gedanken und blickte nach hinten zu Sherin, als er keine Antwort bekam.

"Ich habe das im Griff. Du brauchst mich nicht zu beschützen. Regel das."

Sie machte eine Geste in die Luft, als ob sie genau wusste, was in ihm vorzugehen schien. Dankbar nickte er ihr mit grimmiger Miene zu, obwohl er sie am liebsten in den Arm genommen hätte. Er breitete seine Flügel aus und sofort holte ihn die Erinnerung des Sturzfluges in dem Brunnen ein. Seine beiden Flügel waren noch nicht vollkommen verheilt von der Bruchlandung, trotzdem brauchte er sie jetzt und konnte sie in der jetzigen Lage unmöglich schonen. Also schwang er sich mit schmerverzerrter Miene in die Höhe, vorbei am Kampf von Sherin und dessen Bruder und hinüber zu den Kopponen, wo Levente und Artis bereits ihren Aggressionen erfolgreich freien Lauf ließen. Er stürtzte beinah zu Boden, da ihn seine Flügel kaum mehr tragen konnten, daher hielt er es für das Beste sein Gefieder erst einmal draußen zu belassen, um die Heilungsprozedur zu beschleunigen. Obwohl das eine weitere Schwachstelle von ihm preisgab. So konnte er unmöglich gegen dieses Etwas antreten. Mit Mühe und verbunden mit einigen Schmerzen, ließ er die verletzten Flügel wieder in seinen Körper hineingleiten.

"Was war das denn für eine Landung? Kannst wohl nicht mehr fliegen, was?"

Artis lachte gehässig, bei dem beiläufigen Kommentar, als er einem Kopponen mit seinem Morgenstern die Schraubstockbeine zertrümmerte. "Oder war es der Wein?"

"Als schwarzer Engel hat man es nicht mehr so leicht wie ihr. Wobei deine Grenze wohl auch erreicht ist, alter Freund."

Artis lachte herzhaft aus seinem dicken Bauch heraus.

"Ich hab keine Grenzen."

Obwohl man Artis überhaupt nicht ansah, dass er mal wieder zu viel aus seinem Flachmann getrunken hatte, so hörte man es eindeutig an dem Gehickse und dem lallenden Unterton heraus. Und dennoch kämpfte er mit Leib und Seele. Torben konnte sich einfach nicht erklären, wie er das anstellte, aber im Augenblick hatte er auch nur ein Ziel ins Auge gefasst. Er wollte dieses Geschöpf, welches die Haut seiner Frau trug, einmalig vernichten. Er musste es erledigen. Er wollte sich gar nicht vorstellen, wie sehr Lisa gelitten haben musste. Torben ging geradewegs an den Kämpfen seiner beiden Freunde vorbei, um sein Ziel zu erreichen. Hier und da gab es einen kurzen aber belanglosen Kampf mit einem Kopponen, aber das war gar nichts im Hinblick darauf, was ihn erwartete. Als würde dieses Geschöpf auf ihn warten, so stand es da. Die Schraubstockbeine fest im Boden verankert und die Arme ruhig auf einem riesigen Schwert. Als er erkannte, welches Schwert es in der Hand hielt, ließ es ihn beinah einen Schritt zurück kippen. Es war kein Schwert, sondern die Säge Ileijaeil. Die Waffe, die speziell in der Hölle dafür angefertigt worden war, einem Engel die Flügel zu nehmen und ihn ein für alle Mal zu töten. Er schluckte schwer. Sein Mund war so trocken, als ob er eine volle Ladung Schrots zu kauen bekommen hätte. Er ging seine Möglichkeiten durch. Seine Flügel waren verletzt und er konnte sie so unmöglich benutzen, sein Gegner war um ein vielfaches stärker als er und er besaß eine einzigartige Waffe, wie es sie sonst niemals mehr auf der Welt gab. Seine Chancen sahen verdammt schlecht aus, aber er wollte es zu Ende bringen, auch wenn es bedeuten würde, dass er hierfür sein Leben lassen musste.


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Eine frohes neues Jahr euch allen und viel Spaß beim Lesen ; )

BLACK FEATHER (Wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt