Kapitel 4.2

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Falten zeichneten sich auf seinem makellosen Antlitz ab, als er tief in seine Gedanken versank und wieder einmal den nervösen Gang im Bunker fortsetzte.

Er fuhr sich angestrengt über sein offenes Haar und blieb schließlich angewurzelt vor mir stehen. Ich konnte an seinen Gesichtszügen ablesen wie sehr ihn der Vorfall beschäftigte. Obwohl er den Mund geschlossen hielt, sah ich mit an wie er seine Zähne hart aufeinanderpresste und er die Hände zu Fäusten ballte. Eine enorme Wut schien sich in seinem Inneren anzustauen und er wartete nur auf eine passende Gelegenheit, um sie freizulassen.

"Was hat das zu bedeuten?", tastete ich mich vorsichtig voran.

Er sah mir in die Augen und wieder einmal blitzten sie gefährlich in ihrer massiven Edelstahlfarbe auf. Ich hatte noch nie solch ein schönes und außergewöhnliches Farbenspiel gesehen. Der Blickkontakt war nur von kurzer Dauer. Er wandte mir den Rücken zu, als er auf meine Frage antwortete.

"Der Kontaktmann hat die Aufgabe von uns erhalten, die andere Seite zu beobachten, damit wir sicher davon ausgehen können, dass sie sich an die Regeln halten. Jeder von uns muss das Gleichgewicht wahren, das ist und bleibt höchste Priorität."

"Gleichgewicht?"

"Das Gleichgewicht der Welt."

Irgendwie waren mir das zu viele Informationen an einem Tag. Ich schien das Ganze immer noch als bösen Traum abstempeln zu wollen.

"Ich hoffe, er lebt noch", schien Torben mehr zu sich selbst zu sagen, als dass er mit mir sprach.

Wieder blieb er vor mir stehen. Seine schweren Hände fielen auf meine zierlichen Schultern, und ich sackte einen guten Kopf tiefer. Ich verlagerte mein Gewicht auf mein gesundes Bein, um nicht wieder aufs Neue umzukippen. Als er realisierte, mit welcher Kraft er mich hinunterdrückte, ließ er umgehend von mir ab.

"Es tut mir leid, das war keine Absicht."

"Schon gut."

Er fuhr sich aufgebracht mit der Hand durch sein Gesicht, als er sich zu mir wandte.

"Hör mal, du musst mir jetzt genau zuhören, damit wir beide den Weg nach draußen möglichst schmerzfrei überstehen."

Ich nickte und erneut ergriff er das Wort.

"Okay. Wenn wir gleich nach draußen gehen, wird es nicht lange dauern, bis die Kopponen uns gewittert haben."

"Wer sind die Kopponen?"

"Die Monster, ich erwähnte bereits, dass sie Kopponen genannt werden."

"Wie können Sie uns in solch einer Entfernung aufspüren?"

"Durch dein Blut. Wenn ein Koppone dein Blut in sich aufnimmt, verteilt er es gleichzeitig an die anderen. Alle sind darauf ausgerichtet, dich zu finden, und sie werden vor nichts zurückschrecken."

Ich schluckte schwer.

"Okay, und was können wir dagegen tun?"

"Wir können erst einmal gar nichts dagegen tun. Wir müssen nur zusehen, dass wir unversehrt oben ankommen."

"Mit oben meinst du wohl wieder den Himmel?"

Er zögerte einen Moment.

"Genau."

Mit einem Mal wurde ich wieder an die schwarze, einzigartige Feder erinnert, die ich leider in dem Anwesen der alten Dame vergessen hatte. Trotzdem war meine Neugier zu groß, als dass ich diese Errungenschaft einfach totschweigen konnte.

"Im Park sind wir uns das erste Mal begegnet", versuchte ich einen Anfang zu starten.

Überrascht sah er in meine Richtung. Ich konnte ihm ansehen, dass ihm nicht bewusst war, worauf ich hinauswollte.

BLACK FEATHER (Wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt