Kapitel 12.1

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Torbens Aussage, ich solle dem Geruch folgen, war nicht gelogen. Dieser modrige Gestank konnte einem gar nicht entgehen. Im Gegensatz zu Lisas Gemächern, war Leventes Heim ein regelrechter Schock für mich, als ich durch die Nebelschwaden sein Reich betrat. Die Dunkelheit begrüßte mich. Tropfende Geräusche ließen mich nach rechts schauen, aber auch da konnte ich Levente nicht ausmachen. Meine Blicke versuchten den Raum zu erkunden, bis mir schließlich eine kleine Kerze ins Auge fiel, die einsam auf dem Boden stand. Davor saß Levente und starrte wie gebannt in die Flamme hinein.

"Du kannst es nicht sein lassen, was? Du musst mich auch noch hier in meinen Gemächern stören!"

Wütend haftete sein eiskalter Blick auf meinem Gesicht, als er sich mir in voller Größe präsentierte. Im Verhältnis zu meinen ein Meter sechzig, war er gute zwei Köpfe größer als ich. Erschrocken musste ich feststellen, dass Levente in einer Art Höhle hauste.

"Und in solch einem Drecksloch kannst du leben?", rutschte es mir heraus.

"Das geht dich einen Scheißdreck an! Du hast bereits zu viel gesehen!", fauchte er mich an.

"Es tut mir ..."

"Ich will es nicht hören, und noch weniger mit dir darüber reden!"

Er atmete tief durch, bevor er weitersprach:

"Du hast Narben aufgerissen, die du lieber hättest geschlossen lassen sollen! Weißt du eigentlich, was das für ein Gefühl ist? Sich wieder an die schlimmste Zeit auf Erden zu erinnern?"

Ich versuchte ein paar Schritte auf ihn zuzugehen, doch er blockte mein Entgegenkommen sofort ab und wich zurück.

"Ich bin kein normaler Kerl, bei dem du dich entschuldigst und alles ist gut."

Misstrauisch beäugte er meinen Schlangenarm.

"Obwohl du auch nicht ganz ohne bist. Was ist das für ein Ding an deinem Arm?"

"Ich weiß es nicht. Ich habe noch nicht richtig rausfinden können, wie es funktioniert."

"Vielleicht solltest du es lieber sein lassen."

Wieder begegnete er meinem Blick mit tiefer Entschlossenheit.

"Du warst nicht du selbst, als du mich angegriffen hast, das weißt du. Diese Schlange ist böse, ich kann es riechen."

Er schnupperte durch die Luft, als würde ein unheimlich tolles Aroma den Raum erfüllen.

"Ich bekomme sie nicht von meinem Arm. Mir bleibt also gar keine andere Wahl, als mit ihr zu kämpfen."

Er hatte so schnell sein Messer gezückt und auf mich zugeworfen, dass ich viel zu geschockt darüber war, als sofort zu reagieren. Meine Reaktion reichte glücklicherweise noch aus, um diesem scharfen Gegenstand auszuweichen.

"Los! Kämpfe! Wenn du nicht zum Reden gekommen bist, dann kämpfe!"

Ich brachte mich in Kampfposition.

"Könnten wir diesmal bitte nur beim Training bleiben?"

"Es lässt sich viel besser üben, wenn du glaubst, es ist echt, und da du in mir derzeit eine ziemliche Wut auslöst, wird das für mich ein Kinderspiel werden."

Das beruhigte mich in keiner Weise, aber ich hatte auch keine Zeit, weiter darüber nachzudenken, denn Levente setzte zum nächsten Angriff an. Ein Messer nach dem Anderen folgte und alle flogen sie in verschiedenen Positionen auf mich zu. Gekonnt wich ich den Waffen aus und fühlte mich gleichzeitig wie ein Gummimensch, der sich ohne Probleme biegen und strecken konnte.

BLACK FEATHER (Wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt