Kaptiel 5.3

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"Wie kannst du das wissen", platzte es förmlich aus mir heraus.

Remmes wutentbrannte Fassade beruhigte sich wieder, als er in meine Richtung sah.

"Ich habe es gesehen."

"Wie ist das möglich", drängte ich ihn weiter zu einer Antwort.

"Als Vollstrecker des Himmels hat mir der Herr eine Gabe gegeben, die es mir ermöglicht, Dinge vorauszusehen, die sich in einigen Stunden ereignen werden. Genauso war es bei dir. Deshalb habe ich Torben auf die Erde verbannt."

"Wieso musstest du ihn gerade verbannen?"

"Er wäre getötet worden, hätte ich ihn nicht nach dort unten verbannt. Der Herr ist zwar noch immer sauer auf mich, aber er sieht so langsam ein, dass mir nichts anderes übriggeblieben ist."

Mein Interesse war geweckt.

"Also ist Gott ein Mann?"

Er fuhr sich über seinen kahl rasierten dunkelhäutigen Schädel.

"Ich weiß es nicht. Bisher habe ich immer nur seine Stimme in meinem Kopf gehört. Und die hat eine neutrale Nuance."

"Was die Sache mit mir betrifft ..."

"Es tut mir leid, dass ich dich unterbrechen muss. Wir stehen hier alle ziemlich unter Druck. Das Wichtigste ist nun erst einmal, dass wir Red Hunter zu Hilfe kommen, und dann, wenn wir dich vorerst in Sicherheit wissen, werden wir reden."

Remmes wandte sich von mir ab und blickte in die Runde.

"Na worauf warten wir denn noch", warf Levente seine schneidenden Worte in die Runde, während er weiterhin die scharfen Messer bearbeitete und seine viel zu lange filzige Strähne mit den dunkelroten Kugeln aus seiner tätowierten Gesichtshälfte entfernte.

"Dreimal darfst du raten, wo das Problem liegt."

Auf Delians beiläufige Bemerkung folgte ein stummes Nicken der Krieger, bis schließlich Remmes seinen Weg zum nächsten wolkengetauchten Raum fortsetzte.

"Ich gehe Nevia suchen", äußerte er sich der Menge.

"Habe ich da etwa eben meinen Namen gehört?"

Eine junge hübsche Frau passierte Remmes Weg. Ihr blondes gelocktes Haar fiel ihr locker über die Schultern und setzte ihrem Cowboy-Outfit mit dem dazu passenden Hut noch das gewisse Etwas hinzu. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass sie vermutlich der Traum aller Männer war. Mit ihrer braungebrannten und sehr athletisch wirkenden Figur, suchte sie sich den Platz neben Levente auf dem blutroten Sofa aus. Wie ein Model, schwang sie ihr volles naturblondes Haar nach hinten, als sie erwartungsvoll in die Runde blickte und ihren veralteten Cowboyhut abnahm.

"Was?"

"Das fragst du noch", lachte Delian, der wohl scheinbar der einzige Mann in dem Zusammentreffen war, der ihr Verhalten mehr als unangebracht fand.

"Delian, komm, lass gut sein", versuchte Remmes erneut, die aufkommende dicke Luft zu schlichten.

"Gut, da wir nun alle beisammen sind ..."

"Nicht ganz", kam es vom Eingang des Raumes, verbunden mit einem leichten, dennoch sehr dezenten Schnaufen.

Meine Blicke trafen seine und mein eben noch unberührtes Herz nahm schlagartig einen anderen Rhythmus wahr, der mich wieder vollkommen aus dem Gleichgewicht brachte. Torben lief schwerfällig zu Remmes, der ihm grinsend über seine zerzauste Mähne fuhr.

"Du lässt dich aber auch nicht unterkriegen."

"Das weißt du doch. Außerdem fühle ich mich schon wieder ganz gut. Die Wunden sind zwar noch nicht vollkommen verheilt, aber lange wird es nicht mehr brauchen."

BLACK FEATHER (Wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt