Kapitel 2.1

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Als hätte ich mich an der Feder verbrannt, ließ ich sie abrupt zu Boden fallen. Die Bilder in meinem Kopf schienen sich vollständig aufzulösen, und der zunehmende Druck in meinen grauen Zellen verblasste. Fasziniert betrachtete ich das einmalig glänzende Exemplar, das für dieses Szenario verantwortlich war. Der unfassbare Glanz der Feder, der sich in einer Verschiedenartigkeit von dunklen Farben zeigte, hatte mich in seinen Bann gezogen. Für einen kurzen Moment befand ich mich in dem Glauben, sie als durchgehend weiße Feder gesehen zu haben.

Doch ein Geräusch ließ mich hinauf zum wolkenbehangenen Himmel blicken. Ich stellte erschüttert fest, wie irgendetwas vom Himmel hinabfiel. Schnell umgriff ich die Feder mit einem Taschentuch und verstaute sie in meiner abgetragenen Ledertasche, bevor ich anfing, so schnell zu laufen, wie meine Füße mich tragen konnten. Ich musste umgehend nach Hause zu meiner Familie. Genau dort fühlte ich mich sicher, und ich hoffte, dass mir mein Gespür keinen fiesen Streich spielte.


Vollkommen außer Atem stoppte ich ab, als ich den Park hinter mir gelassen hatte, und sich vor mir eine ruhige Wohngegend bemerkbar machte. Ich überquerte mit einem kurzen Sprint die Straße und lief in Richtung meines Elternhauses. Die Straßenlaternen leuchteten mir meinen Weg, und obwohl es keine deutlichen Anzeichen auf eine Verfolgung gab, war mir die unscheinbar leere Stille ein Dorn im Auge. "Beeil dich, bevor dich dieses Etwas einholt", animierte ich mich selbst, in der Hoffnung keine einzige Pause einzulegen, bis ich mein Ziel erreicht hatte. Der Wind peitschte zwischen den Häusern und trieb die abgefallenen bunt gefärbten Blätter der Bäume weiter nach vorne, als wollten sie mir eine Richtung weisen. Ich verwarf den absurden Gedanken, und konzentrierte mich wieder auf mein Ziel. Von Weitem konnte ich bereits das hervorstechende bordeauxrote Haus erkennen, das mit äußerst teuren Natursteinen untermauert war. Ich blieb vor den unebenen Stufen stehen, die hinauf zum Anwesen führten. Meine Zieheltern hatten eine gewisse Neigung zu altmodischen Bauten des früheren Jahrhunderts, was an unserem Haus deutlich zu erkennen war.

Ich versuchte schleunigst die Treppen zu erklimmen was sich bei dieser unebenen Struktur als regelrechter Kampf herausstellte. Durch ein leichtes Stolpern geriet ich ins Schwanken und rutschte unbeholfen gegen die Akazienhaustür. Hektisch klopfte ich einige Male mit dem überaus alten Türklopfer gegen die Tür, bis mir schließlich Viktoria mit einem missbilligenden Blick öffnete. Für einen kurzen Moment hellte sich ihr viel zu übertrieben geschminktes Gesicht auf, dann richtete sie erneut den Blick auf mich, der nichts weiter verhieß, als dass sie mir jeden Moment den Kopf abreißen wollte.

"Na sieh mal einer an. Wen haben wir denn da? Dass du dich noch hier blicken lässt."

Ich versuchte so zu tun, als wäre vor einigen Minuten nichts außergewöhnliches geschehen, als wäre es ein Tag wie jeder andere auch, außer der Tatsache, dass mein Bruder Geburtstag hatte.

"Ist Alan da?"

Viktoria stand mittlerweile protestierend mit verschränkten Armen in ihrer feinen Anzugskluft zwischen der Tür. Es sah nicht wirklich danach aus, als würde sie mich hindurchlassen.

"Du kannst von Glück reden, dass er mit seinen Kumpels noch nicht um die Häuser gezogen ist", richtete meine Ziehmutter das Wort an mich, bevor sie meinen Bruder mit ihrer energisch piepsigen Stimme zur Tür manövrierte:

"Alan! Besuch für dich!"

"Ja, ja. Ich komm ja."

Viktoria ließ mich ohne ein weiteres Wort zu erwähnen, eintreten. Ich wusste, dass sie sich zusammenreißen musste, um mich nicht sofort in eine herzliche Umarmung zu ziehen. Als ich schließlich über die Türschwelle trat, nahm sie die Chance wahr, und drückte mich ganz fest an sich.

"Du hast uns gefehlt."

Ich erwiderte ihre Umarmung.

"Es tut mir leid, ich hatte in den letzten Wochen keine Zeit vorbeizukommen."

BLACK FEATHER (Wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt