Kapitel 25.2

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Das Einzige was ich spürte, war der unbeschreiblich stechende Schmerz meines Armes. Ich hatte das Gefühl, als würde mein rechter Arm in Flammen stehen und gleichzeitig dieser Druck, als würde mir Jemand meine Adern abdrücken. Der Druck signalisierte mir, dass die Schlange noch immer fest um meinen Arm gewickelt war, trotz der bisherigen Turbulenzen. Ich öffnete die Augen und sofort breiteten sich stechende Kopfschmerzen aus. Obwohl sich mein Blick ins Stockdunkle richtete, pochte mein Kopf unter der Belastung meine Augen nur ein Stück weit zu bewegen. Wo war ich?

Von Weitem sah ich eine Person auf mich zukommen. Mit den weißen langen Haaren erkannte ich ihn auf Anhieb.

"Papa!"

Er nickte mir zu. Ich sah, dass es nur ein blasser Schimmer von ihm war. Entweder halluzinierte oder träumte ich.

"Sehr gut. Du hast auf mich gehört, du bist meinen Anweisungen gefolgt."

Er machte eine kurze Pause, und dann sah ich sein Gesicht dicht vor Meinem, als sein dunkler Bariton in meinen Ohren ertönte:

"Und nun, bring es zu Ende."

Es war, als würde meine Seele mit einem Schlag wieder in meinen Körper zurückgedrückt werden und von jetzt auf gleich kam ich wieder zur Besinnung. Wieder spürte ich dieses heiße Gefühl, nur dass ich es diesmal nicht um meinen Arm, sondern am gesamten Körper fühlte. Es schien, als würde mein Körper in Flammen stehen. Es war so heiß, dass ich mich gar nicht traute die Augen zu öffnen. Ich spürte, dass sich die Schlange nach wie vor fest in meinen Arm gebissen hatte. Doch noch etwas anderes sorgte für eine durchgehende Reibung an der silbernen Schlangenwaffe an meinem Arm. Die Schlange wurde dadurch noch fester an meinen Arm gedrückt und ein stechender Schmerz zog sich durch meinen Körper. Langsam versuchte ich die Augen zu öffnen. Die Geräuschkulisse um mich herum, die Schreie tierischer Geräusche und eine Art Blubbern, sorgten in meinem Gemütszustand für helle Aufregung. Als ich die Augen schließlich aufschlug, zuckte ich sofort erschrocken zurück, doch ich konnte nirgendwo hin fliehen. Die Ketten hielten meinen Körper in Schach. Ich hing über einer brodelnden Lava Masse. Es fehlte nicht mehr viel, und ich würde mit dieser heißen Masse Bekanntschaft machen. Wie eine Art Superman hing ich in der Luft, mit dem einzigen Unterschied, dass ich angekettet war. An Beinen und Händen. Die Beine wurden durch eine Kette zusammen in der Luft gehalten und die Arme hatte man mir weit auseinandergestreckt, meines Erachtens ein wenig zu weit.

"Ah, na endlich bist du wach."

Mit einem Ruck ließ der Druck an meinem Arm nach und ich wurde nach oben manövriert und knallte gegen eine schwarze Mauerwand. Glücklicherweise schwebte ich nun nicht mehr über der Lavamasse, doch die Fesseln waren mir noch immer nicht abgenommen worden und brachten mich schier in Raserei. Ich fand einen kleinen Felsvorsprung, um meinem Körper etwas Erholung zu verschaffen, rutschte jedoch unglücklicherweise aus und mein gesamtes Gewicht sank in die Armfesseln.

Ich spürte Flüssigkeit, die meinen Arm hinablief. Das Blut hatte sich nun seinen Weg nach draußen gesucht. Mein Arm, an dem die Schlange hing, sah vermutlich furchtbar aus.

"Wieso bin ich hier? Was habt ihr mit mir vor?"

Ein Mann, dessen geballte dunkle Emotion ich deutlich spüren konnte, kam schwebend auf mich zu und machte direkt gegenüber vor mir Halt. Der Stab mit der blutroten Kugel verriet mir sofort wer er war. Liam. Seine stechend roten Augen wirkten bedrohlich auf mich und ich zuckte für einen kurzen Moment zurück. Ein amüsantes Grinsen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab.

"Du brauchst keine Angst zu haben. Ich werde dir nichts tun... noch nicht."

Er schwebte etwas weiter hinauf, sodass ich zu ihm aufblicken musste. Sein hässliches Grinsen wurde mit jedem Mal breiter.

"So, du weist also nicht, wieso du hier bist. Hat dich denn keiner aufgeklärt?"

Ich räusperte mich und versuchte die Schmerzen an meinem Handgelenk zu ignorieren.

"Remmes wollte, aber..."

"Stimmt. Dann habe ich ihn ja leider umgebracht. So ein Pech."

Wut staute sich in meinem Inneren, als er mit seiner Unterhaltung fortfuhr:

"Obwohl... eigentlich habe ich ihn ja genau aus diesem Grund beseitigt. Je weniger du weißt, desto besser für uns."

"Du Mistkerl."

"Was denn? Das war alles Teil des Planes. Früher oder später wärst du sowieso hier nach unten gekommen, hier ist schließlich deine ach so tolle Schlange zu Hause."

"Das weiß ich. Und stell dir vor, ich wusste, dass meine Schlange mich hierherführt."

Liam wirkte überrascht.

"Na sieh mal einer an. Eine clevere Frau."

Fasziniert umrundete er mich, während ich erneut versuchte mit meinen Füßen am Fels Halt zu finden. Ich wusste nicht, wie er es angestellt hatte, aber Liam hatte mir tatsächlich einen Unterstellplatz für meine Füße ermöglicht. Erleichtert gönnte ich meinen Armen etwas Erholung.

"Du wärst eine gute Bereicherung für hier unten. Zu schade."

Er wandte mir den Rücken zu und mich beschlich das leise Gefühl, dass es wohl alles andere als gut mit mir aussah. Um mich herum hatten sich die Kopponen versammelt und der Stärkste der Kopponen hielt sich unmittelbar in meiner Nähe auf. Ich musste Zeit schinden.

"Warte! Wieso bin ich denn nun hier? Jetzt kannst du mir doch alles erzählen. Ich kann mich doch sowieso nicht befreien."

Seine stechend roten Augen fanden erneut die Meinen und mich überkam ein Schauder der Angst. Seine Mundwinkel zuckten, so als wüsste er haargenau, wie es um meine Empfindungen stand. Sein breiter Körper nahm vor mir Position auf.

"Meinst du, du könntest mich austricksen?"

Er ließ die Worte im Raum stehen und wartete auf meine Reaktion. Mein Mund wurde trocken und mein Verstand drängte mich, von ihm wegzurennen. Obwohl mir bewusst war, dass er über meine Gefühlslage bescheid wusste, versuchte ich mir nach außen hin nichts anmerken zu lassen.

"Wie sollte ich das tun? Ich kann nirgendwohin. Ich denke, ich bin ein guter Zuhörer."

Er grinste. Erleichterung machte sich in meinem Inneren breit. Gut, ich hatte ihn dort, wo ich ihn haben wollte. Das war eine leichte Steigerung, wenn auch nur eine Leichte.

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Wie versprochen, kommt diese Woche ein neues Kapitel.

Das Nächste erscheint jedoch wieder in ca. vier Wochen ; )

BLACK FEATHER (Wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt