Kapitel 10.1

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Mir blieb vermutlich nicht viel Zeit, bis die anderen Krieger hier hineingestürzt kamen. Der Biss der Schlange und der enorme Druck, den sie mit ihrer Umklammerung verursachte, waren nicht gerade angenehm. Dennoch nahm ich es hin, denn einzig und allein Torben war es, der nun für mich zählte. Er lag nach wie vor regungslos auf der harten Pritsche. Der blutige metallische Geruch der in der Luft hing, ließ meine inneren Alarmglocken nach oben schellen.

Schnellen Schrittes ging ich zu ihm hinüber und betrachtete erneut das Bild meines Retters. Sein braungebranntes Gesicht war nun verblasst und seine Lippen hatten eine dunkle lila Farbe angenommen. Ich streckte meine Hand nach seinem verletzten Arm aus und fuhr erschrocken wieder zurück, als ich bemerkte wie kalt er war. Obwohl sein Herz bereits seit einigen tausend Jahren nicht mehr schlug, war seine Körperwärme wie die eines lebenden existierenden Individuums. Ich hatte diese Hitze jedes Mal aufs Neue gespürt, als ich ihm auf dem Blitz so unheimlich nah gewesen war. Ich fühlte mich wohl und sicher in seiner Gegenwart und mir wurde so langsam bewusst, dass ich meine Gefühle zu ihm nun nicht mehr leugnen konnte. Ich hatte mich in ihn verliebt vom ersten Augenblick an, als er mir gegenüberstand. Ich hatte ihn damals mit meinen Augen regelrecht verschlungen, doch er zeigte mir keine Reaktion. Ich erinnerte mich an sein typisches, freches Grinsen, sein Lachen, das so herzhaft aus seinem Halse klang.

Dann sah ich wieder auf ihn hinab und die Trauer übermannte mich. Seine Hitze war erloschen. Nichts dergleichen war mehr an ihm zu spüren. Ein kalter Behälter, aus dem das Leben entrissen worden war. Betroffen stützte ich mich auf die Pritsche. Ich konnte und wollte einfach nicht wahrhaben, was hier gerade geschah. Tränen lösten sich aus meinen Augen und ich fühlte mich, als würde mir jemand mein Herz zerquetschen.

"Nein. Du darfst nicht gehen, hörst du", wandte ich meine Worte an ihn, obwohl ich wusste, dass er nichts davon mitbekam.

Ich fuhr ihm eine Strähne aus seinem kalten verdreckten Gesicht, als sich ein lauter Schluchzer aus meiner Kehle löste. Schließlich hatte ich einen Geistesblitz.

Er braucht Wärme.

Ohne weiter darüber nachzudenken was ich dort gerade tat, zog ich schleunigst meine Kleidung aus. Bis auf meine neue Unterwäsche, die ebenfalls von Lisa stammte, trug ich nun nichts dergleichen an mir. Zwei braune Stofffetzen die um meine Genitalzone und meine Brüste gewickelt waren. Die silberne Schlange war noch immer nicht meinem Arm entwichen. Daher hielt ich diese gefährliche Waffe etwas weiter von Torben entfernt, als ich umständlich auf die Pritsche kletterte, um mich auf seinen Körper zu legen.

Meine warme nackte Haut traf auf das kalte beschädigte Fleisch von Torben. Es war mir peinlich so entblößt auf ihm zu liegen.

Wenn er bei Bewusstsein wäre, hätte er mich vermutlich sofort von sich geworfen.

Ich durfte nun nicht daran denken, was er getan hätte. Ich musste mich darauf konzentrieren, ihn mit meiner Wärme irgendwie wieder ins Leben zu holen und hierbei war mir jedes noch so unangenehme Mittel recht, damit er endlich wieder seine Augen öffnete. Ich legte meinen Kopf seitlich neben Seinen und wartete. Nichts geschah. Selbst in seinen Haaren klebte das Blut vom Kampf. Die vielen kleinen Schürfwunden auf seiner Haut waren nichts zu dem Loch in seiner Brust. Sogar durch den dicken Verband konnte ich die Verletzung spüren. Der beißende Gestank nach Blut und ... was war wohl der andere Geruch, der so bitter in meiner Nase hing?

Es ist doch nicht der Geruch der Verwesung?

Adrenalin wurde von meinem Organismus ausgeschüttet und ließ mein Herz in einem unregelmäßigen Rhythmus gegen meine Brust schlagen.

Ich schüttelte energisch den Kopf.

Nein, nein, nein. Das darfst du nicht denken.

Unbedacht stieß ich mit meinem Kopf an Seinen, der leblos zur Seite kippte. Erneut liefen mir die Tränen an den Wangen hinab, die ich sofort darauf wegwischte.

Ich atmete tief durch und versuchte mich zu konzentrieren. Meine Hände stützte ich seitlich auf der Pritsche ab und wartete darauf, dass etwas geschah. Doch nichts passierte. So langsam wurde mir kalt. Der Behandlungsraum war nicht gerade einer der wohligsten Räumlichkeiten im Himmel. Obwohl ich die sterile schalldichte Tür verriegelt hatte, wehte hier dennoch eine leichte Brise hinein.

Zum zweiten Mal kam mir eine Idee. Ich wusste zwar nicht, ob es funktionierte, aber einen Versuch war es wert. Immerhin hatte ich ihn bereits schon einmal mit meiner Kraft, die in mir schlummerte, gerettet, also konnte ich es auch ein weiteres Mal schaffen. Die einzige Frage die sich mir nun stellte, war:

Wie schaffe ich es, meine Kraft zu kontrollieren und einzusetzen?

Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf mein innerstes. Meine Ungeduld wuchs mit jeder Sekunde, in der ich hilflos bekleidet nur mit einer dürftigen Unterwäsche auf ihm lag und nichts geschah. Ich wollte ihm so sehr helfen.

Ich muss ihm helfen. Es muss etwas geschehen!

Der enorme Druck den ich in mir aufbaute bewirkte womöglich gerade das Gegenteil. Enttäuscht über mein Ergebnis legte ich mich wieder auf den kalten Fremdkörper und setzte mein Kinn auf den Verband an seiner Brust.

Mittlerweile hörte ich das Klopfen von außen an der Tür und wusste, dass die Krieger nun alles versuchen würden, um hier hinein zu gelangen. Ich hoffte nur darauf, dass diese Sicherheitstür speziell für die Engelsregion Sicherheit gewährte und mir somit noch etwas Zeit verschaffte.

Ich drehte meinen Kopf und legte mein Ohr auf den Verband.

Es ist sinnlos Sherin. Sein Herz schlägt doch sowieso nicht, also was willst du damit erreichen?

Ich schloss die Augen und kämpfte gegen meine Traurigkeit an.

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Diesmal kommt ein ziemlich kurzes Kapitel, aber dafür wird das Nächste wieder etwas länger werden.

Eure Meinungen könnt ihr mir gerne in den Kommis hinterlassen.

BLACK FEATHER (Wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt