Blitzjagd

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Torben fiel zu Sherins Äußerung definitiv kein Gegenargument ein, denn sie hatte recht. Er war ihr gefolgt, weil er sie beschützen wollte, weil sie für ihn wichtig war. Er konnte noch nicht recht zuordnen, in welche Richtung sich seine Gefühle entwickelten, oder wahrscheinlich wollte er es sich einfach nicht eingestehen.

Als sie schließlich zu ihm kam und sich ganz dicht an seinen Körper schmiegte, um einen perfekten Stand auf dem Blitz zu haben, wusste er, dass er weitaus mehr für sie übrighatte. Er nahm einen tiefen Atemzug und tat so, als ob ihn die derzeitige Situation ziemlich zu schaffen machte. Das tat es ihm auch, allerdings in eine ganz andere Richtung. Er hoffte inständig darauf, dass ihr nicht auffiel wie sehr er an ihren Haaren klebte und ihren blumigen Duft tief in sich einsog. Im Moment konnte er davon nicht genug bekommen. Vielleicht lag es auch daran, dass sein letzter Sex mit Nevia einfach schon viel zu lange zurücklag. Ihr Geruch beförderte ihn wieder in die Vergangenheit, als Sherin ihn gerettet hatte.

Wie sie beinahe nackt auf seinem Körper lag und er sich kaum noch beherrschen konnte, über sie herzufallen. Grob umfing er ihre Taille und zog sie eng zu sich. Seine Beherrschung hing am seidenen Faden. Trotz der unmöglichen Zustände, die derzeit wüteten, war sein Durst nach Rache vorerst auf Eis gelegt. Für ihn zählte im Moment nur noch, seine pochende Männlichkeit in seiner zerfledderten Hose wieder in den Griff zu bekommen. Er hoffte, dass Sherin von seinem seltsamen Verhalten nicht allzu sehr irritiert war. Vor allem musste er nun darauf achten, dass er seine Gefühle wieder in Einklang brachte, denn der Blitz sorgte für eine kurze Verschmelzung der Beiden. Sie wurden quasi EINS mit dem Blitz, das würde allerdings auch bedeuten, dass sie auch die Gefühle zusammen wahrnahmen. Torben war bereits schon des öfteren mit Sherin auf einem Blitz gereist. Er wusste um ihre Gefühle bescheid, noch bevor sie es ihm direkt gesagt hatte. Doch bisher hatte er seine Emotionen immer im Griff gehabt.

Heute war es anders. Er konnte es nicht unterdrücken und somit ließ er zu, dass Sherin nun seine derzeitigen Empfindungen von ihm wahrnehmen konnte. Schockiert riss sie die Augen auf. Er konnte nicht einfach wegsehen, dafür schaute er sie viel zu gerne an und irgendwie genoss er es, dass sie nun wusste, wie es um ihn stand. Dass er sie wollte, jetzt, und mehr denn je. Doch augenblicklich meldete sich sein Verstand wieder zurück und erinnerte ihn daran, dass sie Beide noch eine Mission zu erledigen hatten und er wollte ungern derjenige sein, der diese Mission gefährdete. Da er im Blitz keinen Körper mehr besaß, sondern einzig und allein mit der Energie existierte und nur noch sein Kopf auf der Energie sichtbar war, versuchte er sich zu beruhigen. Er schloss die Augen und gab Sherin eine Anweisung, die nur teilweise ihren Weg zu ihr fand, da er die Laute eher verschluckte, als laut auszusprechen. 

"Stell dir die Kirche vor!", wiederholte er seine Aufforderung an sie etwas schroffer.

Sie gehorchte ihm aufs Wort und binnen weniger Millisekunden hatten sie ihr Ziel erreicht. Der Blitz spuckte sie aus und wollte sich gerade wieder aus dem Staub machen, als Torben ihn erneut packte, beruhigte und ihn in seinem Hosenschlitz verschwinden ließ. Auch wenn die Lage noch so misslich war, so musste er durch Sherins schockiertes Gesicht, über beide Ohren grinsen. Die ganze Sache hätte auch schiefgehen können, dann wäre sein Schwanz womöglich Geschichte. Doch Torben konnte nicht anders, er musste diesen Augenblick mit ihr ausreizen. Spielerisch zwinkerte er ihr zu und spürte sofort darauf wieder diese knisternde Atmosphäre zwischen ihnen, wie zuletzt, als er in Lisas Schlafgemach neben ihr gelegen hatte.

Doch die Situation war schneller vorbei, als gedacht. Sole sprang neben ihnen von ihrem Blitz, schnappte sich das Energiebündel in ihre Tasche und fing mit ihrer Standpauke an. 

"Was zum Teufel tut ihr hier? Waren meine Anweisungen denn so schwer zu verstehen?"

"Sole. Hier wohnt eine gute Freundin von mir. Sie ist die Einzige, die mir auf dieser Welt noch wichtig ist. Ich möchte nicht, dass sie in die falschen Hände gerät und ich schon wieder nur eine leblose Hülle betrachten kann."

Soles eisernes Gesicht zeigte wenig Reaktion. Sie ließ Sherin keine Sekunde aus den Augen, als sie Torben eine Anweisung erteilte. 

"In Ordnung. Torben, du bleibst bei ihr und beschützt sie. Ich werde zur Grabruine des einzig gefallenen Engels auf Erden gehen und die Mönche darüber informieren, dass sie etwas Gesellschaft bekommen werden."

"Danke."

Sherins Freude war nicht zu übersehen. 

"Danke mir nicht zu früh. Ich erlaube dir deine Freundin zu retten, falls sie in Gefahr ist. Das heißt aber nicht, dass sich deine Strafe im Himmel erledigt hat. So etwas zieht Konsequenzen mit sich."

Ich nickte stumm. 

"Gut. Fangen wir an. Je eher wir hier wegkommen, desto besser."

Torben stieg mit Sherin zusammen auf die weiße Veranda. Sherin schien völlig in Gedanken zu sein und sie kam erst wieder vollkommen zu sich, als sie vor der Haustüre standen und Torben die Klingel betätigt hatte. Eine etwas kräftigere Frau Mitte 20 machte ihnen mit ihrer blondgefärbten Mähne und etlichen Piercings im Gesicht, die Türe auf, lächelte und gleichzeitig zeichnete sich auf ihrem hübschen Gesicht eine leichte Verwirrtheit ab, als sie Sherin sah. 

"Hast du etwas vergessen? Und warum trägst du auf einmal andere Klamotten?"

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Ein bisschen kurz, ich weiß. Das nächste Kapitel wird aber definitiv länger ; )

BLACK FEATHER (Wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt