Kapitel 4.1 Teil 2

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"Verzeihung", entschuldigte ich mich, als ich realisierte, wie dumm ich mich vor ihm präsentierte.

"Dieser Kerl heißt übrigens Torben."

Ich hatte noch auf irgendeine dumme Bemerkung von ihm gehofft, doch er ging nicht weiter auf mein seltsames Verhalten ein.

"Sherin", stellte ich mich ihm knapp vor und ging einen Schritt zurück, um etwas Distanz zwischen uns zu bringen.

In diesem Moment versagte mein schwaches Bein und ich knickte erneut zusammen. Ich konnte mich noch etwas auf Torbens Armen abfangen, sodass der Schmerz nicht ganz so schlimm war.

Erst jetzt, als ich wieder etwas zur Ruhe kam, realisierte ich meine körperlichen Beschwerden. Ich hatte das Gefühl, dass mein gesamter Körper am Ende seiner Kräfte angelangt war. Die Schürfwunden vom Autounfall, die sich bereits mit Wundbrand zugezogen hatten, trugen nicht gerade zur Heilung meines Zustandes bei. Hinzu kamen meine hämmernden Kopfschmerzen und zu guter Letzt der Fuß, von dem ich mich am liebsten trennen würde.

"Dein Fuß. Lass mich deinen Fuß mal ansehen."

"Danke. Es geht schon wieder."

Ich wollte nicht, dass er mir zu nahe kam. Doch er ließ sich nicht von mir abweisen. Aus seiner Hose riss er einen Stofffetzen heraus und kam zielstrebig in meine Richtung.

"Wenn ich ihn dir verbinde, hast du mehr Halt und kommst schneller voran."

Er ging vor mir in die Hocke, hob meinen verletzten Fuß auf seinen Schenkel, zog mein Schuhwerk und die Socke aus, und fing ihn an, sorgfältig zu verbinden.

"Deine Wunden sehen gar nicht gut aus. Ich werde dafür Sorge tragen, dass wir sie zeitnah reinigen."

Er kann ja richtig einfühlsam sein.

Die trostlose Stille, während er mir meinen Fuß verband, machte mich unruhig, daher ergriff ich erneut das Wort:

"Wieso sollte gerade ich etwas Besonderes sein?"

"Ich weiß es nicht, aber ich werde es herausfinden. Ich muss sie warnen."

"Wen meinst du damit?"

"Remmes, und die anderen in meiner Truppe."

Ich nickte, aber irgendwie kam ich mir immer noch so vor, als ob das Ganze nicht wirklich geschah.

"Und wo müssen wir hin?"

"Nach oben. Remmes hat mich nicht ohne Grund hier auf die Erde geschickt."

Die zwei Enden des Verbandes zog er nun fest über meine Verstauchung zusammen und verknotete sie miteinander. Ich biss mir auf die Unterlippe, um den aufkommenden Impuls eines Schreis zu unterdrücken. Dann richtete er sich auf und vollzog nachdenklich wieder seine Schritte. Ich verstand nicht, worauf er hinauswollte.

"Wenn du sagst nach oben, dann meinst du damit ..."

"Den Himmel", beendete er meine Vermutung, die absolut absurd klang.

Ich lächelte und schüttelte etwas zu energisch den Kopf.

"Natürlich. Wieso bin ich nicht selbst darauf gekommen. Und wir werden vermutlich nach oben fliegen."

"Das ist korrekt."

Ich nickte, und nun war ich diejenige, die aufgebracht im Bunker hin und her schritt.

"Okay, wo ist hier die versteckte Kamera? Das ist nicht mehr lustig."

"Ich weiß zwar nicht, was das jetzt soll, aber das ist kein Scherz."

Ich sah in Torbens ausdrucksloses dennoch wundervolles Gesicht. Er meinte es tatsächlich ernst. Mit einem Mal überkam mich die Angst um meine Familie.

"Ich kann jetzt nicht weg. Ich muss zurück zu meinen Eltern. Sie brauchen mich, Alan braucht mich. Oh nein, ich hoffe, es geht ihnen gut."

"Du kannst jetzt nicht zurück. Wir kommen wieder und helfen deiner Familie."

"Und was ist, wenn es dafür bereits zu spät ist?"

Sein Schweigen war für mich mehr als eine Antwort.

"Ich kann nicht."

"Du musst. Ansonsten werde ich dich mit Gewalt mitnehmen müssen. Also tu mir bitte den Gefallen, und komm aus freien Stücken mit."

Ein tiefer Seufzer klang aus seiner Kehler, als er erneut das Wort an mich wandte:

"Hör zu. Diese Monster sind Kopponen, die nie etwas Gutes planen. Sie haben nun dein Blut, und können dich überall, wo du bist orten. Sie wollen etwas von dir, irgendetwas Besonderes, und solange ich nicht weiß, was es ist, bleibst du am besten an meiner Seite."

Durch mein Nicken erteilte ich ihm meine Zustimmung, bevor ich zum nächsten Thema wechselte das von höchster Bedeutung war.

"Die Wahrsagerin hat mir übrigens noch kurz bevor sie von diesem Ungetüm in Stücke gerissen wurde, etwas zugeflüstert."

Das aufkommende Szenario setzte sich wie ein Spielfilm in meinem Kopf zusammen, als wäre ich nochmals hautnah beim Verspeisen diverser Körperteile dabei. Die Beherrschung, um somit nicht meinen gesamten Mageninhalt vor ihm zu entleeren, war nicht gerade ein einfaches Meisterstück.

Er beendete abrupt seine sinnlose Lauferei, und sah interessiert in meine Richtung.

"Sie sagte etwas von Red Hunter."

Es schien, als wüsste Torben, was damit gemeint war.

"Was bedeutet das?"

Seine Laune konnte man alles andere als positiv bezeichnen. Er schluckte schwer, und ich sah ihm seine aufkommende Besorgnis an.

"Das ist unser Kontaktmann hier auf der Erde. Wir hatten ihm damals ausgerichtet, wenn er sich in Schwierigkeiten befindet, soll er seinen Namen auf schnellstem Wege so verbreiten, damit wir ihn umgehend finden und befreien können."

Er fuhr sich in Gedanken durch sein mit Strähnen geschecktes Haar als sein Satz wie ein Echo in meinen Ohren widerhallte.

"Es ist schlimmer, als ich vermutet hatte."

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Auch wenn dieses Kapitel nun etwas kürzer ist, aber immerhin habe ich euch gleich zwei Parts relativ schnell hintereinander geliefert ; )

Ich hoffe, es gefällt.

BLACK FEATHER (Wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt