Chance

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Nervös lief Torben vor Sherins Schlafgemach umher. Er wusste nicht, wie er die Frage richtig formulieren sollte, ohne sie dabei zu verletzen. Womöglich gab es keinen anderen Ausweg, und er musste einfach mit der Tür ins Haus fallen. Er konnte nicht mehr länger stillschweigend zusehen und warten. Wenn eine Chance bestand, Lisa zurückzuholen, dann musste er sie auch ergreifen. Und genau das hatte er vor. Er musste Sherin freundlich darum bitten, durch Lisas Bild nochmal mit ihr in Kontakt zu treten. Auch wenn es vielleicht egoistisch rüberkommen würde. Die Aufbahrung der Federn in Bodhirs Gemächern, hatten ihm gezeigt, wie sehr seine Lisa gelitten haben musste. Vielleicht gab es ja sogar eine Möglichkeit sie zu befreien ... zumindest hoffte er das. Er liebte sie so sehr, dass jeder Gedanke an sie, schmerzte.

Augenblicklich sah er Sherins Bild vor seinem geistigen Auge, und er musste zugeben, dass sie etwas in ihm auslöste, was bisher nur Lisa gelungen war. Er konnte nun nicht mehr leugnen, dass er Gefühle für sie hegte. Doch die ganzen Vorfälle, gerade der Tod von Remmes, ließen keinen Platz für eine neue Romanze. Die Trauer saß wie ein Kloß in seinem Hals, der sich nicht lösen wollte. Er ballte die Hände zu Fäusten und schwor sich, dass er Bodhir höchstpersönlich zur Strecke bringen würde.

Ein Summen riss ihn aus seinen Gedanken. Genau dasselbe Summen, dass er bei der ersten Begegnung mit ihr vernommen hatte.

Sherin.

Sie war auf dem Weg hierher. Wieder einmal schritt er nervös auf und ab. Noch immer konnte er sich nicht erklären, was dieses Summen zu bedeuten hatte. Es war aber nun deutlich lauter, als beim letzten Mal. Er vernahm einen Geruch, dem er nachzuschnüffeln begann. Er liebte diesen blumigen Duft, und er wurde mit jedem Mal stärker, je näher sie ihm kam. Dann bog sie um die Ecke des engen Flurs. Ihr trauriges Gesicht berührte ihn. Am liebsten hätte er sie in die Arme geschlossen und getröstet. Stattdessen sorgte er für genügend Abstand, als ihre grünen Augen Seine trafen. Als hätte sie ihm einen Blitz durch den Körper gejagt, stand er dort, seine Augen nur auf sie fixiert. Auf ihre perfekten, weiblichen Rundungen, ihren roten Schmollmund, ihre feuerrote Mähne, und schließlich, ihre überaus faszinierenden grünen Augen, die ihn nun fragend ansahen. Er versuchte sich so lässig wie möglich zu benehmen, obwohl er sich derzeit so fühlte, als hätte er einen Stock im Arsch.

"Was willst du Torben?"

Ihre Worte klangen ziemlich abfällig, so, als wäre sie alles andere als erfreut, über seinen Besuch.

Autsch. Ihre Abfuhr machte ihm tatsächlich zu schaffen. 

"Ich wollte fragen, ob du mir vielleicht einen Gefallen tun könntest", kam es zögernd über seine Lippen, wobei er sich ernsthaft fragte, seit wann er wieder zu einem kleinen Jungen mutiert war. Er stellte sich gerade so an, als wäre er 19. Allein der Gedanke daran, dass er in seinem 19-jährigen Ich stecken würde, war absolut lächerlich. Nur noch vage, konnte er sich an diese Zeit zurückerinnern. Er strich die Gedanken beiseite, als sie an ihm vorüberzog, als wäre er gar nicht existent. 

"Was ist los?", hörte er sich fragen, da er sie noch nie zuvor so gesehen hatte. 

"Mal sehen", fing sie mit dem Rücken zu ihm gewandt, an. Sie zögerte und drehte sich erst zu ihm um, als sie mit ihrer Aufzählung begann: 

"Da wäre einmal, dass meine Familie kaltblütig abgeschlachtet wurde und ich weder die Zeit dazu hatte, zu trauern, geschweige es irgendwie zu verinnerlichen ..."

Wie ein nasser Sack, ließ sie sich mit ihrem knackigen Po auf die Bettkante fallen und hielt anschließend ihren rechten Arm in die Höhe. 

"Wo ist deine Schlangenwaffe?", fragte er irritiert, als er auf ihren nackten, ziemlich wunden Arm starrte. 

"Tja, und das ist die zweite „großartige" Nachricht, die ich heute erfahren habe. Meine Waffe ist spurlos verschwunden. Scheinbar hat uns der Späher hinters Licht geführt. Er hatte es die ganze Zeit über, auf meine Waffe abgesehen."

"Wieso?"

Sie zuckte mit den Schultern. 

"Keine Ahnung. Sole versucht etwas in Erfahrung zu bringen."

Er ließ sich neben Sherin auf dem Bett nieder und spürte zugleich wieder diese kribbelnde Atmosphäre. Er reichte ihr seinen Weinkrug. 

"Nein danke. So einen ekelhaften Kram trinke ich nicht."

Er gönnte sich einen großen Schluck von seiner Brühe, ehe er sein Wort wieder an sie richtete. 

"Dein Arm sieht gar nicht gut aus."

Erneut hob sie ihn an. 

"Ach. Das ist noch gar nichts. Das Schlangentier hat meine Adern immer rot hervorquellen lassen. Es ist gerade am Verheilen, also nicht der Rede wert."

Noch bevor Sherin ihren Arm wieder nach unten bewegte, schnappte er sich ihren Arm und zog sie somit unsanft zu sich. Er betrachtete die Unebenheiten der blau/roten Adern und Flecken eingehend. 

"Mhhh, schwierig."

Sachte fuhr er mit seinen Fingern die rot geschwollenen Hügel auf ihrer Haut nach. Er spürte, wie sie sich verkrampfte. Es war ihr unangenehm auf solch eine Art von ihm berührt zu werden, und selbst er war überrascht über seine Reaktion. Nun riss sie ihm förmlich den Krug aus der Hand, um einen energischen Schluck daraus zu nehmen. Der Wein schien ihr wohl so gar nicht zu schmecken, da sie im gleichen Augenblick eine starke Hustenattacke bekam. 

"Widerliches Zeug."

Sie streckte angewidert ihre schöne Zunge heraus, an der er zu gerne genknabbert hätte. 

"Aber es erfüllt seinen Zweck."

Er nahm noch einen Schluck aus seinem Krug und spürte so langsam deren Wirkung. 

"Und der wäre? Sich volllaufen zu lassen und alles um sich herum zu vergessen? Nein, danke. Da bleibe ich lieber nüchtern, anstatt am nächsten Tag mit einem Kater aufzuwachen."

Er ging nicht auf ihr Kommentar ein.

"Es betäubt meine inneren Schmerzen. Erst Lisa und dann Remmes. Ich brauche das Zeugs im Moment mehr denn je. Der einzige Haken, ist ..."

Er hielt inne und wusste nicht, wie er es anständig formulieren sollte, ohne zu aufdringlich zu sein.

"Der eklige Gestank, vermute ich."

Er schüttelte den Kopf und von jetzt auf gleich war er wieder vollkommen klar im Kopf. Seine Augen bohrten sich in Ihre. Andererseits, wieso sollte er sich anständig verhalten, wo er sich doch die ganze Zeit über zurückgehalten hatte? Er rückte näher an sie heran und spürte wie sie etwas nervös zurückzuckte. 

"Der Haken ist, dass ich dich mit jedem Schluck, den ich nehme, mehr will."

Endlich hatte er mal den Mumm dazu, aus sich herauszugehen. Es ging einfach nicht mehr. Jede Faser seines Körpers, verzerrte sich nach dieser Frau, die nun mit einer leichten Röte im Gesicht vor ihm saß und ihn sprachlos ansah. Ein Grinsen trat auf sein Gesicht, als er das Wort erneut an sie richtete: 

"Damit hättest du jetzt nicht gerechnet."

Sie nahm einen tiefen Atemzug, dann stand sie auf, ehe er sie zu greifen bekam. 

"Nein. So etwas aus deinem Mund zu hören ist völlig neu."

Torben stand vom Bett auf und ging entschlossen auf sie zu. Dabei verirrten sich seine Blicke auf ihren vollen Busen und ihren figurbetonten Körper in der engen, grünen Leggins. Ein Knurren machte sich aus seiner Kehle bemerkbar. Sherin flüchtete vor ihm einige Schritte zurück, bis der Kleiderschrank ihr den Weg versperrte. Er wollte sie. Hier und Jetzt. Unter ihm, über ihm, in allen erdenklichen Stellungen, und genau das würde er sich jetzt bei ihr holen. Schluss mit den Spielchen. Es wurde Zeit, dass er seine Gedanken in die Tat umsetzte.

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Kommentare sind herzlich willkommen ; )

Beim nächsten Mal folgen zwei Kapitel (ein Langes und ein Kürzeres). 

Also seid gespannt : ))

BLACK FEATHER (Wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt