Kapitel 9.2

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Giftgrüne Augen strahlten mich von der Kiste aus an, als sie wie vom Blitz getroffen hinauf zur wolkenverhangenen Decke stürzte und dort wie ein Flummi von einer Ecke zur Nächsten flitzte.

"Seltsam ..."

Levente griff sich an seine filzige Haarpracht, als er nachdenklich nach oben sah.

"Habt ihr nicht auch das Gefühl, dass sich dieses Biest irgendwie komisch verhält ...", stellte er seine Vermutung an die anderen Vier auf.

"Natürlich", als wäre Delian gerade der Groschen gefallen, so tippte er sich erleuchtend an die Stirn.

"Man konnte sie doch kaum anfassen, schon hat sie einen gebissen."

Artis kratzbürstige Stimme hinter mir, hallte mir unangenehm in den Ohren und ich spürte, wie er sich neben mich stellte. Er fuhr sich durch seinen krusseligen Vollbart und dachte angestrengt nach.

"Sie ist noch nie aus der Kiste herausgekommen, sie hat nur gebissen und jetzt kriegt dieses Ding sich wohl gar nicht mehr ein."

Ein enormer Geräuschpegel sorgte dafür, dass wir uns alle umdrehten und auf dem Boden einen ziemlich tollpatschigen Bodhir wiederfanden. Sein Hut mit den kleinen Engelsfedern hing ihm schief vom Kopf. In der einen Hand hielt er, auf dem Boden noch immer fest umklammert, einen ziemlich morschen Stab mitdem er wohl das Training starten wollte. Ungeschickt richtete er sich auf und stolperte nochmals über seine Füße in meine Richtung. Ein genervtes Stöhnen machte sich bei den Kriegern bemerkbar. Keiner hatte so wirklich Lust auf die Anwesenheit des kleinen und mageren Hänflings.

"Bodhir. Was willst du hier?"

Delian ließ Bodhir spüren, wie unerwünscht er hier zu sein schien.

"Naja. Ihr trainiert doch, und da wollte ich mit üben. Ich dachte, wenn Pfeil und Bogen nicht gut für mich sind, dann ist es vielleicht dieser Stab hier."

Delian fing beinah an zu lachen. Er schwang sein blondes glänzendes Kurzhaar nach hinten, als er sich erneut an Bodhir wandte:

"Was willst du denn großartig mit dem Stock anrichten? Der zerfällt bald in alle Einzelteile."

"Oh nein."

Bodhir kam wieder einige Schritte näher auf mich zu, bis er schließlich so nah war, dass ich seinen Stab sehr gut inspizieren konnte. Gebannt betrachtete ich die einmalig dunkelbraune Rinde. Dieser Stab war alt, wenn nicht sogar uralt. Feine Haarrisse verzierten das unglaublich massive Gehölz. Ich verfiel in eine Art Trance, umhüllt von Flüsterstimmen die mich dazu antrieben, meine Hand um den Stock zu klammern. Kaum hatte ich ihn mit meinen Händen umschlossen, wurde ich durch eine laute piepsige Stimme wieder zurückbefördert.

"Nein Sherin! Lass die Finger davon!"

Bodhirs hysterisches Geschreie und die Absicht meine Finger von dem Stab zu entfernen, waren zwecklos und bereits viel zu spät. Es dauerte nur wenige Sekunden, doch Diese reichten aus, um den darauffolgenden Schmerz in meiner Handfläche zu spüren. Das frische Blut floss an dem Stab hinab. Zitternd nahm ich meine Hand vom Stecken und konnte gerade noch mitansehen, wie sich die Dornen wieder in den Stock hineinließen.

"Was hast du getan!"

Levente hatte Bodhir an seinem weißen eleganten Gewand gepackt und schüttelte ihn kräftig durch.

„I ... I ... Ich habe gar nichts gemacht. Das war der Stab", stotterte er unbeholfen und hilflos.

Rücksichtslos schmiss er ihn zu Boden und wandte sich zu mir. Die anderen vier Krieger sammelten sich um mich. Ich betrachtete die vielen kleinen Einstiche in meiner Hand. Noch immer hatte es nicht aufgehört zu bluten. Es schmerzte, doch ich wusste, dass der Schmerz irgendwann verging. Das Geräusch, dass sich von der Decke aus bemerkbar machte, ließ mich aufblicken.

BLACK FEATHER (Wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt