Kapitel 6.1

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Jedem war die Entschlossenheit klar und deutlich ins Gesicht geschrieben. Sie waren allesamt mehr als bereit für den kommenden Kampf. Levente umklammerte seine blank polierten, geschärften Wiegemesser, während Artis seinen Morgenstern gekonnt über seine Schulter schwang. Torben kontrollierte den sicheren Halt seiner beiden Schwerter auf dem Rücken, gleichzeitig begutachtete Sole ihre Pistolen. Remmes sprach ein kurzes Gebet, bevor er ritualmäßig seine unförmig alten Ringe küsste, als ob sie für ihn eine Art Waffe darstellten.

Nevia schlug mit ihrer hellbraunen Peitsche nach Delians Handgelenk. Ein lautes Knallen ertönte, als sich die Peitsche um das Handgelenk des Schönlings wickelte.

"Was soll das Nevia?"

"Ich wollte dir nur beweisen, wie tückisch sich die Peitsche an einen ran schleicht."

Sein wilder, zorniger Blick ließ mich einen Schritt zurückweichen, dennoch verfolgte ich das Szenario gebannt mit. Delian ergatterte sich mit der anderen Hand die Peitsche und zog Nevia mit einem Ruck zu sich. Ein winziger Lufthauch trennte die Beiden nun voneinander.

"Ich nehme mal an, dieser Zug geht an mich", lächelte Delian sie mit seinen perlweißen Zähnen siegessicher an.

Durch seine eindeutig viel zu schnelle Bewegung, hatte er seinem weißen Hemd einen Riss zugefügt. Nevia hielt seinem Blickkontakt stand, als sie ihm eine Umarmung schenkte, was jedoch nur zum Zweck diente, in den Riss des Hemdes hineinzugreifen, um es ihm vom Leib zu reißen.

"Hey, das war mein Lieblingshemd."

"Das war ein stinknormales weißes Hemd, von denen du mehr als genug hast. Außerdem hättest du es in wenigen Minuten sowieso in Fetzen gerissen."

Sie schenkte ihm ein Lächeln, woraufhin Delian nur kurz seine Bemerkung dazu äußerte:

"Wo sie recht hat, hat sie recht."

Über Delians braungebrannte muskulöse Schultern, zog sich eine hässliche, dicke Narbe. Es war unmöglich, sie in irgendeiner Form zu verbergen. Nur mit Kleidung ließe sie sich verdecken. Es sah beinah so aus, als würde die Haut immer wieder aufs Neue aufreißen. Delain schnappte sich den Speer aus der Ecke, und stieß ihn auf dem Boden auf. Diese mickrige und unstabile Waffe, sollte seiner Verteidigung dienen? Irgendwie wollte das nicht wirklich in meinen Kopf.

"Delian, du wirst heute nur mit dem Speer kämpfen", richtete Remmes seine Anweisung an ihn.

Delians muntere Fassade bröckelte mit einem Mal dahin.

Aufgebracht fuhr er sich durch sein blondes gepflegtes Haar, als er protestierend das Wort an Remmes wandte:

"Das soll wohl ein Scherz sein, oder? Du weißt genauso gut wie alle anderen hier, dass die Zeit reif dafür ist, es freizulassen."

Remmes nickte verständnisvoll.

"Ja, das ist mir bewusst, nur jetzt noch nicht. Wir würden ihnen somit eine unheimlich kostbare Trumpfkarte ausspielen. Ich möchte mir deine andere Seite für einen besonderen Moment aufsparen. Genau dann, wenn keiner damit rechnet."

"Ist dir klar was du von mir verlangst? Irgendwann muss es raus, und das ist immer mit sehr viel Schmerz verbunden ..."

Delian ließ den Satz offen im Raum stehen und sein erhoffter Blick sagte mir, dass er mit der Entscheidung von Remmes noch nicht ganz abgeschlossen hatte. Doch als Remmes schließlich erneut seine Verordnung ihm aufzwang, verflog jeder Hoffnungsschimmer aus Delians Engelsgesicht.

"Du wirst diese Bestie heute in dir zurückhalten, ansonsten werde ich dafür sorgen, dass es bittere Konsequenzen nach sich zieht."

Delians Kiefer pressten sich hart aufeinander und seine Hand umklammerte so hartnäckig seinen Speer, dass seine Fingerknochen weiß hervorstachen. Er war stinksauer, das ließ sich definitiv nicht überspielen. Dennoch nickte er gehorsam Remmes zu.

BLACK FEATHER (Wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt