Kapitel 22.1

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Hatte Torben das eben tatsächlich gefragt oder hatte ich mich verhört? Ich hatte ja bereits vermutet, dass sein Gefallen etwas mit Lisa zu tun hatte, dass er allerdings unbedingt wollte, dass ich über die Bilder eine Verbindung zu ihr aufbauen soll, obwohl sie noch nicht einmal wussten, welche Folgen es für mich haben würde, war für mich unbegreiflich. Noch dazu sorgte seine Aufforderung dazu, dass es mich innerlich zerriss. Hatte er etwa nur mit mir gespielt und keine ernsthaften Gefühle für mich?

Noch immer wartete Torben auf eine Antwort. Ich konnte ihm ansehen, dass er im Augenblick nicht wusste, wie es um meine Emotionen stand. Der Schmerz saß tief. Ich hatte gehofft, nun, dass wir uns nähergekommen waren, würde Lisa für ihn etwas in den Hintergrund rücken. Doch noch immer stand sie an erster Stelle. Ich hatte vermutlich nicht den Hauch einer Chance sie abzulösen und das machte mich auf einmal so wütend, dass ich mich aus seiner Umklammerung befreite und ihn einige Meter von mir stieß. Überrascht sah er mich an. Ich wusste, dass für ihn die Unterhaltung noch nicht beendet war, doch ich ließ ihn nicht zu Wort kommen und brachte erneut meine Fäuste bei ihm zum Einsatz. Natürlich war er viel zu schnell und meine Reaktion unvorhersehbar. Ich nutzte jedoch die Chance, als er wieder versuchte zu sprechen, und traf ihn an der Schulter.

"Das war nicht nett."

Ich hörte nicht auf, mit meinen Fausthieben. Ich konnte einfach nicht verstehen, wieso er mit mir geschlafen hatte und mich dann wieder gefühlskalt fallen ließ. Wieso reichte ich ihm nicht aus?

"Sachte...... sachte........ Sherin. Du solltest auch mit Köpfchen kämpfen." 

"Dann geh bitte und lass mich mit Levente kämpfen!"

Meine Antwort kam ziemlich schroff, aber ich fühlte mich so ausgenutzt und weggeworfen, dass ich bei Torben derzeit nicht richtig kämpfen konnte. Dafür spielten meine Gefühle für ihn viel zu verrückt.

"Was ist denn los mit dir?", kam es tatsächlich aus seinem Mund.

Von da an konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und es sprudelte einfach so aus mir heraus:

"Du fragst mich ernsthaft was mit mir los ist? Du bist doch derjenige, der wie ein wildgewordenes Tier über mich hergefallen ist und mich am nächsten Morgen einfach liegengelassen hat, wie ein paar getragene Strümpfe! Dann versuche ich mit dir darüber zu sprechen und du blockst ab! Entweder können wir uns beide kaum beherrschen oder aber du fängst wieder von deiner Ex an, dieser Lisa. Wie soll ich mich da bitteschön fühlen, hä? Und die Krönung von allem ist, dass ich Lisa wohl wieder zurückholen soll, habe ich das richtig verstanden?"

Wortlos nickte mir Torben zu und schaffte es dabei nicht einmal, mir ins Gesicht zu sehen. Ich hatte mich in die Raserei geredet und mein Puls lief auf Hochtouren. Im Augenblick brauchte ich etwas zum Zerschmettern, um meinen Gefühlszustand wieder etwas zu normalisieren.

"Sherin, hör mal, wegen gestern...", fing Torben an, doch ich unterbrach ihn sofort. 

"Ich will darüber nichts mehr hören. Du hast mir mehr als klargemacht, dass ich dir nichts bedeute."

"Das stimmt überhaupt nicht."

"Aber nicht so viel, wie deine Gefühle für Lisa."

Er verstummte und sah wieder erniedrigt zu Boden. Ich konnte meinen Zorn nun nicht mehr zurückhalten. Mit voller Energie schleuderte ich Torben nach draußen aus dem Trainingsraum. Unsanft landete er auf dem Po, gerade in dem Moment, als Levente erschien. 

"Was ist denn hier los?"

Seine schneidende Stimme war mir allzu bekannt, noch dazu sein fieser Blick, wenn er seine Augen zu Schlitzen verengte.

"Ich denke, sie ist jetzt mehr als bereit für einen Kampf mit dir."

Mühsam rappelte er sich auf und schaute mich noch ein letztes Mal an. Mitleid lag in seinen Augen. Ich ertrug diesen Blick auf mir nicht und drehte ihm den Rücken zu.

"Das sehe ich. Warum hörst du eigentlich nie auf das, was man dir sagt?", fragte Levente ihn. "Hatte ich nicht gesagt, du sollst warten!"

Ich konnte mir nur allzu gut vorstellen, wie Levente Torben nun böse anzufunkeln schien, und ich war froh darüber, dass er glücklicherweise nicht mich meinte.

"Tut mir leid, aber ich konnte einfach nicht widerstehen."

Allein seine Stimme beförderte meinen Puls wieder ins Unermessliche und das, obwohl ich ihn noch nicht einmal sehen konnte. Meine Neugier war zu groß. Ich konnte nicht anders, als mich wieder zu ihm zu drehen. Seine intensiv stahlgrauen Augen bohrten sich in Meine. Es war gerade so, als hätte sich nie ein Streit zwischen uns ereignet. Ich fühlte mich wie Wachs unter seiner Beobachtung. Doch irgendetwas schien Levente und Torben zu verwirren.

"Hörst du es auch?", sah Torben Levente an. Er nickte.

"Was ist das?"

"Ich habe keinen blassen Schimmer, aber ich habe dieses Summen bei ihr schon öfters gehört", meinte Torben. 

"Hallo? Trainieren wie jetzt endlich weiter?", richtete ich mein Wort an Levente.

"Bekomme ich noch eine Antwort?", war Torbens liebreizende Äußerung. 

So langsam beschlich mich das Gefühl, dass Torben vor wenigen Minuten deswegen so anziehend auf mich wirkte... er wollte mich manipulieren, meine Entscheidung zu überdenken. Ich schenkte ihm ein künstliches Lächeln und erwiderte in einem ebenfalls liebreizenden Tonfall:

"Ich denke, du weißt genau, was ich darauf sagen würde."

Ich ließ die Situation noch etwas auf ihn wirken, bevor ich ihm ein bitteres:

„Verschwinde!", entgegenwarf und ihm wieder den Rücken zuwandte.

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Dieses Mal mit weniger Text, dafür wird es aber beim nächsten Mal etwas mehr ; )

Mich stört der Anfang dieses Kapitels mit den vielen "hatten" etwas. Mir fällt jedoch keine Alternative ein. Falls ihr Vorschläge habt, schreibt mir gerne.

BLACK FEATHER (Wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt