Kapitel 4.3

1.1K 96 42
                                    

"Du bist ... bist du ein Engel?"

Vollkommen überwältigt von dem Anblick seiner wundervollen Federn starrte geradewegs auf dieses faszinierende Meisterwerk.

"Ich war ein Engel. Dir ist mit Sicherheit nicht entgangen, dass meine Flügel schwarz sind."

Noch immer betrachtete ich begeistert das lebende vollendete Kunstwerk das vor mir verweilte, und mit mir sprach. Seitdem ich diesem Mann zum ersten Mal begegnet war, verwirrte mich diese unbeschreiblich starke Anziehung, die er auf mich hatte. Kaum hielt er sich in meiner Nähe auf, setzten meine Gedanken für einen kurzen Moment aus, und ich hatte das Gefühl zu hyperventilieren. Alles schien nicht mehr wichtig zu sein, sondern es zählte einzig und allein dieser Moment, den ich mit Torben verbringen durfte. Obwohl ich ihn nicht kannte, war ich so sehr auf seine Zuneigung aus wie noch bei keinem anderen Mann.

Doch im Augenblick waren es seine Federn denen ich meine volle Aufmerksamkeit schenkte. Als er nun mit seinen gewaltigen Flügeln vor mir stand, bescherte er mir einen solch überragenden Anblick, der niemals in Vergessenheit geraten würde. Die Ornithologin in mir erwachte zu neuem Leben. Es war mir unmöglich, meine Blicke von diesem unglaublichen Fund zu lassen, und so zu tun, als hätte ich nie etwas davon gesehen. Ich inspizierte ihn wie ein Ausstellungsstück und begutachtete die Lebendigkeit seiner Flügel.

"Hey, was soll das! Bist du vielleicht auch einmal auf die Idee gekommen, dass das für mich nicht gerade angenehm ist."

Torbens barschen Unterton ignorierte ich, als ich mir seine Feder eingehend betrachtete, die ich ihm soeben aus seinem Flügel gezupft hatte, und mir irgendwie versuchte, einen logischen Reim über die Gesamtsituation zu bilden. Die Visionen, die ich zuletzt von seiner anderen schwarzen Kostbarkeit in meiner Hand vermittelt bekommen hatte, blieben mir glücklicherweise erspart.

"Faszinierend. Eine solche Art ist mir bisher noch nie untergekommen."

"Das liegt vielleicht daran, weil sie von keinem Vogel stammt. Entschuldige, wenn ich deinen Unterricht unterbreche, aber wir sollten uns nicht allzu lange hier aufhalten. Ich hatte dir doch die Verhaltensweisen der Kopponen erklärt."

Schleunigst verstaute ich die Feder in meiner Gesäßtasche, bevor sich neue Visionsbilder, die sich langsam ihren Weg in mein Gehirn suchten, festigen konnten.

Wenn ich die Feder ohne weitere Komplikationen untersuchen will, muss mir etwas einfallen, um meine Anfälle zu unterdrücken.

"Verstanden. Kein Trödeln mehr."

Er öffnete seine Arme und schien darauf zu warten, dass ich zu ihm kam.

"Na los", animierte er mich.

"Ich versteh nicht ganz."

Ihm ging es scheinbar nicht schnell genug, daher schnappte er sich meinen Arm und zog mich unsanft zu ihm an die nackte durchtrainierte Brust. Verlegen nahm ich meine Hände von seinem verschwitzten viel zu begehrenswerten Oberkörper. Ich hatte das Gefühl, dass seine Augen kurz aufblitzten, doch dann richtete ich meinen Blick wieder zu Boden und vernahm ein herzhaftes Lachen von ihm.

"Ich beiße nicht, Kleines, du brauchst also keine Angst vor mir zu haben."

"Wie kommst du darauf, dass ich Angst vor dir hätte?"

"Indem du dich so benimmst, wie ein kleines Küken das am liebsten zurück in sein Ei kriechen will."

Ich starrte ihn von unten herab an, da er mich bei weitem an Größe überragte. Fest zog er mich an seine Brust.

"Jetzt stell dich nicht so an, und halte dich an mir fest."

Zögernd legte ich meine Arme um seinen breiten Torso, als er mich an sich drückte und sofort darauf seine Flügel ausbreitete. Langsam erhoben wir uns in die Lüfte. Meine Umklammerung nahm zu, als ich sah, wie schnell Torben uns nach oben brachte und ich panisch meinen Blick von unten abwandte. Ich kam mir vor wie ein billiges Frachtpaket, das irgendwo nun zur Auslieferung gebracht wurde. Torbens Flugtempo war zwar recht angenehm für meinen Geschmack jedoch viel zu schnell. Mir war durchaus bewusst, dass wir unter einem gewissen Zugzwang standen, und ihm keine andere Möglichkeit blieb. Dennoch änderte es nichts an der Tatsache, dass mir die Übelkeit in den Hals stieg, und ich mich direkt, bei seiner unglücklichen Landung auf dem vertrockneten Boden, übergeben musste.

Wie peinlich.

"Tut mir leid. Das ist mir irgendwie alles zu viel."

Er grinste mir mit einem frechen Blick entgegen.

"Ich mache dir keine Vorwürfe."

Ich wischte mir die letzten Brocken vom Mund und atmete noch einmal tief durch, damit sich mein Kreislauf wieder etwas stabilisierte. Der ekelhafte Geschmack nach Erbrochenem haftete an meiner Zunge wie eine Ladung Knoblauch, was sich nicht so leicht aus meinen Geschmacksnerven bereinigen ließ. Ich spuckte noch einige Male auf den Boden, um den üblen Nachgeschmack aus meinem Mund zu verbannen, bevor ich mich schließlich dem Geschehen zuwandte.

Beeindruckt umschweiften meine Blicke die breite Fläche der angesagten Party, die draußen im Freien stattfand. Die laut dröhnende Musik war kaum zu überhören. Ich hielt mich jedoch mit Torben einige 100 Meter entfernt vom Festival, oder was auch immer das da unten sein sollte.

"Siehst du das, oben im Himmel", machte mich Torben auf den wolkendurchzogenen Horizont aufmerksam.

"Du meinst die Blitze?"

"Falsch. Keine Blitze. So etwas geschieht, wenn sich Einige dort oben auf einen Kampf vorbereiten."

Ich beobachtete die feinen kaum wahrnehmbaren Lichterscheinungen, die sich zwischen den Wolken bemerkbar machten.

"Genau dort muss ich hin", erklärte er mir.

"Wir sind also schon da? Hier findet das Ganze statt?"

Er nickte, und überprüfte gleichzeitig den Halt seiner beiden Schwerter auf dem Rücken.

"Engel wählen immer einen sehr impulsiven Ort aus, um ihr Gefecht auszutragen. Sieh dir die Menschenmasse dort unten an. Meinst du, einer von ihnen würde nach oben zum Himmel sehen, und etwas Ungewöhnliches bemerken?"

Ich blickte hinunter zur Menge. Die meisten schienen bereits ziemlich besoffen, wenn nicht sogar vollkommen breit zu sein.

"Wohl eher nicht."

"Also weißt du nun auch, wieso sie sich gerade diesen Bereich hier ausgesucht haben."

"Okay. Wie gehen wir nun vor?"

Ich war mehr als bereit, sie abzulenken. Vielleicht lag es aber auch daran, dass sie gerade eines meiner Lieblingslieder "Don't be so shy" von Imany, spielten. Ohne auf Torbens weitere Anweisungen zu warten, näherte ich mich der tobenden Menge, die rhythmisch zum Takt der Musik tanzte und sprang.

"Hey! Wo willst du denn hin?"

Ich blieb stehen und drehte mich noch einmal zu Torben, der mir etwas verständnislos entgegenblickte.

"Ich werfe den Köder aus!"

Dann wandte ich mich von ihm ab, und begab mich auf den Weg des Ungewissen.

"Wenn ich heute wirklich sterben sollte, dann wenigstens mit einem Lächeln auf dem Gesicht", sagte ich zu mir selbst, bevor ich im Strudel der Menschenmasse verschwand.

************

So, und jetzt seid ihr am Zug ; )

Ich bräuchte für übernächste Woche, einige seltene Namen, die ich in meiner Geschichte mit einbringen kann. Vielleicht habt ihr ja bereits Ideen ....
Dann her damit, und ab zu den Kommentaren ; )

Nicht wundern, das obige Kommi von mir, ist bereits etwas älter. Die Namen stehen bereits, aber vielleicht hat der Ein oder Andere noch einige Ideen : )

BLACK FEATHER (Wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt