Kapitel 16

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"Bravo, Applaus! Dass du ihn doch noch erkannt hast!", applaudierte Liam schadenfroh in seiner schwarzen Anzugskluft.

"Das ist Bodhir. Los Bodhir, erzähl ihnen doch einmal, was du als Maulwurf alles so angestellt hast."

Mit einem Mal verblasste mein heller Strahl.

Moment. Bodhir ist der Maulwurf?

Noch immer hielt ich die Säge fest in meiner Hand umklammert, als würde sie zu meinem eigenen Besitz gehören, doch die derzeitige Unterhaltung beschäftigte mich einfach viel zu sehr, als dass ich dazu in der Lage wäre, sie zu überhören. Ich sah in Liams Richtung und versuchte den Mann neben ihm zu erkennen, aber dieser Fremde hatte nichts mit Bodhir gemeinsam. 

"Ich war es leid, immer einer der Schwächeren zu sein und nicht wahrgenommen zu werden, bis ich schließlich auf Liam stieß. An einem Tag der Himmel und Hölle Sitzungen bot er mir einen Handel an. Er würde mir das Aussehen und die Macht verschaffen, wovon ich schon mein gesamtes Leben auf Erden und als Engel geträumt habe. Und wie ihr seht, hat er sein Wort gehalten."

Selbst seine Stimme klang vollkommen anders, tief und kratzbürstig, im Vergleich zu Bodhirs einst melodiösen viel zu hohen Tonlage. Sein durchtrainierter Körper passte so gar nicht zu ihm. Das Einzige woran man ihn noch erkennen konnte, war sein Pagenhaarschnitt und sein Kampfstab. 

"Ich habe es genossen, Lisa zu quälen und zu töten."

Ich merkte, dass Torben sich kaum noch zurückhalten konnte. 

"Aber noch mehr habe ich es genossen, als ich mit eigenen Augen zugesehen habe, wie du den Falschen getötet hast und zum gefallenen Engel wurdest."

Er lachte höhnisch und schaute genugtuend zu Torben hinab. 

"Du Schwein", kam es zähneknirschend aus Torbens Mund.

Ich konnte seinen Zorn regelrecht spüren. 

"Denkst du ernsthaft, du hast eine Chance gegen uns Beide?"

Liam schien das Ganze wohl tatsächlich für eine Showeinlage zu halten.

"Wer sagt denn, dass er alleine gegen euch kämpft."

Sole stellte sich neben Torben und ich reagierte genauso blitzschnell. 

"Ich denke, ihr seid in der Unterzahl und mich scheint Ileijaeil wohl sehr zu mögen."

Gekonnt schwang ich die Säge, die einen zarten singenden Klang von sich ließ. Liam und Bodhir erstarrten. Sofort setzte Liam seinen Stab ein und versuchte sich die Säge wieder zurück zu ergattern. Mit Erfolg. Ich hatte sie nicht mehr unter Kontrolle, zumindest wusste ich nicht, wie ich sie aktivieren konnte, dafür fehlte mir in der kurzen Zeit die Erfahrung. 

"Tja Schätzchen, das nenne ich wohl Pech. Aber solch eine Säge lässt du wohl lieber die richtigen Männer bedienen. Wir sehn uns."

Nachdem Liam mir mit der Säge in der Hand siegessicher zugezwinkert hatte, verschwand er mit Bodhir zusammen in einem schwarzen aufkommenden Rauch, gerade als Torben zu ihnen stürmte. Er schrie vor Raserei auf, als er nichts weiter, wie Rauch zwischen seinen Fingern hielt. Die Erkenntnis saß wie ein schwerer Wackerstein in meinem Magen. Bodhir sollte für Remmes Tod verantwortlich sein? Der tollpatschige, schusselige Bodhir, den ich kannte? Es wollte einfach nicht in meinen Kopf hinein. Und nun waren sie weg. Einfach so in Luft aufgelöst. 

"Sie kommen wieder", nahm ich Soles monotone Stimme wahr.

Sie sah in meine Richtung und ich konnte ihr ansehen, dass sie weitaus mehr wusste, als ich. Unser Kampf hatte sich wohl vorerst erledigt, was Torben so gar nicht gefiel. Er ließ seine Wut an den umherstehenden Möbeln in meinem vertrauten, jedoch mittlerweile leblosen Heim, heraus. Delians Kampf war jedoch noch nicht beendet. Der riesige Koppone ließ sich nicht so schnell abwimmeln. 

"Bodhir ist vielleicht weg Torben, aber der Koppone der Lisas Haut trägt, ist noch da."

Ich versuchte ihn somit etwas abzulenken, seine Wut an diesem Geschöpft auszulassen, welches kein Recht dazu hatte, die Haut eines Engels zu tragen. Es funktionierte. Torbens rasender, irrer Blick schnellte hoch und nahm den Kopponen ins Visier. Wie ein wildgewordenes Tier rannte er auf den Kopponen zu, ohne Rücksicht darauf, dass Delian sich gerade mit ihm in einem ziemlichen Gerangel befand. Delian als dieses Insekt zu sehen, war wirklich seltsam und kaum zu glauben. Er war stark, und hatte dem Kopponen tatsächlich den ein oder anderen Kratzer zugefügt. Mit aller Gewalt mischte sich nun Torben in das Geschehen mit ein und drückte das grüne Insekt weit nach hinten. Ich war überrascht, wieviel Kraft in Torben steckte. 

"Der gehört mir! Wenn ich auf meinen Kampf mit Bodhir noch warten muss, dann werde ich wenigstens dieses abartige Geschöpf erledigen!"

Ich hoffte stark darauf, dass er die Situation nicht völlig unterschätzte. Gerade als ich Delian, der immer noch als Insekt verwandelt war, Rückendeckung geben wollte, winkte er zurück und meinte nach vorne gewandt. 

"Nein! Ich regel das hier alleine!"

"Torben, nun sei doch vernünftig. Wenn noch nicht einmal Delian in seiner Gestalt gegen dieses Etwas ankommt, wie soll es dir denn gelingen?" Nevia schien sich ernsthafte Sorgen zu machen. 

"Keine Angst, ich werde nichts mehr von ihm übriglassen."

Dieses dunkle Lachen in seiner Kehle, löste in mir einen gewaltigen Schrecken aus. So hatte ich ihn bisher noch nie gesehen. Er war wütend, dennoch schien es, als ob er seine Wut jetzt im Griff hatte und einzig und allein für einen Zweck benutzen wollte. Diesen Kopponen vor ihm zu zerstören. 

"So habe ich ihn das letzte Mal erlebt, als er gegen Harry angetreten ist."

Ich erschrak kurz, als ich die einschneidende Stimme von Levente neben meinem Ohr vernahm. 

"Wer ist Harry?"

"Harry ist der Engel, den Torben getötet hatte, weil er dachte, er hätte Lisa auf dem Gewissen."

"Du warst dabei?", kam es viel zu verblüfft aus meinem Munde. 

"Oh ja, und das war auch das erste Mal für mich, als ich Bekanntschaft mit dem anderen Torben machte."

"Dem anderen Torben?"

Levente nickte und fuhr sich seine Strähne mit den dunkelroten Kugeln hinters Ohr. Er zeigte mit dem Finger zu Torben.

"Ja, diesen Torben. In jedem von uns steckt eine dunkle Seite. Du hast Deine vor Kurzem ja auch erst kennengelernt. Und das hier, ist Torbens allerschlechteste Seite."

Ich sah nach vorne zu dem Mann, der mein Herz gestohlen hatte. Er hatte nichts mehr mit dem Mann gemeinsam, den ich einst kennengelernt hatte. Seine Gesichtszüge wirkten düster. Wie ein Tier knurrte er und hatte beide seiner Hände zu Fäusten geballt. Sein Kampfgeist war geweckt. Er wirkte gerade so, als ob er zu allem bereit wäre. 

"Los, lass uns spielen, du abartige Kreatur", begann Torben den Kampf, bevor er sich mit einem gewaltigen Schrei und seinen kaputten Schwertern auf den Kopponen stürzte.


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BLACK FEATHER (Wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt