Kapitel 23.2

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"Glaubst du etwa, deine Chancen sehen jetzt besser aus, Sherin?!"

Delian war wütend, das merkte man. Er zerriss sein Hemd und formte seinen Rücken zu einem Katzenbuckel.

Oh, oh, gar nicht gut.

Ich ahnte bereits, was das zu bedeuten hatte. Er war kurz davor, sich in dieses ekelhafte, grünliche Insekt zu verwandeln. Es ging alles so schnell, dass ich kaum reagieren konnte. Er hatte sich in wenigen Sekunden in eine scheußliche Gestalt verwandelt. Die beiden Krallenhände kamen langsam auf mich zu. Er war überzogen mit einer Schleimschicht, die aussah wie frische Sabber. Seine dunkelroten Glupschaugen waren nicht zu übersehen und wirkten unheimlich bedrohlich auf mich. Ich wagte einen Angriff und stemmte meinen linken Arm auf den Boden, damit die Verästelungen sich ihren Weg zu diesem Ungetüm von Delian suchen konnten. Nevia hatte sich etwas zurückgezogen und redete leise auf ihn ein. Mir war noch gut in Erinnerung geblieben, dass nur sie diejenige war, die ihn beruhigen und wieder zurückverwandeln konnte. Es schien, als würde sie genau das versuchen. Sie versuchte ihn im Zaum zu halten, damit nicht alles eskalierte. Das war vielleicht meine Chance auf einen Sieg.

Die Verästelungen schlängelten sich schnell zum Delian Monster. Doch kaum hatten sie ihn ansatzweise erreicht, schnitt das Ungetüm mit seinen riesigen Wiederhakenhänden, ohne Probleme die Verästelungen durch. Zielstrebig kam es auf mich zu und klapperte mit den skorpionsartigen Händen. Ich wich einige Schritte zurück und versuchte mir in der Not eine andere und bessere Strategie zu überlegen. Mir fiel auf Anhieb keine Gute ein, also wählte ich den frontalen Angriff. Das Ungetüm war schnell, viel schneller mit seiner Armtechnik, als ich erwartet hatte. Während ich ihn attackierte, startete er gleichzeitig einen Gegenangriff, den ich nicht voraussah, da seine Schnelligkeit meinen Sehnerv vollkommen überforderte. Er packte mich mit seinen Krallen und drückte zu. Ich hatte Probleme, Luft zu bekommen und ordentlich durchzuatmen. Wenn er so weitermachen würde, dann würde er mich zerquetschen.

"Delian! Schluss damit! Wirf sie über die Matte und dann ist das Spiel vorbei!"

Nevia hatte ihn tatsächlich hervorragend unter Kontrolle.

Er zögerte, kein gutes Zeichen. Seine messerscharfen Krallen bohrten sich in meinen Bauch hinein. Es war schmerzhaft, aber noch auszuhalten. Noch. Mit einem Mal hatte er mich wie einen toten Kadaver über den Trainingsring geschmissen.

Unsanft landete ich auf der sehr ausdehnbaren Wiese, die einen leicht nach unten zog. 

"Arschloch!", rief Jemand von außerhalb.

Langsam richtete ich mich auf und sah Torbens wütendes Gesicht und wie er die Hände zu Fäusten ballte. Dann erst sah ich an mir hinunter und bemerkte die vielen Einstiche in meinem Bauch. Sie waren nicht sonderlich tief, trotzdem beförderte sich eine Menge Blut nach draußen. Delian hatte sich mittlerweile wieder zurückverwandelt und Nevia bedeckte seinen schweißnassen Körper mit einem weißen Tuch. Er zitterte am ganzen Körper. 

"Haben wir gewonnen, Baby?"

Nevia küsste ihn eindringlich. Dann sagte sie mit tränenerstickter Stimme:

"Ja, du verrückter Junkie."

"Du verdammter Dreckskerl. Das zahl ich dir heim!", polterte Torben von der anderen Seite.

Sole hielt ihn zurück, sonst hätte er sich vermutlich noch auf ihn gestürzt. Delian schaute verwirrt von Torben zu mir und entdeckte die Wunden auf meiner Haut.

"Na wenn sie das nicht aushält, dann braucht sie erst gar nicht mitzukämpfen."

"Du..." 

"Ist schon gut, Torben", hielt ich ihn auf.

Er sah mich einen Augenblick verständnislos an. Doch dann nickte er mir kurz zu und kehrte mir anschließend den Rücken.

Der nächste Kampf würde nicht leichter werden. Artis wartete bereits.


Ich musste versuchen, meine Angst in den Griff zu bekommen. Nur fühlte ich mich ohne meine Schlangenwaffe so unvollkommen, als würde ein Teil meiner Selbst fehlen. Ich wusste, das war kompletter Blödsinn, trotzdem blieb das seltsame Gefühl weiterhin bestehen. Levente war, nach meinem Kampf mit Delian und Nevia, an mich herangetreten und hatte mich höflichst darum gebeten, die Schlangenwaffe wieder in der Truhe zu verstauen, in der sie die letzten Jahre über verbracht hatte, da ich sonst nicht aus eigener Kraft kämpfen würde. Mir war das zwar nicht so recht, da jeder Krieger auch eine Waffe besaß, mit denen sie kämpften, aber ich sagte nicht viel dazu, immerhin ging es ja schließlich um meine Prüfung.

Es war gar nicht so einfach die silberne Schlange von meinem Arm zu bekommen, weil sie sich wieder so dermaßen fest um meinen Arm gewickelt hatte, dass es für mich fast unmöglich war, sie abzunehmen. Als ich sie in die Truhe legte, hatte Levente Mühe die Schlange im Zaum zu halten und die Truhe zu schließen.

Tja, und nun stand ich im Ring mit Artis, vollkommen nackt, also metaphorisch gemeint, und ihm willenlos ausgeliefert, während er sich mit seinem Morgenstern kampfbereit machte.

Trotz seines massigen Körpers, war er sehr geschickt mit seiner Waffe. Den einzigen Vorteil, den ich hatte, war meine Schnelligkeit. Was mich allerdings sehr zum Grübeln brachte, war, dass er niemals sein Ziel verfehlte und das war derzeit keine andere als ich. Er schwang den Morgenstern in seiner rechten Fleischklumpenhand, als wäre seine Waffe ein Fliegengewicht. Meine einzige Chance bestand darin, ihn mit meiner Schnelligkeit müde zu machen. Was mir allerdings durch meine Bauchverletzung nicht gerade leicht fiel. Trotzdem gab ich alles, was in meiner Macht stand. Mein Verband, den mir Levente fürsorglich um meinen Bauch gewickelt hatte, war wieder blutgetränkt. Ich wusste, dass ich die Wunde überanstrengte, aber mir würde später, wenn es zum ernsten Gefecht zwischen Himmel und Hölle kommen würde, vermutlich nach schwerwiegendere Wunden zugefügt werden, da waren die winzigen tiefen Stiche in meinem Bauch wohl ein Witz.

Also versuchte ich meine Chance in die Tat umzusetzen. Ich tänzelte um ihn herum, gewährte aber noch genügend Abstand, dass er mich nicht mit seinem Morgenstern traf. Ich war sehr verwundert darüber, dass ihn sein langer, rötlicher, ungepflegter Bart nicht beim Kampf hinderte. Genauso wie sein lange zottelige Mähne, die er stets offen trug. Er kam einem dicken kleinen Zwerg schon sehr nahe, aber einem Zwerg vor dem man Respekt hatte. Auch er nahm gegenüber mir keine Rücksicht. Er schlug mit seiner stacheligen Metallkugel immer wieder nach mir aus und ich hatte Not, mich vor ihm zu retten. Es war immer nur haarscharf.

Ich versuchte einige Fausthiebe in seinen Bauch hinein, traf jedoch nur seine gepolsterten Fettmassen, was ihm nicht sonderlich viel ausmachte. Am Ende war nicht nur Artis außer Puste, sondern mir machte die kontinuierliche Bewegung auch sehr zu schaffen. Meine Wunde verschaffte mehr Komplikationen als erhofft und ich bekam mit einem Mal keine Luft mehr. So langsam fragte ich mich, wer hier wen müde machte. Artis hatte mich in eine Ecke des Ringes gedrängt und ich konnte seinem energischen Schlag nur ausweichen, indem ich meinen Oberkörper nach hinten bog und genau in diesem Moment ertönte der Pfiff. 

"Sherin hat sich über den Ring gebeugt! Artis gewinnt den Kampf!", rief mir Levente zu.

 Erleichterung breitete sich in mir aus, denn ich war mit meinen Kräften wirklich am Ende. Ich war so froh darüber, dass ich später mit Artis zusammen in einem Team kämpfte, sonst wäre ich mit Sicherheit dem Untergang geweiht. Einen Vorteil hatte ich jedoch, und zwar, dass mein Körper so schnell verheilte, obwohl ich immer noch keinen blassen Schimmer hatte, wieso.

Ich schluckte, als ich an meinen nächsten Gegner dachte. Torben. Ein regelrechtes Gefühlschaos brach in meinem Inneren aus und ich verfluchte mich dafür, dass ich diesem Mann so verfallen war. Trotzdem würde ich es ihm nicht leichtmachen. Was für ein Glück konnte er nicht in mich hineinschauen. Ich war zwar innerlich hoffnungslos in ihn verliebt, aber ich brauchte es ihm ja äußerlich nicht preiszugeben. 

Na das kann ja heiter werden, sagte ich mehr zu mir selbst, als ich sein Antlitz von Weitem ins Auge gefasst hatte und sich mein Herz erneut selbständig zu machen schien.

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Hier mal wieder ein neuer Teil meiner Story.

Eine kurze Frage an euch Leser. Welchen Charakter findet ihr bisher am Besten? Ich freue mich auf eure Kommentare ; )

BLACK FEATHER (Wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt