Todesschrei

938 67 24
                                    

Torben hatte ihn bereits seit einiger Zeit nicht mehr zu Gesicht bekommen. Daher musste diese Angelegenheit wohl ziemlich wichtig sein, wenn der Henker der Hölle persönlich aus seinem Loch hervorgekrochen kam. Für Remmes, als Vollstrecker des Himmels, war es normal, dass er die Gruppe bei diversen Kämpfen unterstützte.

Es liegt ihm eben im Blut.

Doch dieser einfallslose Mann im Zylinder, mit seiner arroganten hochnäsigen Art, war alles andere als ein Krieger. In seiner schlaksigen Statur trat er ein paar Schritte nach vorne und erkundete misstrauisch die obere Umgebung. Lange konnten sie sich nun nicht mehr im Gras verstecken. Torben blickte in Remmes Richtung, der gegenüber von ihm am Hügelrand seinen Platz eingenommen hatte. Ihre Blicke trafen sich, und als Remmes schließlich nickte, wusste er, dass es Zeit war für die erste Attacke. Ein kurzer Blick zu Delian, Nevia und Artis genügte, und die Drei machten sich startbereit.

In wenigen Sekunden richtete sich Nevia auf und fing an, ihre Pfeile auf die vier Kopponen zu schießen. Sie war schnell und beherrschte Lisas Part sehr gut. Eine würdige Nachfolge die sich blicken lassen konnte. Die Angriffe der Pfeile vermehrten sich so drastisch, dass er nun zu seiner Überraschung einen Pfeilhagel beobachten konnte, der auf die Kopponen niederprasselte. Ein Großteil der Pfeile prallte am Metallmantel der Viecher ab, doch einige trafen ihr Ziel ins rohe Fleisch hinein. Obwohl der Bewegungsrhythmus der Kopponen nicht sonderlich schnell war, konnten sie die Pfeile gekonnt abwehren. Einer der Kopponen setzte seine dünnen Fliegenflügel ein, um Nevia von ihrem Vorhaben abzubringen.

Zeitgleich sprangen Artis und Delian aus ihren Verstecken. Artis stürzte sich mit einem gewaltigen Kampfschrei, auf den bemüht fliegenden Kopponen und schleuderte ohne zu zögern den Morgenstern in das entstellte Gesicht hinein. Die scharfen Spitzen bohrten sich in das abgenutzte Fleisch hinein und die Nähte, die das Gesicht einigermaßen zusammenhielten, platzten auf. Eine schwarze Teermasse floss in großen Zügen aus den Wunden heraus, doch wie Torben Artis kannte, reichte ihm dieser Zustand noch lange nicht aus.

Torben beobachtete, wie Artis weitere Male auf dieses Monster einschlug und mit ihm zusammen zu Boden ging. Er wandte seinen Blick zu Delian, der Nevia als Schutzschild diente und die Angriffe der überraschend auftauchenden Bogenschützen, mit seinem Speer mit Leichtigkeit abwehrte. Torben musste jedes Mal aufs Neue über Delians Geschicklichkeit mit seinem Stock staunen. Diese Waffe war wohl eher als Piek Stock zu bezeichnen, als dass es einem Speer nahekam. Torben konnte durchaus nachvollziehen, wie schwer es Delian in diesem Kampf fiel, seine andere Seite nicht an den Feinden herauszulassen.

Mit einem Mal hatte der Henker der Hölle Torbens volle Aufmerksamkeit erlangt, als er die rote Kugel seines Gehstocks umgriff und Diese unter seiner Handfläche schließlich anfing zu glühen. Remmes schaltete schnell. Seine Hände waren zu Fäusten geballt, sodass seine unvorteilhaft dicken Ringe umso mehr zur Geltung kamen. Nur dieses Mal waren sie Mittel zum Zweck, denn Torben wusste ganz genau was sein bester Freund im Schilde führte.

Im gleichen Moment, als sich Remmes aufrichtete, schossen bereits seine Ringe wie kleine flinke Murmeln, auf die rote Kugel seines Gegners hinab. Sie ließen nichts von ihr übrig. Ein Klirren erklang, als die Kugel platzte, der rote Rauch aus dem Inneren erlosch, und sich kleine Glassplitter auf dem Boden verteilten. Das Fluchen des überheblichen Richters war kaum zu überhören, doch er überspielte seine Wut mit einem süffisanten Grinsen, dass er nun an Remmes richtete.

„Remmes. Ich wusste, dass wir uns irgendwann als Feinde gegenüberstehen würden."

Torben ließ die Beiden keine Sekunde aus den Augen.

„Du vergisst eine Sache, Liam. Wir waren schon immer Erzfeinde. Die Friedenssitzungen sind hierbei nicht von Bedeutung."

Torben sah mit an, wie Liam dem stramm gebauten Mann, der sich neben Red Hunter postiert hatte, ein kurzes Nicken zur Zustimmung erteilte. Das war der Moment, als Torben das Wort ergriff und den letzten beiden Kriegern ihre Anweisung gab.

„Angriff!"

Leventes Messer schossen von rechts nach links in einem 180 Grad Bogen hinunter zur Ruine und Torben musste regelrecht in Deckung gehen, um nicht von einem seiner Waffen getroffen zu werden. Ihm blieb keine Zeit mehr abzuwarten, denn der Mann an der Streckbank machte sich nun an Red Hunter zu schaffen, und das musste er auf jeden Fall verhindern.

Während seines Falls in die Ruine, zog er seine beiden Schwerter aus der Scheide am Rücken hervor und landete direkt vor dem kräftigen Mann, der überaus erfreut über Torbens Ankunft zu sein schien.

Nevia war zusammen mit Delian mittlerweile unten in der Ruine am Kämpfen, während Artis viel zu sehr mit dem aushäuten der Kopponen beschäftigt war.

„Ein Kinderspiel", lachte er freudig in seinen Vollbart hinein, während er einer weiteren Kreatur die Gliedmaßen zertrümmerte.

Torben näherte sich vorsichtig dem oberkörperfreien Mann, als würde er einen tollwütigen Hund versuchen zu beruhigen. Mit seinen viel zu kurzen Beinen stand er, nur mit einem Stofffetzen an Hose bekleidet, vor ihm, die man durch seine Fettpolster hindurch kaum richtig wahrnehmen konnte. Wie er sich in seinem Zustand noch bewegen konnte, war Torben fraglich. Doch das musste er auch nicht großartig. Er grinste ihm gehässig entgegen, als er die Steuerung der Streckbank betätigte.

„Mal sehen, wie schnell du bist um deinen kleinen Freund zu befreien", wandte er sein schadenfrohes Gelächter an ihn.

Red Hunter atmete hörbar aus, und Torben merkte, dass er den Schmerz so gut es ging versuchte in sich aufzunehmen. Doch innerhalb weniger Sekunden schrie er auf, als die Maschine sich an die Arbeit machte seine Gliedmaßen zu zerreißen.

Halte durch, war alles, was durch seinen Kopf hämmerte, als er dem fettleibigen Knecht seine seitlichen Polster abschnitt. Das Blut suchte sich seinen Weg nach draußen.

„Ist das etwa schon alles!", schrie er beinah hysterisch.

Diesmal war es Torben, der nun mit einem breiten Grinsen vor ihm stand, während seine Blicke immer wieder zur Steuerung huschten, um schnellstmöglich die Streckbank zur Strecke zu bringen.

„Vielleicht siehst du mal lieber an dir herunter, bevor du so große Sprüche klopfst."

Es schien, als würde der Knecht erst jetzt bemerken, was mit ihm geschehen war. In der Zwischenzeit war Torben bereits am Steuergerät angelangt und drückte auf einen Knopf, um das Gerät zu stoppen.

„Was hast du mit mir gemacht!"

Leider wurde Torbens Gesicht, von der feuchten Aussprache des wild gewordenen Psychopathen, nicht verschont. Dennoch hatte er esgeschafft, die Streckbank zum Stillstand zu bringen.

„Bitte ..., mach, .... dass ... diese Schmerzen ... aufhören", nahm Torben, Red Hunters kläglichen Hilferuf wahr.

Er musste bestialische Schmerzen haben.

Ein lauter Knall hallte durch die Ruine, und Torben sah mit an, wie Soles Kopf zwischen den Beinen des stämmig gebauten Mannes hervorlugte. Ihre Waffe war noch immer nach oben gerichtet, obwohl Diese bereits ihr Ziel erreicht hatte. Der schwere Körper kippte langsam vornüber, während das Blut seines zerschossenen Geschlechtsteils, sich weiterhin verteilte. Sole lag noch immer zwischen seinen Beinen, und regte sich keinen Millimeter. Torben schüttelte verständnislos den Kopf.

Muss man denn hier alles selber machen.

Unsanft packte er ihren Oberkörper und zog sie gerade noch rechtzeitig heraus, bevor der Leichnam auf dem Boden aufschlug. Sole schien sich in einer Art Trance zu befinden. Er blickte in ihr blutbeschmiertes Gesicht und registrierte, dass sie sich mit ihren Gedanken ganz woanders befand. Erneut erinnerten ihn die Schreie von Red Hunter daran, ihm zur Hilfe zu eilen. Es blieb ihm daher nichts anderes übrig, als ihr ins Gesicht zu schlagen.

Schon beim ersten Schlag schnappte sie sich Torbens Handgelenk und warf ihm einen finsteren, totbringenden Blick zu.

„Gut. Du bist also wieder zu dir gekommen. Ich brauche deine Hilfe an der Streckbank."

Ihre Finger lösten sich abrupt von ihm, und sie lief zum Steuergerät. Ehe Sole jedoch dazu kam irgendetwas zu regeln, schossen Leventes Messer in die Halterungen und durchtrennten die fest verschnürten Seile.

Red Hunters Gliedmaßen knallten leblos auf die Streckbank.

***********************

So, dieser Part ist nun auch geschafft ; )

BLACK FEATHER (Wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt