Mitternachtsbesuch

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Harry pov

Mitten in der Nacht hämmert jemand an meiner Tür. Vollkommen verwirrt tapse ich zur Haustür und öffne sie. Ein ziemlich stark schwankender Draco Malfoy steht davor.  

"Bodder." lallt er, was vermutlich mein Nachname sein soll. "Malfoy, was machst du hier?" frage ich todmüde und versuche ihn abzustützen, damit er nicht umkippt. "Isch hab disch vermissssssst." lallt er. Dann übergibt er sich vor mir auf den Boden. "Okay, du musst ins Bett, Malfoy." stelle ich fest und hole ihn ins Haus.

Zuerst verfrachte ich ihn in meine Badewanne, wo ich eiskalt abdusche. Ich ziehe ihn aus und ihm eine meiner Boxer an-möglichst ohne ihm auf sein bestes Stück zu schauen. Dann bringe ich ihn, seine nassen Haare ignorierend, in mein Bett und decke ihn zu. Als ich das Schlafzimmer verlassen will, damit er schlafen kann, hält er mich am Handgelenk fest. "Geh nicht." sagt er. "Draco, du bist betrunken. Falls du dich morgen überhaupt an all das erinnern kannst, wirst du es bereuen. Du solltest schlafen." 

"Ich kann und will nicht schlafen." Verwirrt setze ich mich zu ihm auf die Bettkante. "Wieso nicht?" "Immer, wenn ich die Augen schließe...sehe ich diese Bilder." murmelt er, "Bitte lass mich nicht alleine." Ich lege mich zu ihm in mein Bett. "Du hast sie auch, nicht wahr? Albträume." fragt Draco jetzt. Seine Stimme ist jetzt wieder viel klarer. "Ja." antworte ich knapp. "Wovon träumst du?" 

"Den Toten, dem Krieg, meinen Eltern und so weiter. Und du?" "Das willst du gar nicht wissen." sagt er traurig. Er rückt näher und legt seinen Kopf an meine Brust. "Harry, es tut mir leid. Alles was ich getan habe. Dumbledore, die Beleidigungen, die Anspielungen auf deine Eltern...alles. Entschuldigung." 

"Mir tut es auch leid." sage ich und kraule seine Haare, "Ich war nicht besser als du." Draco schüttelt leicht den Kopf: "Du hast auf der richtigen Seite gestanden. Das macht dich schon so viel besser." 

Ich streichle ruhig weiter seine Haare. Es kommt mir zwar komisch vor, hier mit meinem Erzfeind zu kuscheln und ihn zu streicheln, aber ich schiebe es einfach auf den Alkohol. Auch seltsam ist, dass er obwohl er mehr als einen halben Kopf größer ist, als ich mit seiner Stirn an meiner Brust liegt. 

Vielleicht sollten wir unsere Feindschaft endlich mal begraben. Das ist doch albern. Und das war es auch immer. 

"Warum hassen wir uns eigentlich so sehr?" frage ich leise. Draco zuckt leicht mit den Schultern: "Du hast meine Hand ausgeschlagen." "Du hast dich aufgeführt, wie der letzte Arsch. Das hätte dich nicht wundern sollen." Wieder zuckt Draco leicht mit den Schultern: "Ich wollte doch nur mit dem großen Harry Potter, dem Auserwählten, befreundet sein." Ich muss lachen und streiche wieder über seine hellen Haare. Dass diese immer noch nass sind stört mich nicht. 

~*~*~

Ich werde von einem lauten Rumpeln geweckt. "Shit!" zischt Draco. Verwirrt und übermüdet, genau wie letzte Nacht, setze ich mich auf und sehe ihn fragend an. "Wohin gehst du?" frage ich Draco, der seine Sachen zu suchen scheint, weil er immer noch nur mit meiner Boxer bekleidet ist. "Ich...Nach Hause. Ich hätte nicht herkommen sollen. Wo sind denn meine Sachen?" Ich reibe mir den Nacken: "Ich hab sie in die Wäsche getan. Du hast mehrfach draufgekotzt und sie waren klitschnass, weil ich dich geduscht habe." 

"Und dann hast du mir allen ernstes scharlachrote Boxershorts mit dem fucking Gryffindorwappen drauf angezogen!?" fährt er mich an und sieht an sich herunter, "Ganz davon abgesehen, dass du mich komplett ausgezogen hast!"

"Ähm...ja, entschuldige. Und ich habe kaum hingesehen." Draco setzt sich wieder aufs Bett und zieht sich die Decke um die Schultern. Mein Blick fällt auf die langen Narben auf seinem Oberkörper. Diese sind mir schon letzte Nacht aufgefallen, aber ich habe nicht wirklich darauf geachtet. "War ich das etwa?" frage ich geschockt. "Ja, damals im Waschraum. Der Sectumsempra-Spruch." 

Ich schlucke: "Tut mir leid. Ich wusste nicht, dass das Narben hinterlassen hat." "Naja, wie du siehst, hat es das." murmelt Draco, "Gibst du mir jetzt bitte meine Sachen? Ich kann immer noch zaubern." "Kannst du das? Ich wusste nicht, dass du stablose Magie beherrschst." erwidere ich grinsend. Draco sieht sich sofort panisch um, suchend nach seinem Zauberstab. 

Ich greife in meine Nachttischschublade und reiche ihm seinen Zauberstab. Sofort überprüft er, ob sein Stab in Ordnung ist. "Keine Sorge, ich habe ihn nicht kaputt gemacht." 

"Danke für letzte Nacht." grummelt er, zaubert sich etwas zum Anziehen und appariert sich dann nach Hause. 

Drarry OneshotsWhere stories live. Discover now