Winkelgasse

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Draco pov

Da meine Eule wegen ihres hohen Alters nicht mehr ganz so flugfähig ist, habe ich beschlossen, mir eine neue zu kaufen. Die Alte behalte ich trotzdem noch, bis sie irgendwann von uns geht.

Ich betrete das Eulengeschäft in der Winkelgasse und stromere ruhig zwischen den Käfigen, die an Ketten in unterschiedlicher Höhe von der Decke baumeln, umher. Eigentlich weiß ich sehr genau, was für einen Vogel ich suche. Einen Uhu. Nur, dass die wenigsten Zauberer und Hexen so einen kaufen, weswegen die nur sehr spärlich verkauft werden.

Ich weiß nicht, was alle gegen diese Vögel haben. Gut, sie schauen ziemlich grimmig drein, aber worin liegt da das Problem. Plötzlich bleibe ich an einer Schneeeule hängen. Sie erinnert mich stark an Potters Posteule in unserer Schulzeit. Wie hieß sie doch gleich? Helga? Hilde? Nein, das war es nicht. An sich ist es mir aber auch egal.

Ich gehe weiter. Als ich endlich einen passenden Vogel gefunden habe, hole ich einen Mitarbeiter und kaufe das Federvieh. Gerade als ich den Laden verlassen will, betritt eine ganze bestimmte Person eben diesen.

Harry James Potter.

Na toll! Wenn ich jetzt eins nicht gebrauchen kann, ist es eine Begegnung mit dem Retter der Zauberwelt.

Ich trete zwischen die Regale mit dem Eulenfutter, von wo aus ich Harry noch immer gut im Blick habe.

Damals im sechsten und siebten Jahr in Hogwarts hatten wir etwas miteinander. Keine lockere Affäre, nein, wir haben uns geliebt. Er scheint mich sogar genug geliebt zu haben, um mir den Tötungsversuch-oder eher die Tötungsversuche-an Dumbledore zu verzeihen.

Aber nicht genug geliebt, um mir zu verzeihen, dass ich während des Kriegs zu Voldemort gegangen bin.

Ich hatte vermutlich genug Liebe, um bei ihm zu bleiben, aber ich hatte zu viel Angst, von meinen Eltern verstoßen zu werden. Meine Familie ist sicherlich nicht die Beste, aber sie ist meine Familie und so sehr ich auch versuche, sie zu hassen, ich kann es nicht.

Außerdem dachte ich ja auch, dass die Liebe meines Lebens tot wäre. Ich dachte, ich sehe ihn nie wieder-nicht, dass das eine Entschuldigung wäre. Aber in diesem Moment war mir einfach alles egal. Ich wollte nicht mehr ohne ihn leben. In diesem Moment habe ich einfach nur gehofft, im Krieg getötet zu werden.

Aber Harry war nicht tot und ich habe den Schmerz in seinen Augen gesehen, als er sah, dass ich bei den Todessern stand.

Erst jetzt entdecke ich den schwarzen Haarschopf neben ihm. Das dazugehörige Kind wird von den Futterpackungen im Regal verdeckt. Harry hat ein Kind?!

"Harry, was für eine Eule hatte Dad?" höre ich die Stimme eines Kindes und während es das Wort 'Dad' sagt, färben sich die Haare von schwarz zu hellbraun. Das ist nicht Potters Sohn! Es ist Edward Remus Lupin! Mein Neffe 2. Grades!

Ich habe ihn nie kennengelernt.

"Das weiß ich nicht, Teddy, tut mir leid." ertönt die Stimme meines Ex-Freundes. "Und Mum?" Der Haarschopf färbt sich lila, was mich zum Lächeln bringt. Harry schüttelt den Kopf: "Tut mir leid, Kleiner."

"Und du?" fragt Teddy munter weiter. "Ich hatte eine Schneeeule. So eine, wie die da!" Harry zeigt auf die Eule, die ich vorhin schon entdeckt hatte. "Sie hieß Hedwig." ergänzt Harry noch, während er den Jungen hochhebt, damit er die Eule besser sehen kann, da sie ziemlich hoch hängt.

Stimmt! Hedwig! So hieß die Eule.

"Kann ich die haben, Harry? Bitte, bitte!" fleht der Junge und sein Haarschopf färbt sich wieder schwarz. "Na klar, ich hole jemanden. Warte kurz hier. Nicht weggehen!" Der Junge nickt und bleibt wie ein Zinnsoldat stehen, während Harry einen Mitarbeiter suchen geht.

Ich kann mich nicht zurückhalten und gehe zu dem Jungen. Vor ihm gehe ich in die Hocke und sehe ihn an.

Teddy blickt ziemlich verwirrt drein. Stimmt, er kennt mich ja nicht. "Hallo. Ich bin Draco Malfoy." stelle ich mich vor und halte ihm meine Hand hin. Teddy wirkt unentschlossen, schüttelt meine Hand schließlich aber doch und sagt: "Ich bin Ted Lupin." "Sehr erfreut." grinse ich.

Er ist schon echt süß.

"Malfoy?!" In der Stimme klingt Schmerz, Verwunderung und sehr viel Hass mit. Ich beiße mir fest auf die Unterlippe, bevor ich den Blick hebe und genau in grüne Augen sehe.

Herablassend sieht er mich an: "Wie kannst du es wagen?" Ich weiß, dass er eigentlich nicht nur meine Annäherung zu Teddy meint, aber trotzdem rechtfertige ich mich nur in Bezug darauf.

"Ich wollte ihn nur kennenlernen." sage ich und stehe wieder auf, bevor ich mit leiser Stimme fortfahre: "Er gehört zu meiner Familie, Harry, das weißt du. Ich wollte nur einmal mit ihm reden. Tut mir leid."

Ohne nachzudenken lege ich meine Hand an seine Wange und wische mit dem Daumen eine Träne weg, die aus seinem Augenwinkel tropft.

Vermutlich denkt er gerade an unsere Schulzeit, genau wie ich.

"Es tut mir so leid..." flüstere ich und lege für wenige Sekunden meine Stirn an seine, lasse die Hand dabei aber an seiner Wange ruhen. Die Tränen unterdrücke ich.

Dann gehe ich an ihm vorbei, raus aus dem Laden.

Drarry OneshotsWhere stories live. Discover now