Wiedersehen

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Draco pov

"Harry, du warst ja schon in Hogwarts nicht der Pünktlichste, aber wir sollten zumindest als Lehrer rechtzeitig zum Schulbeginn kommen." rufe ich und werfe einen Blick auf meine Taschenuhr. "Würdest du nicht ständig mein Chaos beseitigen, würde ich meine Sachen auch finden und wäre rechtzeitig fertig, du Nervensäge." schreit Harry aus unserem Schlafzimmer zurück. "Harry James Potter, ich bringe dich bald um, wenn du nicht fertig wirst!" "Fick dich!" Ich schüttle den Kopf.

"Was suchst du denn eigentlich?" rufe ich dann. "Was suche ich wohl, du Idiot?" "Dein Hirn? Woher soll ich das wissen?" "Ich suche meinen Zauberstab und die Fahrkarten." "Schatz, die Fahrkarten habe ich und dein Zauberstab steckt garantiert in deiner hinteren Hosentasche." Stille. "Ups..." murmelt Harry dann leise aus dem Schlafzimmer. Ich muss schmunzeln. Harry kommt in den Flur und sieht mich betreten an. Ich gebe ihm einen Kuss auf die Stirn und umarme ihn. "Ich liebe dich, du kleiner Schussel." "Ich liebe dich auch." nuschelt Harry gegen meine Brust. Ich gebe ihm noch einen Kuss auf die samtigen Lippen, dann machen wir uns auf den Weg nach Kings Cross.

"Ich gehe mir noch einen Kaffee am Automaten holen. Wartest du noch oder gehst du schon auf den Bahnsteig? Willst du einen Tee oder so? Wir haben genug Zeit." "Nein, ich will nichts. Teddy kommt bestimmt bald an, ich warte also hier." "Okay, dann bis gleich." Harry gibt mir einen flüchtigen Kuss und macht sich dann auf den Weg, seiner Koffeinsucht nachzugehen.

Tatsächlich habe ich recht behalten. Teddy und Andromeda tauchen bald auf. Lachend nehme ich den 11-Jährigen in den Arm. "Na, mein Großer. Bereit für dein erstes Schuljahr?" frage ich. "Ja!" ruft der Blauhaarige begeistert. Er färbt seine Haare schnell nacheinander rot-gold, gelb-schwarz, grün-silber und blau-bronze. "Wow, da hat sich ja jemand gut vorbereitet." lache ich und hebe ihn hoch. "Entschuldigen Sie." Ich blicke von Teddy auf und sehe den Mann vor mir an. Neben ihm steht ein Mädchen in Teddys Alter. Sie hat dunkle Haare, rosige Wangen und hellblaue Knopfaugen. "Wie kann ich Ihnen helfen?" frage ich und setze Teddy wieder ab, der sofort von seiner Großmutter an die Hand genommen wird.

"Hat dieser Junge gerade seine Haarfarbe geändert?" "Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden." leugne ich es in aller Ruhe. "Nein, Sie verstehen das nicht. Kann es sein, dass Sie ein Zauberer sind?" Ich starre ihn nur mit hochgezogener Augenbraue an, als sei er verrückt geworden. "Mein Cousin ist auch ein Zauberer. Ich habe nur schon seit einer halben Ewigkeit keinen Kontakt mehr zu ihm. Aber jetzt erhielt meine Tochter diesen Brief." Der Mann hält mir ein Schreiben von Hogwarts unter die Nase. "Sie suchen Bahngleis 9 3/4, richtig?" Der Mann nickt erleichtert. Eine hochgewachsene junge Frau stößt zu uns. Sie dürfte nur wenige Jahre jünger sein, als ich. "Ich habe niemanden gefunden, der uns helfen kann. Vermutlich ist das alles nur Unfug, ein blöder Scherz!" sagt sie dramatisch, "Kommt, lasst uns gehen. Die erklären uns doch nur alle für verrückt." "Das nehme ich persönlich." sage ich eingeschnappt. "Dieser Mann kann uns helfen, er ist auch ein Zauberer!" sagt der Mann aufgeregt.

"Hey Leute. Der Automat hat gesponnen, deswegen hat es länger gedauert, entschuldigt. Hallo Andromeda. Hey Kleiner! Guck mal, ich hab dir einen Kakao mitgebracht." Teddy quiekt begeistert, als Harry ihm einen Kakao reicht. Er schüttelt Andromeda die Hand und wendet sich dann erst zu mir und der kleinen Familie, die er bisher noch gar bemerkt zu haben scheint. Er streicht sich die dunklen Haare aus der Stirn und neben mir dem Mann klappt der Mund auf. "Harry?" fragt er ungläubig. Harrys Blick schnellt von seinem Kaffeebecher nach oben und als er den Mann neben mir erblickt, lässt er den Becher fallen. Schnell fange ich den Kaffee mit einem Zauber auf. Da wir in einem Kreis stehen, fällt keinem Außenstehenden meine kleine Zauberei auf. Ich gebe meinem Freund seinen Kaffee zurück und er bedankt sich nuschelnd. "D-Dudley?" stottert er ungläubig. "Was?" frage ich verwirrt. "Oh richtig! Draco, mein Cousin Dudley. Dudley, das ist mein Freund Draco Lucius Malfoy-und ja, er legt Wert auf den ganzen Namen." Ich werfe dem Schwarzhaarigen einen giftigen Blick zu, welcher ihn aber gar nicht bemerkt, so verwirrt scheint er zu sein.

Mir fällt auf, dass ich gar nicht wusste, dass er einen Cousin hat. Ich dachte immer, seine ganze Familie sei tot. So hat er es mir auch immer wieder erzählt. Trotzdem sage ich nichts, ich kann ihn ja später immer noch fragen. Stattdessen sage ich: "Sehr erfreut." und schüttle ihm die Hand. "Würdet ihr uns vielleicht den Weg zum Bahngleis zeigen?" bittet das kleine Mädchen. "Natürlich. Teddy, Harry, zeigt ihr es ihnen? Ich komme gleich mit der Kleinen nach." Harry nickt. Er setzt Teddy auf dessen Gepäckwagen und sagt ihm, er solle sich gut festhalten. Schnell trinken beide noch ihren Plastikbecher leer und werfen sie in einen Mülleimer. Dann nimmt Harry Anlauf und rennt mit Teddy und dessen Gepäckwagen durch die Wand zwischen Bahnsteig neun und zehn. "Seht ihr? Ganz einfach!" sage ich. "Folgen Sie mir." sagt Andromeda an die Eltern des kleinen Mädchens gerichtet, "Draco wird gleich mit ihrer Tochter nachkommen." Unsicher folgen die beiden meiner Tante, die in aller Seelenruhe durch die Wand schreitet.

"Gut, Kleine, wie heißt du denn?" "Laura." sagt die Kleine und ich nicke. "Gut, Laura. Dann klettere mal auf deinen Wagen, den Rest übernehme ich." Sie nickt und steigt auf den Gepäckwagen. Um es für sie zu Verkürzen renne ich mit ihr durch die Wand, sonst würde ich niemals rennen.

Auf dem Bahngleis 9 3/4 stehen schon alle anderen. Teddy verabschiedet sich von seiner Großmutter, so aufgeregt habe ich den Blauhaarigen noch nie gesehen. Harry wirkt deutlich bedrückt, genau wie sein Cousin.

~*~*~

Harry liegt mit dem Rücken auf einer der Bänke in unserem Abteil, den Kopf auf meinen Schoß gebettet. Schließlich lässt sich meine Neugier nicht mehr in Grenzen halten: "Du hast immer gesagt, deine gesamte Familie sei tot. Warum?" "Weil... Ich hatte keine gute Zeit bei meiner Tante und meinem Onkel. Ich hab versucht es zu verdrängen." "Oh Baby." seufze ich. Ich ziehe den Kleineren in eine sitzende Position und dann auf meinen Schoß. Ich gebe ihm einen kurzen Kuss und lehne dann meine Stirn an seine. "Harry, ich liebe dich über alles! Und ich bin immer bereit dir zu helfen, du darfst mich nur nicht anlügen!" "Ich weiß. Tut mir leid." Harry kuschelt sich an mich und ich gebe ihm einen Kuss. "Ich liebe dich." sagt er leise und schmiegt sich noch näher an mich. "Und ich dich erst." lächle ich glücklich.

"Sag mir, dass du auch wenigstens ein Geheimnis vor mir hast." "Nein, nicht eins." Zumindest keins außer dem Verlobungsring in meiner Jackentasche, keine zwei Zentimeter von Harrys Bein entfernt.

Drarry OneshotsWhere stories live. Discover now