Erwischt

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Draco pov

Harry und ich liegen in meinem Bett in den Kerkergewölben und knutschen. Immer wieder beginnt Harry zu kichern, wenn ich ihn beim Küssen sanft in die Lippe beiße. 

Unsere Zungen spielen leicht miteinander. Harry hat seine Hände in meinen Haaren vergraben und zieht immer wieder leicht daran. 

Nach einer Weile löse ich mich von dem Schwarzhaarigen und setze mich auf. "Wir müssen jetzt wirklich das machen, wofür du eigentlich gekommen bist." sage ich und will vom Bett aufstehen, aber Harry zieht mich wieder zu sich. 

"Ich hab doch schon alles, wofür ich gekommen bin." grinst er. Als ich gerade zu einer Antwort ansetzen will, schiebt mir der Gryffindor wieder seine Zunge in den Mund und beginnt mich drängend zu küssen. 

Kurz lasse ich mich darauf ein, stehe dann aber doch auf. "Harry, wenn du den Zaubertrank am Montag nicht hinbekommst, fällst du durch. Jetzt komm schon." Ich nehme seine Hand und wir verlassen den Schlafsaal, was von Blaise mit einem scherzhaften, aber irgendwie auch erleichtertem "Endlich!" kommentiert wird. 

Hand in Hand gehen wir in den Zaubertrank-Klassenraum. Dadurch, dass Severus mein Patenonkel ist, ist es kein Problem für mich in den Raum zu kommen. Solange ich alles aufräume, nachdem ich dort war, ist es in Ordnung, wenn ich ihn ab und zu nutze. 

Meistens verbringe ich meine Freizeit hier auch nur, wenn ich meine Ruhe haben will oder wenn ich Harry ein bisschen Nachhilfe gebe. Mein Onkel heißt es sogar eigentlich sehr gut, wenn ich hier ab und an lese. 

Ich helfe Harry den Trank zu brauen. "Okay, jetzt schneide die Wurzeln klein und schmeiß sie mit in den Trank." sage ich und studiere nebenbei das Rezept. "Wie viele brauche ich denn, Professor?" scherzt mein geliebter Löwe. 

"Ähm...Fünf! Und nenn mich nie wieder so." "Hier sind nur noch zwei. Geht es auch so?" "Nein!" sage ich entgeistert, "Harry, halt dich an das Rezept, verdammt." 

"Aber was soll ich denn machen, wenn hier nicht mehr sind?" "Geh mal dahinten im Büro gucken. Erstes Regal rechts müssten noch welche stehen." Harry nickt und geht durch die Tür. Plötzlich bleibt er wie angewurzelt stehen. "Harry?" frage ich irritiert. "Ich habe Halluzinationen." murmelt er. "Nein, du hast einfach nur einen an der Klatsche." seufze ich, gehe aber trotzdem zu ihm. 

Genau neben ihm bleibe ich stehen und starre die Situation an. 

Dort sitzt mein Patenonkel auf seinem Schreibtisch und knutscht mit meinem Vater. Meinem Vater, der mir immer wieder erzählt, wie falsch Homosexualität ist. Meinem Vater, der mich geschlagen hat, weil ich mit Harry zusammen bin.  

Und jetzt steckt er meinem Paten die Zunge in den Hals. 

Ohne es zurückhalten zu können, pruste ich los vor Lachen. Die beiden Knutschenden fahren auseinander und sehen uns geschockt an. Harry blickt mich irritiert an, weil ich immer noch lache. 

"Sag mir nie wieder, dass ich nicht mit Harry zusammen sein darf." bringe ich, noch immer lachend, hervor. 

"Draco, warum lachst du?" fragt Harry. "Wegen der Ironie." Langsam beruhige ich mich. 

Meinen Vater und meinen Lehrer beide mit wund geküssten, geschwollenen Lippen und zerzausten Haaren zu sehen ist irgendwie...schräg. "Lass uns reden." sagt mein Vater. Ich nicke und bin sogar irgendwie dankbar dafür. 

"Severus, hilfst du Harry bitte mit dem Trank. Und sei nett zu ihm!" sage ich zu meinem Paten, der nur stumm nicken kann. Mein Vater kommt auf mich zu und zusammen begeben wir uns hoch auf den Astronomieturm. 

"Du hast mit meinem Onkel rumgemacht." stelle ich oben fest und bin davon jetzt doch irgendwie ein bisschen schockiert. 

"Ich verbitte mir diese Wortwahl, Draco." ermahnt mein Vater mich. "Gerade kannst du mir nichts verbieten. Du hast mich dafür geschlagen, dass ich einen Jungen liebe und machst dann mit meinem Onkel rum. Du bist verheiratet, verdammt! Was ist mit Mutter?" 

"Sie weiß von Severus und mir." seufzt mein Vater. "Wie lange geht das schon?" "Lang. Schon in unserer Schulzeit waren wir zusammen. ..." Ich unterbreche ihn: "Aber ihr liegt sechs Jahre auseinander?!" "Würdest du mich bitte ausreden lassen?" Ich nicke. 

"Gut. Für Severus begann das erste Jahr hier in Hogwarts, für mich das siebte. Wir kamen uns näher, sind Freunde geworden und haben schließlich gemerkt, dass wir romantische Gefühle für den jeweils anderen empfinden. Wir sind zusammengekommen und haben es natürlich geheimgehalten." erklärt mein Vater. 

Ich höre aufmerksam zu, während ich auf meiner Unterlippe kaue.

"Allerdings hat dein Großvater bestimmt, dass ich deine Mutter heirate. Daraufhin trennte ich mich von Severus und heiratete deine Mutter." "Du hast ihn einfach ersetzt?" frage ich entgeistert. 

Mein Vater seufzt: "Draco, weißt du noch, was ich dir sagte, als du dich geoutet hast?" "Dass es falsch ist und ich krank wäre." murmle ich bedrückt. "Das sagte mein Vater damals auch zu mir, als er von Severus und mir erfuhr." Ich schlucke. Ich weiß, wie sehr es wehtut, sowas gesagt zu bekommen. 

"Und ich habe ihm geglaubt." spricht mein Vater weiter, "Er hat mir gesagt, dass ich ihm nie wieder unter die Augen treten solle, es sei denn, ich hätte ein Mädchen bei mir. Also habe ich getan, was er wollte-Narcissa geheiratet." 

"Dir war die Familie schon immer wichtiger, als alles andere." murmle ich und bin mir nicht sicher, ob das etwas Gutes oder Schlechtes ist. 

"Ja, Draco, weil ich gelernt habe, dass im Notfall die Familie die Einzigen sind, die noch zu dir halten." 

Ich schaue nach rechts und links, wo mein Vater mir seine Hände auf die Schultern gelegt hat. Dann sehe ich wieder in seine grauen Augen. 

"Da deine Mutter aber jahrelang nicht schwanger wurde, habe ich wieder den Kontakt zu Severus gesucht, da ich immer öfter an ihn denken musste. Wir fanden heraus, dass unsere Gefühle füreinander nicht nachgelassen haben. Wir sind wieder zu einem Paar geworden und es seitdem auch geblieben." 

"Seit wann weiß Mutter es?" forsche ich weiter. 

"Seit deiner Einschulung hier in Hogwarts. Ihr ist aufgefallen, dass Severus und ich uns anders verhalten haben als sonst. Später hat sie mich mehr oder weniger dazu gezwungen, es ihr zu gestehen." 

Ich nicke und versuche die vielen Informationen zu verarbeiten. 

"Warum habt ihr euch nicht scheiden lassen? Großvater ist schon über zwei Jahre tot!" 

Mein Vater sieht mich eine Weile an, als würde er darauf warten, dass ich verstehe. Schließlich sagt er: "Wir haben uns deinetwegen nicht scheiden lassen, Draco. Du weißt, deine Mutter liebt dich über alles. Sie wollte nicht, dass du in einer zerstörten Familie groß wirst. Und auch ich wollte es nicht. Ich kann es dir vielleicht nicht zeigen und ein guter Vater bin ich sicherlich auch nicht, aber auch ich liebe dich. Du bist mein Sohn, Draco, mein ganzer Stolz." 

Ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen und umarme meinen Vater schließlich. Dieser scheint erst überrascht, erwidert die Umarmung dann aber. 

"Also ist es gar nicht so falsch?" "Nein, Draco." sagt mein Vater und streicht mir über die Haare. So sanft habe ich ihn noch nie erlebt. 

"Da ich es ja jetzt eh weiß, können Mutter und du euch ja auch scheiden lassen. Vielleicht möchte sie es auch lieber mit jemand anderem versuchen. Und du kannst mit Onkel Sev glücklich werden." Ich lächle meinen Vater an und wir gehen wieder in den Kerker. 

"Und? Alles gut gelaufen?" frage ich in den Klassenraum und gehe zu Harry. "Gut würde ich es nicht nennen. Besser als erwartet." sagt mein Onkel, was mich besorgt zu Harry blicken lässt. "Es ist vielleicht ein-, zweimal explodiert." gibt der kleinlaut zurück. 

Mein Vater, der sich neben Severus gestellt hat, zieht eine Augenbraue nach oben. 

"Jeweils fünf Punkte für Gryffindor und Slytherin für den Versuch. Und jetzt raus hier. Ich räume auf." seufzt mein Onkel und Harry und ich verschwinden Hand in Hand aus dem Klassenraum. 

Drarry OneshotsWhere stories live. Discover now