Friedhof

5.8K 238 51
                                    

Harry pov

Ich gehe neben meinem ältesten Sohn, der meinen jüngsten Sohn huckepack trägt. Teddy läuft, den Kopf gesenkt, die Hände tief in seinen Hosentaschen vergraben, auf der anderen Seite von mir. Ich lege meinen Arm um seine Schultern und ziehe ihn an mich heran. "Alles okay?" "Ich hätte sie gerne kennengelernt." sagt er und wischt sich über die Wange, da eine Träne aus seinem Augenwinkel rinnt. 

"Ich weiß. Ich verstehe dich." "Ja, wohl besser, als jeder andere." Ich gebe ihm einen Kuss auf die Schläfe und streichle seinen Rücken. Teddy färbt seine Haare schnell hintereinander lila, braun, dunkelbraun, schwarz, orange-rot und wieder schwarz. "Was war das gerade?" frage ich lächelnd. "Mum, Dad, Sirius, James, Lily, du." sagt er, "Die meisten davon habe ich zwar nie oder kaum kennengelernt, aber das macht ja nichts. Nichts passiert ohne Grund." Teddy lässt sich von mir umarmen. James setzt Albus ab und umarmt seinen festen Freund dann ebenfalls fest. 

Plötzlich rennt Albus einfach weg. Wir sind auf einem Friedhof, zwar nicht mehr in Godric's Hollow, wo Sirius, Remus und Tonks bei meinen Eltern beerdigt wurden, damit die Rumtreiber wieder vereint sind, aber ich wollte nochmal nach Fred und vielen anderen meiner Schulkameraden sehen-ist so eine Art Tradition bei mir. Aber auf einem Friedhof werde ich nicht rennen und meinen Sohn auch nicht nachrufen. Ich sage James und Teddy schnell bescheid und laufe meinem Jüngsten dann nach. Ich finde ihn nicht besonders weit entfernt, nur um eine Ecke, bei einem fremden Grab. 

Wie angewurzelt bleibe ich stehen, als ich um die Ecke biege. Dort kniet Draco vor einem Grabstein auf dem Boden und daneben steht mein Sohn, der einen etwa gleichaltrigen blonden Jungen in den Armen hält. "Starren gehört sich nicht, Potter." Ich zucke heftig zusammen, als plötzlich Lucius Malfoy und seine Frau neben mir auftauchen. 

"Ist das das Grab von Professor Snape?" frage ich vorsichtig. "Nein." sagt Mr. Malfoy nur. "Es ist das Grab von Dracos Frau." klärt mich Mrs. Malfoy auf. "Oh." Ich betrachte Draco, der seine, mittlerweile langen, Haare zu einem Zopf zusammengebunden hat und stumm auf die weißen Rosen in der Vase am Grab starrt.

Ganz urplötzlich bricht er in Tränen aus und vergräbt sein Gesicht in seinen Händen. Sofort löst sich der Blonde von meinem Sohn umarmt den Slytherin-Eisprinzen. Während auch Dracos Mutter zu ihm geht, bleibt Mr. Malfoy starr neben mir stehen. Als ich fragend zu ihm hochsehe, meint er nur: "Ich wäre keine Hilfe." "Wer ist der Junge?" frage ich, während ich meinen Sohn an die Hand nehme. "Scorpius, Dracos Sohn." klärt mich Mr. Malfoy auf. Ich sehe zu meinem Sohn nach unten. "Bist du mit ihm befreundet, Al?" Unsicher kaut der Schwarzhaarige auf seiner Unterlippe und nickt dann. "Wieso hast du nie von ihm erzählt?" "Weil du Mr. Malfoy hasst und ich dachte, du würdest mir verbieten mit Scorp befreundet zu sein." nuschelt er kleinlaut. 

Ich gehe in die Hocke und sehe Albus in die Augen: "So ein Unsinn. Sei befreundet mit wem du willst, verlieb dich in wen du willst-solang es nicht er ist." Ich zeige zu Lucius Malfoy hoch, welcher mir daraufhin einen Schlag mit einem Gehstock verpasst. "Al, mach was du willst, Hauptsache, du bist glücklich." Ich gebe ihm einen Kuss auf die Stirn und umarme ihn. 

"Mr. Malfoy ist gruslig." meint er dann und sieht dann zu dem Ältesten anwesenden Malfoy hoch. "Das liegt in der Familie." meine ich und fange mir gleich darauf wieder einen Schlag ein. Mit dem selben Gehstock, aber dieses Mal von Draco. "Au." meine ich nüchtern. 

Sehr schnell wehrt Draco zwei Flüche ab und ich drehe mich um. Dort stehen James und Teddy mit erhobenen Zauberstäben. Ich sehe, dass Teddy deutlich verunsichert ist, da die Malfoys schließlich zu seiner Familie gehören. "Edward, schön dich zu sehen." sagt Draco und betrachtet den Jungen. Dieser erwidert nichts. 

"Wir gehen." bestimmt Lucius Malfoy und sofort wenden sich alle Malfoys ab und gehen. Scorpius lässt sich von seinem Vater hochheben und schaut über dessen Schulter zu Albus, der ihm zuwinkt. Ich gehe vor dem Grab in die Hocke und lese: "Astoria Malfoy (geb. Greengrass)" Kurz schwinge ich meinen Zauberstab und zaubere ein Blumengesteck neben den Blumenstrauß von Draco. 

~*~*~

Ich schlage den Türklopfer mehrfach stark gegen die Tür, die kurz darauf von einem Hauself geöffnet wird. Er trägt überraschend vernünftige Klamotten und wirkt fröhlich. An einem Finger hat er ein buntes Pflaster. Niedlich. 

"Ist schon gut. Danke, Bob." Draco taucht auf und lächelt dem Hauself zu. Dieser erwidert und geht. "Hallo Albus, hallo Harry." begrüßt er uns und bittet uns hinein. Bob scheint Scorpius geholt zu haben, denn dieser kommt die Treppe runter gerannt und fällt Albus um den Hals. Dann zieht er ihn mit sich nach oben. "Entschuldige. Manchmal vergisst er seine Erziehung." meint Draco und spielt darauf an, dass Scorpius mich nicht gegrüßt hat. 

"Ist schon okay. Und mein Beileid für den Tod deiner Frau." Draco nickt: "Danke. Ich habe sie wirklich geliebt, aber nicht so. Außerdem würde es bestimmt weniger wehtun, hätte ich dir in der Schule einfach meine Gefühle gestanden und wäre vielleicht mit einer 0,1%igen Chance mit dir zusammengekommen. Dann hätte ich sie vielleicht nie geheiratet. Andererseits hätte ich dann meinen Scorpius nicht, also war es wohl auch eine ganz gute Idee, dir meine Gefühle nicht zu gestehen." Entgeistert starre ich ihn an, während er mir eine Teetasse in die Hand drückt und sich in einem Sessel niederlässt. 

"Warte! Was war das in der Mitte und am Ende?" "Ich bin in dich verliebt. Seit dem sechsten Schuljahr und ich habe diese Gefühle noch immer. Meinst du das?" Ich stelle den Tee ab, gehe zu ihm und drücke meine Lippen auf seine. Dabei lande ich irgendwie auf seinem Schoß und wir knutschen herum. Keiner will sich lösen, keiner will etwas sagen. Gerade passt einfach alles. 

Okay, ich habe wirklich überhaupt kein Taktgefühl. Eben haben wir noch über seine tote Frau gesprochen und jetzt küssen wir uns. Ich löse mich von ihm. 

"Was zur Hölle machst du denn?" "Ähm...Ja, 'tschuldigung, dich zu küssen war dumm und taktlos. Tut mir leid." "Nein, ich meine warum zur Hölle hast du den Kuss unterbrochen?" fährt Draco mich an. Kurz darauf zieht er mich wieder an sich heran und küsst mich drängend. Ich erwidere den Kuss vorsichtig und in dem Moment wissen wir beide, dass jetzt einfach alles stimmt. 

Bleibt nur die Frage, wie wir das unseren Kindern erklären. Aber darüber können wir auch später nachdenken. 

Drarry OneshotsWhere stories live. Discover now