Verhandlung

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Harry pov

"Möchten Sie noch etwas zu Ihrer Verteidigung sagen, Mr. Malfoy?" 

Der Blonde hebt seinen Blick von seinen gefesselten Händen, schaut den Richter an: "Nein. Warum sollte ich auch? Sie sehen mich so, wie Sie mich sehen wollen. Vielleicht wollen Sie den Anschein erwecken, dass meine Aussage mit in das Urteil einfließt, aber wir wissen beide, dass das Unsinn ist. Verurteilen Sie mich für meine Taten, von welchen ich selbst weiß, dass sie falsch waren, aber hören Sie auf irgendwelche Illusionen in den Köpfen aller zu erschaffen." 

In mir zieht sich alles zusammen. Hätte er sich denn nicht verteidigen können? Vielleicht wäre seine Strafe milder ausgefallen oder er hätte gar keine bekommen. 

"Nun gut. Damit verurteile ich Sie, Draco Lucius Malfoy, zu zehn Jahren Haft in Azkaban." Draco nickt ruhig. Das kann doch nicht sein Ernst sein! 

"Stopp!" schreie ich und springe von meinem Platz auf. Hermine und Ron, so wie der Rest des Saals, schauen mich verwirrt an. Draco dreht seinen Kopf ebenfalls zu mir. 

"Was bitte?" fragt der Richter. "Draco geht nicht nach Azkaban! Er bekommt gar keine Strafe." sage ich und laufe die Treppen nach unten zu dem gefesselten Slytherin. "Wie kommen Sie darauf, Mr. Potter?" fragt der Richter mich. 

"Wie ich darauf komme? Ich will es so, also machen wir es so!" "Weswegen sollten wir auf einen Teenager hören?" 

Ich kann es nicht glauben. Das ist das erste Mal, dass ich das freiwillig benutzen werde: "Weil ich der Auserwählte bin, schon vergessen? Ohne mich wäre Voldemort noch am Leben und würde weiterhin wahllos Menschen umbringen. Er ist tot, weil ich es so wollte! Und jetzt will ich einen Freispruch für Familie Malfoy!" 

"Wir werden uns beraten." sagt der Richter und wendet sich ab. Ich sehe zu Mr. und Mrs. Malfoy, die ebenfalls gefesselt am Rand des Gerichtssaal stehen. Dann schaue ich zu Draco, der meinen Blick erwidert. 

"Wieso tust du das?" flüstert er leise, sodass nur ich es hören kann. Ich gehe vor ihm auf die Knie, sodass wir zumindest halbwegs auf Augenhöhe sind, und lege meine Hände auf seine Knie. 

"Weil du es nie wolltest. Du hast nichts davon freiwillig getan, also verdienst du auch keine Strafe. Außerdem weiß ich nie, ob es dir gut geht, wenn du in Azkaban bist. Und wenn du schon meine Gefühle nicht erwiderst, will ich wenigstens wissen, dass du okay bist." 

Draco starrt mich verwundert an. Ich habe ihm gerade wirklich gestanden, dass ich ihn liebe. 

Dann lehnt er sich zu mir nach vorne und verbindet unsere Lippen miteinander. Ich schlinge meine Arme um seinen Hals und erwidere den Kuss. Durch die Ketten, die die Handschellen Dracos fixieren, kann er seine Hände nicht von den Armlehnen des Stuhls wegbewegen. 

Als wir uns lösen haucht er atemlos: "Ich liebe dich." Ich lächle glücklich: "Ich liebe dich auch. Und ich lass nicht zu, dass sie uns wieder trennen." 

"Bitte nehmen Sie alle wieder Ihre Plätze ein und dann Ruhe bitte." ruft der Richter. Ich streiche über Dracos Wange und gehe dann wieder zu meinen Freunden. "Ihr habt echt kein gutes Timing." seufzt Hermine. 

"Besser hätte es nicht sein können." lächle ich und sehe zu Dracos Eltern. Sie halten doch tatsächlich Händchen. Da beide ihre beiden Hände jeweils einzeln mit straffen Ketten an den Bogen gesichert sind und sie sehr nah nebeneinander stehen, können sie die Finger der sich zugewandten Hände miteinander verschränken. 

Mrs. Malfoy weint stumm und Mr. Malfoy sieht einfach nur müde und ausgelaugt aus. 

"Das Urteil für die gesamte, hier anwesende, Familie Malfoy wird nun verkündet!" ruft der Richter und schlagartig wird es ruhig im Saal. Narcissa verstärkt ihren Griff an der Hand ihres Mannes, welcher dies erwidert. Draco ballt seine Hände zu Fäusten und alle drei halten den Atem an. 

"Auf Willen von Harry James Potter: Freispruch!" 

Bei dem Wort 'Freispruch' klacken alle sechs Handschellen auf und fallen mit rasselnden Ketten zu Boden. Draco springt förmlich aus dem Stuhl auf und rennt zu seinen Eltern, die ihn sofort in die Arme schließen. "Du hast es geschafft, Harry! Du hast sie befreit!" ruft Hermine und fällt mir um den Hals. Auch Ron umarmt mich. 

Dann verlassen wir den Gerichtssaal und beschließen vor dem Ministerium auf die Familie zu warten. Nach etlichem Blitzlichtgewitter tauchen diese dann auch bei uns auf. Draco rennt auf mich zu und fällt mir um den Hals. Ich erwidere die Umarmung glücklich. "Danke." flüstert er in mein Ohr und vergräbt sein Gesicht dann in meiner Halsbeuge. 

Sofort stehen wir wieder im Blitzlichtgewitter, was uns aber nicht stört. Einen Moment später liegen Dracos Lippen wieder auf meinen und wir küssen uns drängend. 

"Kann ich ihn euch entführen?" fragt Draco dann meine besten Freunde, die beide sofort nicken. 

Der Blonde nimmt meine Hand und zieht mich mit zu seinen Eltern, wo er die Hand auf die Schulter seines Vaters legt und wir apparieren. 

Im nächsten Moment stehen wir im Malfoy Manor. Ich atme erstmal tief durch, um die aufkommende Übelkeit loszuwerden. Draco streicht mir beruhigend über den Rücken. "Alles okay?" fragt er besorgt. Ich nicke: "Ja, nur ein wenig übel." 

"Entschuldige. Ich war unkonzentriert und dann auch noch zu viert zu apparieren, war wohl keine gute Idee. Alle heil?" meint Lucius. Wir nicken alle. Ein Hauself taucht auf und nimmt Draco seine Jacke ab, welcher sich freundlich bedankt. 

"Du kannst deine Socken anlassen, Harry, er arbeitet freiwillig hier. Draco hat all unsere Hauselfen befreit, manche sind geblieben." meint Lucius und ich beiße mir auf die Unterlippe. "Wissen Sie von Dobbys Tod?" frage ich dann vorsichtig. Lucius nickt: "Ja. Wirklich schade, er war ein nettes Kerlchen." Damit wendet sich Lucius ab und geht mit seiner Frau in Richtung Salon. 

"Wer ist das und was hat er mit deinem Vater angestellt?" frage ich leise. Draco schmunzelt: "Mein Vater ist nach dem Tod des dunklen Lords anders geworden. Er bereut seine Taten." Dann nimmt er wieder meine Hand und wir folgen seinen Eltern. 

Wir setzen uns und dieses Mal beginnt Narcissa zu sprechen: "Wirklich vielen Dank, Harry. Du weißt gar nicht, wie viel uns das bedeutet. Wir stehen tief in deiner Schuld." Lucius stimmt ihr zu. "Hab ich gern gemacht." lächle ich. 

"Wir gehen hoch in mein Zimmer." sagt Draco, zieht mich an der Hand mit sich. 

"Euer Haus macht mir Angst." sage ich und sehe mich in dem dunklen Gang um. "Du findest es schon gruselig, wenn hier kaum jemand ist? Erleb das Haus mal mit einer Irren aus Azkaban, einem Mann ohne Nase, einer Riesenschlange und locker hundert Mördern!" "Punkt für dich." murmle ich, halte mich an seiner Hand aber trotzdem stärker fest. 

Wir kommen in Dracos Zimmer an und beginnen sofort uns zu küssen. Wir fallen auf sein Bett, knutschen und kuscheln den Rest des Tages. 

Drarry OneshotsWhere stories live. Discover now