Morgende in Slytherin

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Draco pov

Ich öffne verschlafen die Augen und strecke mich. Harry liegt neben mir und schläft noch tief und fest. Wie kann man nur so ein Langschläfer sein? Die Ferien über mit ihm alleine zu sein, ist schön. Alle Slytherins sind über die Ferien zu Hause oder bei Freunden, weswegen sich auch keiner beschweren kann, dass Harry seit gut einer Woche nur hier im Kerker ist. Na gut, Severus ist noch immer da, aber der sitzt eigentlich den ganzen Tag in seinem Büro und arbeitet vor sich hin und nachts benutzen wir einen Schweigezauber. 

Eigentlich ist jeder nach Hause gefahren. Nicht nur die Slytherins. Ich bin nur geblieben, da ich Severus nicht alleine lassen wollte, der beschlossen hatte, in Hogwarts zu bleiben und nicht zu sich nach Hause zu gehen. Warum weiß ich nicht. Harry ist geblieben, weil er Severus noch immer gruselig findet und mich nicht mit ihm alleine lassen wollte. Naja, mir soll's recht sein. 

Ich greife nach Harrys Shirt und ziehe es mir über. Ein Gryffindor-Oberteil zu tragen, verletzt zwar eigentlich meinen Stolz, aber da ich auch mit einem Gryffindor schlafe, tut das Shirt auch nichts mehr zur Sache. Harry kann diesen Stolz und die Beschränktheit auf ein Haus irgendwie nicht nachvollziehen und schiebt es deswegen auf meinen Blutstatus und meine Erziehung. Natürlich steht auch er in erster Linie zu Gryffindor, aber dass ich so sehr an Slytherin hänge und mich weigere auch nur eine Nacht bei Harry im Gryffindorturm zu schlafen, versteht er nicht. Vermutlich bin ich auch einfach nur so, weil mir die Dunkelheit und Ruhe in den Kerkern besser gefällt. Slytherin erinnert teilweise sehr stark an das Malfoy Manor, was mich erst recht wie zu Hause fühlen lässt. 

Ich richte mich ein wenig auf und küsse Harry auf die Wange. Er grummelt leise und zieht sich die Decke bis zur Nase. Als ich ihn gerade nochmal küssen will, wird ohne Vorwarnung die Tür aufgeschlagen und mein Onkel kommt rein. Dadurch, dass die Tür laut gegen die Wand schlägt zuckt Harry zusammen und richtet sich hellwach auf. Ich betrachte ihn belustigt und drehe mich dann zu Severus um. "Guten Morgen." sage ich, was ihn nur die Augen verdrehen lässt. Er hat es nicht so mit der Freundlichkeit. "Er ist schon wieder hier?" "Er war nie weg, seit du gestern Abend hier warst." "Wie auch immer. Es gibt Frühstück." Ich nicke nur und mein Pate verlässt den Raum wieder. "Ich verstehe nicht, warum du ihn magst. Mir macht er Angst!" meint Harry und lässt sich wieder nach hinten fallen. "Und mit mir hat er Türme aus Holzklötzen gebaut. Seitdem ist es sehr schwer, vor ihm Angst zu haben." sage ich und setze mich auf seinen Schoß. "Du bist doch genauso gruselig!" Beleidigt greife ich nach meinem Kissen und schlage ihn damit. 

Dann beuge ich mich zu ihm nach unten und küsse ihn liebevoll. "Ich bin also gruselig, hm?" hauche ich in sein Ohr und beiße dann leicht in die Haut seines Halses. "Ja, wie ein Marshmallow." keucht Harry und vergräbt seine Hand in meinen Haaren. Ich weiß genau, dass sein Schwachpunkt kurz unterhalb seines Ohrs liegt und beiße oder küsse deshalb immer bewusst diese Stelle. 

Dann stehe ich auf, ziehe eine Jogginghose an und gehe auf die Tür zu. Harry hat sich im Bett aufgesetzt und sieht mich vorwurfsvoll an. "Komm schon. Sev wartet nicht gerne." Grummelnd erhebt mein Freund sich aus dem Bett und zieht sich ebenfalls eine Hose an. Zusammen gehen wir in den Gemeinschaftsraum. Nur zu zweit unter Aufsicht eines Lehrers in der großen Halle zu frühstücken, wäre echt seltsam, weswegen wir einfach immer im Gemeinschaftsraum essen. 

Als wir den Gemeinschaftsraum betreten, müssen wir feststellen, dass wir heute wohl nicht nur zu dritt sind. Ich lasse meine Hand aus Harrys gleiten und verschränke die Arme vor meinem Oberkörper, als ob das das Oberteil, welches ich trage, verdecken würde. Neben meinem Patenonkel steht mein Vater, welcher mich aufmerksam mustert. Er wird mich umbringen. Ich komme nicht umhin laut hörbar zu schlucken. 

Die langen Haare hat er im Nacken zusammengebunden, die Bartstoppeln hat er sich abrasiert und er sieht deutlich gesünder aus, seit die Sache mit dem dunklen Lord vorbei ist. "Guten Morgen, Vater." sage ich. Meine Stimme halt von den Steinwänden wieder, so still ist es in dem Raum. "Mir war nicht bewusst, dass du das Haus gewechselt hast." meint mein Vater monoton. "Habe ich nicht." "Dann erklärt sich mir das Tragen eines Gryffindor-Oberteils nicht." Wie soll ich ihm das denn jetzt erklären? "Das ist Zufall. Der Pullover hatte einfach diese Farben und ich fand ihn schön." sage ich dann. "Draco, gib es auf. Er ist doch nicht blöd." sagt Harry leise. Auch er fühlt sich sichtlich unwohl. 

Ich beiße mir fest auf die Unterlippe und wende meinen Blick dann wieder zu meinem Vater, der mir mit starrem Blick in die Augen sieht. "Es tut mir leid." sage ich dann. Meine Stimme ist nicht mehr als ein leises Murmeln, wovon ich weiß, dass er mich dafür schon lynchen könnte. "Ich kann dich nicht verstehen!" Mein Vater versucht ruhig zu bleiben, auch wenn mir ein Rätsel ist, warum, allerdings kann ich die Aufregung aus seiner Stimm deutlich heraushören. Ich wiederhole das Gesagt nochmal laut und deutlich. "Du hast mich belogen." stellt er fest und kommt auf mich zu. 

Durch seine blasse Haut und das Licht in Slytherin wirkt es fast so, als sei er grün, was bei mir sicher nicht anders ist. Während Harry das sehr amüsant zu finden scheint und sich zwanghaft ein Lachen verkneift, kann ich gerade über nichts auch nur schmunzeln. Bei dem Blick meines Vaters würde ich mich am liebsten gleich selbst umbringen. Innerlich bereite ich mich schon auf den Cruciatus-Fluch vor. 

"Willst du dich nicht rechtfertigen?" Ich schüttle nur stumm den Kopf. "Draco, ich bin sehr enttäuscht von dir." Ich weiß nicht, was ich sagen soll, also schweige ich einfach. "Willst du gar nichts sagen?" "Bist du sauer?" frage ich unsicher. "Wie gesagt, ich bin enttäuscht. Du hast mich belogen, Draco, und schaffst es nicht mal, dich zu rechtfertigen oder irgendetwas dazu zu sagen." Ich schlucke hart, aber der Kloß in meinem Hals will einfach nicht verschwinden. 

"Gar nichts? Noch immer nicht?" fragt mein Vater. "Gehöre ich noch zu deiner Familie oder willst du mich nie wieder sehen?" "Ich bin nicht begeistert und deine Mutter ist es sicherlich auch nicht, aber was soll's. Dein Geschmack könnte besser sein." Harry schnaubt beleidigt, wohingegen ich lachen muss. "Danke." sage ich leise und umarme meinen Vater. Er erwidert die Umarmung und streicht über meine unordentlichen Haare. 

"Man möchte brechen." höre ich Severus sagen und muss schmunzeln. Ich löse mich von meinem Vater und umarme auch meinen Patenonkel. Auch er erwidert die Umarmung, wenn auch nur halbherzig. Er ist echt nicht so der Gefühlstyp. 

Als ich mich wieder von Severus löse, gehe ich wieder zu dem Gryffindor und küsse ihn. "Wie Severus sagt: Man möchte brechen." höre ich meinen Vater sagen und kurz darauf folgt die Stimme meines Paten: "Jetzt verstehen wir uns." 

Ich grinse in den Kuss hinein und schlinge dann lachend meine Arme um den Dunkelhaarigen. "Können wir jetzt essen?" "Jaja..." seufze ich und wir setzen uns alle an einen Tisch. 

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Ich komme irgendwie nicht damit klar, wenn Dracos Eltern die Beziehung von Harry und ihm nicht akzeptieren, also ist für sie die Beziehung der beiden in den meisten meiner OS okay. Wen es stört, muss es ja nicht lesen!

Drarry OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt