Sterne

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Harry pov

"Hat jemand Draco gesehen?" frage ich. "Ich glaube, der sitzt draußen." informiert George mich. Ich bedanke mich und gehe nach draußen. "Dray?" rufe ich. "Hör auf rumzuschreien!" höre ich meinen Freund grummeln. Ich gehe zu ihm und nehme neben ihm Gras Platz. "Na du." murmle ich und streiche ihm über die hellen Haare, "Was machst du denn hier draußen?" "Ich schaue mir die Sterne an." "Und du hast schon wieder meinen Pulli geklaut. Du hast doch einen eigenen." lache ich und lege mich hin. "Aber deiner gefällt mir besser." grinst mein Freund und wendet seinen Blick dann wieder zum Himmel. Schon oft habe ich versucht, dass Sternzeichen zu finden, nach dem Draco benannt wurde, habe es aber nie gefunden. 

"Kannst du mir dein Sternzeichen zeigen?" frage ich und rücke ein wenig näher an den Slytherin heran. "Natürlich. Der Wagen und dann dahinter der Schweif des Drachen. Siehst du es jetzt?" "Ja!" rufe ich begeistert und folge der Bewegung seines Fingers, welcher das Sternbild nachzeichnet. "Das ist die Draco-Konstellation. Sie verschwindet nie, man kann sie das ganze Jahr über sehen." erklärt Draco weiter. "Gut so. Nicht, dass du auch mitten im Jahr plötzlich verschwindest." Draco rammt mir seinen Ellenbogen in die Seite, was mich sehr unmännlich aufquietschen lässt. "Hey!" beschwere ich mich und gebe ihm einen Klaps. Draco lächelt mich nur spielerisch an und streckt dann seinen Arm aus, damit ich mich an ihn kuscheln kann, was ich auch sofort tue. Ich lege meinen Kopf auf seine Brust und lasse mir durch die Haare kraulen. 

Es ist schön, endlich so offen mit ihm zusammen sein zu können. Wir mussten uns ewig verstecken, da Dracos Vater unter gar keinen Umständen etwas von uns erfahren durfte. Dann hat sich allerdings einer der wenigen Schüler, die von uns wussten-wir wissen bis heute nicht, wer es war-verquatscht und schnell wusste es die ganze Schule. Solche Nachrichten verbreiten sich Hogwarts schneller, als jedes Lauffeuer. Damit gelangte es auch sehr schnell an Lucius Malfoy, was für Draco nicht gut endete. Mr. Malfoy hat ihn zwischenzeitlich von der Schule genommen und nach einigen Wochen kam er zurück, hat kaum noch gesprochen und hat sich auch nicht mehr vor mir ausgezogen. Es wäre mir vermutlich kaum aufgefallen, hätte er nicht so penibel darauf geachtet, dass so viel wie möglich seiner Haut bedeckt ist. Ich bin mir sehr sicher, dass Mr. Malfoy ihn geschlagen und auch den Cruciatus-Fluch bei ihm angewendet hat, aber ich kann es weder nachweisen, noch gibt Draco es zu. 

Vor diesen Ferien hat er dann, nach zwei Ferien, die er schon bei Blaise verbracht hat, obwohl er mir sagt, dass er nach Hause fahren würde, zugegeben, dass sein Vater ihn rausgeworfen und enterbt hat. Ich glaube nicht, dass ihm die Enterbung etwas ausmacht, so ist er nicht mehr, sondern eher, dass er seine Familie verloren hat. Bei den Weasleys wurde er zwar herzlich empfangen, aber ich bezweifle, dass er sich hier wirklich wohl fühlt. Er ist und bleibt noch immer ein Malfoy und einige der Weasley-Geschwister-ich nenne keine Namen-stehen ihm sehr skeptisch gegenüber, was wahrscheinlich auch der Grund ist, warum er sich so sehr zurückzieht. Oft verschwindet er zu stundenlangen Spaziergängen, fliegt mit seinem Besen weg oder verkriecht sich einfach irgendwo im Haus. Schlussendlich läuft es aber immer auf dasselbe hinaus: Meine geliebte Schlange ist für Stunden unauffindbar. 

"Geht's dir gut, Dray?" frage ich nach einer Weile leise. "Wieso sollte es mir nicht gut gehen?" "Du weißt genau, was ich meine. Du setzt dich doch nicht einfach so alleine hier hin und schaust dir das Sternzeichen an, nachdem dein Vater dich benannt hat." Draco seufzt. "Ich hab ein wenig Heimweh." sagt er schließlich, "Das gibt sich schon wieder." "Soll ich mal mit deinem Vater reden?" biete ich an. "Nein, auf keinen Fall. Nichts gegen dich, Harry, aber das würde alles nur verschlimmern." "Was kann denn noch schlimmer werden?" frage ich spöttisch. "Kennst du meinen Vater eigentlich? Er findet immer einen Weg alles noch schlimmer zu machen." meint Draco und richtet sich vorsichtig auf, sodass ich noch genug Zeit habe, um mich ebenfalls aufrecht hinzusetzen. 

"Aber..." Draco unterbricht mich, indem er seine Lippen auf meine drückt. "Ja, ich vermisse meine Familie, aber ich hab noch immer dich und ich bin auch nicht bereit, dich aufzugeben. Mein Vater wird sich schon wieder einkriegen und wenn nicht, hat er Pech. Jetzt lass uns reingehen. Du wirst noch erfrieren." Er streicht über meinen Arm, auf dem sich eine deutliche Gänsehaut abzeichnet. Für eine Sommernacht ist es aber auch wirklich kühl draußen. Wir stehen auf und gehen Hand in Hand zurück in den Fuchsbau. 

Ich schlage vor, dass wir uns noch ein wenig zu den anderen an den Kamin setzen, bemerke aber sofort, dass Draco sich dabei unwohl fühlen würde. Also wünschen wir einfach nur allen eine gute Nacht und gehen dann nach oben. Ich weiß nicht genau, wie spät es ist, aber da es draußen schon sehr dunkel ist, muss es wohl schon ziemlich spät sein. Das bestätigt meine Müdigkeit, die mich mit einem Mal übermannt, als ich mich mit Draco ins Bett legen. "Gute Nacht, Draco. Ich liebe dich." murmle ich, die Augen schon geschlossen. Seine Antwort, falls er mir eine gibt, bekomme ich schon gar nicht mehr mit, denn da bin ich schon mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, eng an den Körper des Slytherin-Eisprinzen gekuschelt eingeschlafen. 

Drarry OneshotsWhere stories live. Discover now