Versprechen

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Der Krieg ist vorbei, Voldemort ist tot. Aus irgendeinem Grund (den ich mir nicht ausdenken wollte) kann Harry nicht zu den Weasleys und wohnt somit bei den Dursleys. Draco, der von der Situation bei den Dursleys weiß und schon seit einigen Jahren in den Gryffindor verliebt ist, will jetzt erreichen, dass Harry mit ins Malfoy Manor zieht. Zur Zeit sind noch die Sommerferien, bevor das wiederholte siebte Jahr für die beiden beginnt. 

Lucius Malfoy wusste schon seit Langem, dass sein Handeln falsch ist, traute sich aber nicht, sich von dem dunklen Lord abzuwenden. Nach dem Krieg wurde er sozusagen zu seinem wahren Ich und damit quasi zu einem besseren Mensch. 

Draco pov

"Vater, bitte! Er kann da nicht mehr bleiben!" flehe ich. Da ich das schon seit gut einer Stunde mache, erleidet mein Vater vermutlich bald einen Nervenzusammenbruch. "Bitte! Ich tu alles, was du willst!" bettle ich weiter. "Hörst du endlich auf zu reden, wenn ich ja sage?" stöhnt er genervt. Ich nicke heftig. "Sag mir nochmal, warum du ihn magst." seufzt er, während er aufsteht und sich einen Whiskey einschenkt. "Ich weiß nicht. Es ist einfach so. Warum magst du Mutter?" "Okay, ich geb's auf." sagt er und kippt den Whiskey runter, "Und los geht's." Er geht in den Flur und ich folge ihm. Wir ziehen unser Mäntel an, dann hält er mir seinen Arm hin. Freudig lege ich meine Hand auf seinen Arm und wir apparieren. 

"Sind wir hier richtig?" fragt er, als wir irgendwo mitten auf der Straße stehen. Ich sehe mich um und entdecke ein Straßenschild. "Ligusterweg. Ja, wir sind richtig. Aber ich weiß die Hausnummer nicht, nur den Namen der Familie, bei der er wohnt." Mein Vater seufzt genervt und zeigt mir dann, dass er auf der einen Seite der Straßen gucken geht und ich auf der anderen nachsehen soll. Ich nenne ihm noch schnell den Namen und gehe dann zum ersten Haus. Nach einigen Minuten höre ich einen scharfen Pfiff. Sofort drehe ich mich nach meinem Vater um, der mir zeigt, dass er das richtige Haus gefunden hat. Ich renne zu ihm und werfe einen Blick auf den Namen auf dem Klingelschild, bevor ich den kleinen Knopf drücke. "Damit das klar ist: Ich rede!" ermahnt mein Vater mich und ich nicke brav. Es ist schon ein Wunder, dass mein Vater überhaupt zugestimmt hat, Harry ins Malfoy Manor zu holen; jetzt werde ich mich auf jeden Fall benehmen. 

Nach einem lauten Poltern wird die Tür geöffnet. Ein fetter Mann steht vor uns. "Was wollen Sie?" blafft er. "Wir kommen, um Harry zu holen." sagt mein Vater todernst und greift mit der zweiten Hand um den Schlangenknauf an seinem Stock, bereit seinen Stab zu ziehen. "Das erlaube ich aber nicht." "Ich habe auch nicht gefragt." meint mein Vater nüchtern, bevor einfach das Haus betritt. Entschlossenen Schrittes geht er den Flur entlang, wobei er den dicken Mann, der die Tür geöffnet hat, immer mehr zurückdrängt. Ich folge meinem Vater einfach und schließe die Tür hinter mir. Wenig später stehen wir in einer Wohnküche. Harry steht, eine Pfanne in der Hand, am Herd und betrachtet uns mit offenem Mund. Ich lasse meinen Blick über seine Sachen schweifen. Er trägt ein viel zu weites Hemd und eine ebenfalls zu weite Hose, die er mit einem Gürtel passend geschnürt hat. Ich habe ihn noch nie wirklich in Zivilkleidung gesehen. Vermutlich ist das der Grund. 

"Harry, wer sind diese Leute?" schnauzt der Fette. "Das sind Lucius und Draco Malfoy." stellt Harry uns knapp vor, während er uns weiter unsicher mustert. "Sind das auch solche...Leute?" fragt eine Frau, die sich hinter dem Fetten versteckt. "Wer redet eigentlich mit Ihnen?" knurrt mein Vater, bevor er sich dem Jungen am Herd zuwendet: "Harry, geh deine Sachen packen." "Warum? Damit Sie mich ohne Zeugen töten können?" "Nein, damit Draco aufhört von dir zu reden und wie furchtbar das alles hier ist." "Sie sind ein Todesser! Und Draco hasst mich." Wie unrecht er doch hat! Mein Vater seufzt und nickt dann in Richtung Flur. Aus reiner Angst, schätze ich zumindest, stellt Harry die Pfanne weg und will zum Flur gehen. 

"Du bleibst, wo du bist!" befielt der Fette. Mein Vater zieht mit einem Ruck seinen Zauberstab und richtet ihn auf den dicken Mann. "Ich glaube nicht, dass Sie sich mit mir anlegen wollen. Sie bleiben, wo Sie sind und Harry kommt mit uns in den Flur. Sofort!" faucht mein Vater am Ende seiner Geduld. Harry huscht an mir vorbei in den Flur, ich folge. "Malfoy, was soll das?" fragt er ängstlich. "Ich will, dass du mit ins Malfoy Manor kommst. Dort bist du sicher und musst nicht mehr den Diener spielen." "Ich habe gerade erst Voldemort besiegt. Woher soll ich wissen, ob ihr nicht sein Anliegen zu Ende bringen wollt!" Hilfesuchend sehe ich zu meinem Vater, welcher gerade ebenfalls in den Flur kommt und die Tür mit einem Zauber verriegelt. "Dir ist der unbrechbare Schwur geläufig?" fragt er in aller Seelenruhe. Harry nickt. Mein Vater zieht seinen Handschuh aus und streckt Harry die Hand hin. Mit ein wenig Überwindung greift Harry um das Handgelenk meines Vater, welcher die Geste erwidert. Während mein Vater Harry einige Dinge verspricht, bei welchen ich nicht richtig zuhöre, da ich mich auf den Spruch konzentrieren muss, spreche ich den Zauber. 

"Sollte dieses Versprechen gebrochen werden, sterbe ich. Ich habe nicht vor zu sterben. Also kannst du uns vertrauen. Und jetzt geh bitte deine Sachen packen, ich habe noch zu tun." meint mein Vater. Harry nickt und läuft die Treppe nach oben. Ich folge ihm, um ihm gegebenenfalls helfen zu können. Als ich den Raum betrete, in welchen Harry verschwunden ist, sitzt Harry einfach nur auf dem Bett und rührt sich nicht. Wortlos öffne ich den Koffer, der in der Mitte des Zimmers auf dem Boden liegt und beginne seine Sachen hinein zu räumen. "Warum tust du das?" höre ich Harrys Stimme. "Damit wir hier möglichst bald wegkommen." entgegne ich ruhig.

"Nein. Warum hilfst du mir hier rauszukommen?" "Ich habe einiges wieder gut zu machen. Und bei dir anzufangen, erschien mir nicht die schlechteste Idee. Wenn du nicht mitkommen willst, kannst du natürlich auch hier bleiben. Aber ich glaube, das Manor wäre besser für dich." Ohne ein Wort zu sagen, steht er von seinem Bett auf, nimmt einige Sachen und legt sie in den Koffer.

Ich lächle glücklich. Er kommt wirklich mit! "Ich glaube, ich habe dich noch nie wirklich lächeln sehen." sagt Harry, lächelt dabei aber ebenfalls. "Dann wurde es ja Zeit." sage ich und schließe den Koffer. Als wir zusammen nach unten kommen, steht mein Vater noch immer im Flur und ignoriert den fetten Mann, der auf ihn einredet. "Hast du alles?" frage ich sicherheitshalber nochmal. "Ich befürchte, mehr besitze ich nicht." sagt Harry schüchtern. "Dann los." Ich sehe ihn aufmunternd an und wir verlassen das Haus. Harry zeigt uns eine versteckte Gasse, von wo aus mein Vater uns zurück ins Manor appariert. 

Schüchtern sieht Harry sich um. "Komm, ich bring dich ins Gästezimmer." sage ich und nehme ihm seinen Koffer wieder ab. Mein Vater ist schon längst wieder verschwunden. Als Harry mir nicht folgt, nehme ich sanft seine Hand und ziehe ihn mit mir. 

~*~*~

Ich höre erstickte Schreie aus dem Nebenzimmer und krabble aus dem Bett. Ohne mir etwas über zu ziehen schleiche ich raus auf den Flur. Meine Eltern scheinen es noch nicht mitbekommen zu haben. Auf nackten Sohlen tappe ich durch das Dunkel, bis ich die Tür erreiche, die zu Harrys Zimmer führt. Ohne zu klopfen öffne ich die Tür. Durch die ungeschlossenen Vorhänge fällt ein wenig Mondlicht in den Raum, wodurch ich sehen kann, wie Harry sich unruhig in seinem Bett hin und her wirft und immer wieder aufschreit. 

Ich setze mich auf die Bettkante und rüttle sanft an seiner Schulter. Schon nach wenigen Sekunden schreckt er hoch. Orientierungslos, schwer atmend und mit Tränen in den Augen sieht er sich um. "Es ist alles in Ordnung, Harry. Es war nur ein Traum, du bist in Sicherheit." versichere ich ihm und nehme ihn in den Arm. Ängstlich klammert sich der Kleinere an mich und ich hauche ihm einen Kuss auf die Haare. Beruhigend streichle ich seinen nackten Rücken; auch er trägt nur Boxershorts. Ich spüre Harrys warme Tränen auf meiner kalten Haut. "Schlaf weiter, Harry, es ist alles in Ordnung." Unsicher lässt Harry mich los und legt sich wieder hin. Als ich gehen will, hält er mich schüchtern zurück: "Warte! K-Kannst du vielleicht... naja... hier blieben? Ich will nicht alleine sein." Ich nicke und lege mich neben ihn.

Harry kuschelt sich an mich heran und legt seinen Kopf auf meine Brust. "Ich pass auf dich auf, versprochen." flüstere ich. 

Dieses Versprechen ist schließlich zu meiner Bestimmung geworden. Von dieser Nacht an, habe ich immer auf Harry aufgepasst und ihn beschützt. Irgendwann haben wir uns gestanden, dass wir Gefühle füreinander haben und sind zusammengekommen. Dieser Mann ist einfach in mein Leben gekommen und plötzlich wurde er zu meinem Leben. Ich liebe ihn einfach so sehr. 

Drarry OneshotsWhere stories live. Discover now