Always

13.3K 285 100
                                    

Da mir mal jemand gesagt hat (ich finde den Kommentar nicht mehr, sonst würde es eine Widmung geben), dass er traurige OS liebt und ich gerade eine depressive Phase habe-Tada! Viel Spaß beim Lesen.

Harry pov

Ich sitze im Wohnzimmer der Weasleys. Mit dem kleinen Finger rühre ich in meinem lauwarmen Tee herum. Es sind Ferien und ich habe die Schulaufgaben schon fertig, weswegen ich mich jetzt vollständig entspannen kann. 

Vor Schreck kippe ich meinen Tee über mich, als plötzlich McGonagall vor mir steht. "Verzeihung, ich wollte Sie nicht erschrecken." meint sie. "Schon gut. Aber was tun Sie eigentlich hier, wenn mir die Frage gestattet ist." "Ich muss Sie bitten mit mir zu kommen, Mr. Potter. Es ist sehr wichtig." Mit einem Schwung meines Zauberstabs säubere und trockne ich meinen Pullover. Dann stehe ich auf. "Natürlich. Ich gehe noch schnell Ron und Hermine holen. Dann kommen wir sofort mit." "Nein, es geht nur um Sie, Mr. Potter." Ich sehe sie verwirrt an, nicke dann aber. Schnell sage ich Molly bescheid, dass ich mit McGonagall weg muss, dann appariert die Frau mit mir. 

Ich finde mich in dem Büro wieder, in dem einst Dumbledore gearbeitet hat. Nur was tue ich hier? Warum will McGonagall mich unbedingt hier haben? Was will sie von mir?

"Mr. Potter, ich habe sie wegen einem sehr traurigen Anliegen hierher gebeten." Sofort ziehe ich besorgt die Augenbrauen zusammen: "Wie darf ich das verstehen?" "Der Krieg hat vor einigen Stunden ein weiteres Opfer gefordert." Entsetzt sehe ich sie an: "Was? Wen?" Meine Lehrerin scheint mit sich zu kämpfen, nicht ganz zu wissen, ob sie es mir tatsächlich sagen soll. Doch schließlich spricht sie endlich den Namen aus: "Draco Malfoy. Er hat sich das Leben genommen." Mir steigen Tränen in die Augen, ich schlage die Hände vor den Mund. "Oh mein Gott." murmle ich.

Warum nur habe ich nicht auf Hermine gehört? Warum habe ich ihm nicht noch vor den Ferien meine Gefühle gestanden? Warum wollte ich warten? Hätte ich ihm meine Gefühle gestanden, wäre er vielleicht noch am Leben! Wäre ich in Hogwarts geblieben, hätte ich ihn vielleicht aufhalten können! Warum habe ich ihn nach dem Krieg nie gefragt, wie es ihm geht, ihn nach Hogsmead auf ein Butterbier eingeladen oder sonst was? Ich hätte ihm helfen können!

"Wo ist er? Ich will ihn sehen!" ist das Nächste, was ich mich sagen höre, ohne wirklich mitzubekommen, dass ich spreche. "In der Heulenden Hütte. Sein Vater ist eben gekommen, um ihn nach Hause zu holen. Er wollte aber nochmal herkommen, bevor er mit ihm geht, also sind sie eigentlich noch nicht weg." meint die neue Schulleiterin Hogwarts'. Augenblicklich renne ich los, raus aus dem Schulleiterbüro, durch die kalten Gänge der Schule. Meine Schritte hallen von den Steinwänden wieder, mein Herz pocht unendlich laut und überschlägt sich immer wieder, mein Atem rast. 

Ich renne raus aus Hogwarts, den Weg hinunter in Richtung Hogsmead. Meine Füße scheinen den Weg zur Heulenden Hütte auswendig zu kennen. Ich habe das Gefühl erst nach einer halben Ewigkeit bei der Hütte anzukommen. Als ich davor stehe muss ich erstmal tief Luft holen, damit ich nicht zu weinen beginne. Langsam betrete ich das heruntergekommene Gebäude und suche nach meinem Schwarm. Es dauert nicht lange, dann stehe ich einige Meter entfernt von Lucius Malfoy, der seinen Sohn in den Armen hält. Er streicht ihm zärtlich einige Strähnen aus der Stirn und fährt mit den Fingern seine Wange entlang. "Es tut mir leid, mein Sohn. Ich hätte dir das niemals antun dürfen." höre ich ihn flüstern. Er gibt seinem Sohn einen Kuss auf die Stirn und wiegt ihn vorsichtig im Arm. 

Ich gehe zu ihnen und lasse mich auf die Knie fallen. Lucius Malfoy hebt den Kopf und sieht mich an. Ohne ein Wort oder irgendwas der gleichen senkt er wieder den Blick und gibt seinem Sohn einen weiteren Kuss auf die Stirn. Ich nehme Dracos Hand vorsichtig in meine. Sie ist eiskalt und starr. "Es tut mir leid." sage ich leise. "Ich glaube, das ist für dich." sagt der Langhaarige und gibt mir eine Ampulle. Auf dem Etikett steht in geschwungener Schrift mein Name. Ich sehe sie verwirrt an. "Es ist eine Erinnerung. Er scheint dir irgendwas zeigen zu wollen." sagt der Blonde und streicht seinem Sohn durch die Haare. "Haben Sie es sich angesehen?" Ohne zu antworten steht er auf und hebt seinen Sohn hoch. "Er mochte dich wirklich gern." sagt er und sieht mich für einen Moment an. Dann appariert er. Ohne nochmal zu McGonagall zu gehen. 

Ich gehe mit der Ampulle wieder nach Hogwarts und bitte McGonagall, dass ich das Denkarium benutzen darf. Sie erlaubt es mir sofort. Ich gebe die Erinnerung in das Denkarium und tauche meinen Kopf dann hinein. 

Verschwommen erscheint ein Bild, das schließlich deutlicher wird. 

Draco steht vor dem Spiegel und sein Spiegelbild sieht mich an. "Wenn ich alles richtig mache und keiner anderer die Ampulle geöffnet hat, siehst du das jetzt, Harry. Ich widme diese Erinnerung dir, da ich dachte, dass du mich noch am ehesten verstehst. Oder mir wenigstens zuhörst. Wenn du das siehst bin ich nicht mehr am Leben. Keine Ahnung, wer mich gefunden hat oder wie du an diese Erinnerung gekommen bist, aber es ist mir auch eigentlich egal. Ich will mich entschuldigen. Ich habe viele Fehler begangen und vielen Menschen wehgetan und das tut mir wirklich leid. Ich kann nichts davon je wieder gut machen, das weiß ich. Und ich weiß auch, dass es egoistisch ist, mich einfach umzubringen, aber ich ertrage es nicht mehr. Es zerfrisst mich von innen und ich will diesen Schmerz nicht mehr ertragen. Ich weiß, du hast mehr Menschen verloren als ich, aber Severus war einer von zwei Menschen von denen ich wusste, dass sie mich lieben. Immer. Ich will bei ihm sein. Jetzt bleiben nur noch zwei Dinge zu sagen: Gib meinem Vater nicht die Schuld. Er hat versucht mich zu retten. Schon immer. Ich habe es nur nie verstanden. Und jetzt das Zweite: In all den Jahren habe ich nur versucht deine Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich hab mich in dich verliebt-im dritten Schuljahr schon. Ich habe dich sehr geliebt und jetzt, in dem Moment, in dem ich das sage, liebe ich dich noch immer. Und ich hätte auf Severus hören sollen: Liebe tut weh. Werd glücklich mit dem Wiesel. Und sag deinem Helfersyndrom es soll sich keine Sorgen machen. Mir geht's gut. Bald tut es nicht mehr weh. Bald tut es nie wieder weh." 

Während der gesamten Erinnerung fließen Tränen über seine Wangen. Bei den letzten Sätzen lächelt er traurig. Aber zum ersten Mal sehe ich ein ehrliches Lächeln bei ihm. Sein Anblick bricht mir das Herz. 

Das Bild verschwimmt. Die Erinnerung endet. 

In diesem Moment verstand Harry, was Snape mit 'Always' gemeint hatte. Denn Draco war seins. 

Drarry OneshotsWhere stories live. Discover now