Kapitel 26

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In der Schule am nächsten Tag war Fabio mir gegenüber sehr distanziert. Ich wollte irgendwie gerne mit ihm reden, wusste aber nicht, wie ich anfangen sollte. Es war schon das zweite Mal innerhalb einer Woche, dass ich mich mit einem guten Freund mehr oder weniger gestritten hatte. Ich begann schon langsam an meinen Freundschaftsfähigkeiten zu zweifeln.

In der großen Pause nahm Ceil mich zur Seite.

„Hey, Robyn, was ist denn mit dir und Fabio los? Habt ihr euch gestritten?"

Ich zuckte mit den Achseln. „Irgendwie schon..." Ich wusste echt nicht, was ich sagen sollte.

„Er sagt, du hättest ihn gefeuert, weil du viel lieber von Adrian Nachhilfe haben willst."

„Waaas?" Ich schaute Ceil ungläubig an. „Das hab ich nie gesagt!"

Und ich hatte - ohne Witz - auch gar nicht an diese Möglichkeit gedacht. Aber klar, als Chemie-Student wäre Adrian sicher ein hervorragender Lehrer gewesen.

„Wieso glaubt er das denn?", wollte ich wissen. Jetzt war Ceil an der Reihe mit den Achseln zu zucken.

„Aber wieso hast du ihn dann überhaupt gefeuert?" Ich überlegte und realisierte, dass ich Ceil eigentlich keinen Grund nennen konnte. Die Befürchtung oder der Verdacht, dass er auf mich stand, war im Grunde genommen in keinster Weise bestätigt. Was hatte ich nur gemacht?

„Ich muss Fabio finden", sagte ich nur und ging an Ceil vorbei. Mein Ex-Nachhilfelehrer stand mit ein paar anderen Jungs aus meiner Klasse am Springbrunnen vor der Schule. Er sah mich schon von Weitem, tat aber so, als wäre ich nicht da. Erst als ich neben ihm stand, blickte er wieder zu mir.

„Fabio, können wir kurz reden?", fragte ich ihn und schaute ihn flehend an.

„Na, kriselt es etwa in eurer Beziehung?", spottete Marc, ein rothaariges Biest aus unserer Klasse.

„Halt's Maul, Ginger!", zischte ich und zog Fabio zur Seite.

„Was willst du?" Fabio schaute mich abwartend an. Ich merkte, wie seine abweisende Haltung allmählich wegschmolz.

„Mich für gestern entschuldigen und klarstellen, dass ich dich nicht rausgeschmissen habe, damit ich mit Adrian lernen kann. Wie kommst du überhaupt auf die Idee?"

„Robyn, dass du auf Adrian stehst, sieht man zehn Meter gegen's Licht." Ich merkte, wie mir das Blut ins Gesicht schoss und mit Sicherheit meine Wangen rot färbte. Trotzdem wollte ich zu einer Erwiderung ansetzen, aber Fabio schnitt mir das Wort ab.

„Du brauchst nicht zu leugnen."

„Okay", meinte ich schließlich und gab mich geschlagen. „Aber sag nichts." Mir fiel ein Stein vom Herzen, als Fabio nickte; ich wusste, dass ich mich auf sein Wort verlassen konnte.

„Bist du mir eigentlich sehr böse?" Er sah mich kurz an. Dann grinste er und ich wusste, dass alles wieder in Ordnung war.

„Nein, ich glaube, ich an deiner Stelle hätte es genauso gemacht." Jetzt musste ich auch lächeln. Ich sah Fabio an und merkte, dass er noch etwas sagen wollte, merkte, dass er mit sich rang, aber dann war der Moment vorüber und er blieb stumm.

„Aber im Ernst, so desperat bin ich nun auch wieder nicht, dass ich dich rausschmeißen würde, um mit Adrian zu lernen!" Wir kicherten ein wenig.

„Wieso wolltest du mich dann eigentlich loswerden, wenn nicht wegen Adrian?", fragte Fabio mich. Er biss sich auf die Lippe, doch berührt von der ganzen Sache und ängstlich davor die Antwort zu hören. Ich biss mir auf die Lippe, sehr ängstlich davor eine Antwort zu geben.

„Naja, es ist so albern... Und irgendwie schäme ich mich dafür..." Ich wollte nicht wirklich mit der Sprache herausrücken.

„Du dachtest, ich stehe auf dich, oder?" Fabio stellte zwar eine Frage, aber im Grunde wusste er die Antwort schon. Ich war erstaunt über seine Feinfühligkeit und Menschenkenntnis und schämte mich noch mehr dafür, so durchschaubar zu sein.

„Woher weißt du das?", fragte ich ihn kleinlaut.

„Ach, bei euch Mädchen ist das doch immer das Gleiche. Ein Junge redet mit euch und ihr fühlt euch wichtig. Ein Junge gibt euch Nachhilfe und ihr haltet euch für was ganz Besonderes. Und falls ein Junge mit euch rumtobt... Tja, dann muss er ja ganz in euch verschossen sein!" Ich lachte über diese sehr wahrheitsgemäße Beobachtung. „Aber ich kann dich beruhigen, Robyn, ich hege keinerlei romantische Gefühle für dich." Ich atmete erleichtert aus über diese Aussage. Fabio legte einen Arm um meine Schulter und drückte mich kurz.

„Das Lustigste an der ganzen Sache ist sowieso, dass ihr Mädchen immer glaubt, ihr wisst über alles Bescheid, dabei aber alles andere als den Durchblick habt." Er knuffte mich in den Arm.

„Und was soll das jetzt heißen?" Ich kniff die Augen ein wenig zusammen, um ihn trotz der Sonne, die direkt über seinem Kopf war, anzuschauen.

„Also..."

„Da seid ihr ja!", rief Ceil hinter mir und gab Fabio keine Möglichkeit, mir die Situation zu erläutern.

„Mann, was ihr auch für Sachen macht. Erst streiten und mich dann ausgrenzen!" Sie schüttelte verärgert den Kopf.

„Lass sie nur reden...", meinte Fabio gelassen, wofür er sich einen Schlag gegen die Schulter von Ceil einfing.

Grinsend stand ich zwischen den beiden und war froh, dass wieder alles beim Alten war.

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Endlich Saaaaamstag!!! :D
Habt ihr euch auch schon so aufs Wochenende gefreut wie wir?

Wir wünschen euch einen sonnigen Tag!

Tyskerfie & HeyGuys77


HeartsWhere stories live. Discover now