Kapitel 70

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Gut. Ich hatte jetzt in etwa vier Stunden Zeit, um mir eine überwältigende Entschuldigung zurechtzulegen, damit wir den Abend danach in vollen Zügen genießen konnten, mit einem Hobby, das wir beide liebten.

Und ich musste mich wieder in einen passablen Zustand bringen, denn als ich in den Spiegel schaute, grinste mich dort eine wandelnde Leiche an. Toll.

Die beste Idee war wohl ein kurzes Nickerchen. Ich machte also ein Power-Nap und fühlte mich danach gleich besser. Ich war immer noch ein wenig müde, aber bei Weitem nicht so ausgelaugt wie vor einer Stunde. Ich ging runter in die Küche und holte mir was zu essen. Seit meinem kleinen Imbiss im Wald hatte ich nichts mehr zu mir genommen.

Während ich mein Brot mit Erdnussbutter kaute, überlegte ich fieberhaft, wie ich mich am besten entschuldigen könnte. Kurz kam mir der Gedanke, dass sich Adrian eigentlich auch bei mir entschuldigen sollte. Nach der unfeinen Anspielung, ich hätte Dienstag Nacht bei Dan verbracht, wäre das mehr als angebracht. Aber so war ich ja nicht...

Mir kam der Gedanke, dass wir gar nicht über Abendessen gesprochen hatten. Also, aßen wir zusammen eine Kleinigkeit, oder sollte ich was essen bevor ich zu ihm ging? Ich hasste diese Unsicherheit!

Bis mir da so eine Idee kam...

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Einige Stunden später stand ich vor Adrians Tür und wartete darauf, dass er aufmachte. Die Tür ging auf und Adrian strahlte mich an - wenn auch ein wenig gedämpfter strahlend als noch vor einer Woche.

"Hey, komm rein!", meinte er und ging einen Schritt zur Seite, sodass ich vorbei konnte. Ich ging in die Wärme und lächelte ihn vorsichtig an.

"Hier, ich hab uns was zu essen mitgebracht," sagte ich und hielt eine Tüte in die Luft. Ein Grinsen huschte über Adrians Gesicht.

"McDonald's?", fragte er mich amüsiert und ich musste lächeln. Ich fühlte mich plötzlich ein wenig doof. "Also, ich hätte uns ja jetzt was gekocht, aber..." Er zuckte mit den Schultern und grinste schief.

"Das kannst du ein andermal machen," meinte ich gelassen und gab ihm die Tüte.

"Den Wein hab ich schon aufgemacht, aber der passt auch zu Fast Food ganz gut", meinte er, während er in die Küche ging und die Tüte auf dem Tisch abstellte. Er machte sie auf und fing sofort zum Lachen an.

"Happy Meals?", fragte er ungläubig und grinste.

"Naja", fing ich an. Jetzt wurde es irgendwie noch peinlicher. "Die mag jeder, ich wusste ja nicht, was du sonst so isst. Und außerdem ist da ein Spielzeug dabei!", versuchte ich mich. "Und das ist sozusagen dann ein kleines Geschenk von mir an dich, als kleine Entschuldigung für mein Benehmen am Dienstag...und Mittwoch..."

Adrian sah mich kopfschüttelnd an, aber immerhin mit einem Lächeln im Gesicht. "Dann würde ich sagen, wir lassen es uns mal schmecken", grinste er dann und nahm sich eine der Boxen, nachdem er mir die andere vor die Nase gestellt hatte.

"Oh, ich hab dein Spielzeug." Ich hielt ihm die kleine Actionfigur unter die Nase und er fing laut zu lachen an.

"Du bist vollkommen verrückt", warf er mir dann an den Kopf und suchte in seiner Box nach dem anderen Geschenk. Es stellte sich als rosaner Hello-Kitty-Plüsch-Anhänger heraus. Er betrachtete ihn eingehend. "Und was ist, wenn ich aber lieber das hier hätte?" Ernst sah er mich an.

"Hm, dann müssen wir uns duellieren, weil ich extra nach dem Hello-Kitty-Anhänger gefragt habe, weil ich den so gerne haben wollte." Wieder brach er in schallendes Gelächter aus.

"Dir würde ich das sogar zutrauen."

Naja, eigentlich war es genauso gewesen, aber das würde ich ihm jetzt nicht auf die Nase binden.

"Was hältst du davon, wenn wir tauschen? Ich behalte deins und du meins." Ohne eine Antwort abzuwarten, legte er meinen Hello-Kitty-Anhänger besitzergreifend neben sich und ich saß dumm mit seiner Actionfigur in der Hand da. Na gut, wenn er unbedingt wollte. Ich zuckte nur mit den Schultern und schob mir ein Nugget mit Barbecue-Soße in den Mund.

"Übrigens, wegen Dienstag und Mittwoch muss wohl eher ich mich bei dir entschuldigen. Ich meine, ich habe absolut kein Recht gehabt, so zu reagieren. Es geht mich einfach nichts an." Er sah mir fest in die Augen. "Du und Dan, ihr seid zwei erwachsene Menschen und wenn da was zwischen euch läuft, ist das eure Sache. Ich war nur...überrascht und wusste in dem Moment nicht so ganz mit der Situation umzugehen."

"Zwischen mir und Dan läuft gar nichts", ließ ich die Bombe gleich platzen. Vollkommen irritiert sah mich Adrian an.

"Aber Dienstag Abend...in der Bar? Und als du Mittwoch in aller Herrgottsfrüh heim gekommen bist?"

"Dienstag Abend, das war Dan, nicht ich. Ich war mindestens genauso überrascht wie du. Und Mittwoch Früh...Dan und ich konnten beide nicht schlafen und haben uns ausgesprochen."

"Okay, entschuldige, aber ich komm gerade echt nicht mit. Dan hat mir erst vor ein paar Tagen erzählt, dass ihr beide zusammen seid." Aus seinem Gesicht sprach immer noch abgrundtiefe Verwirrung. Logisch, die ganze Sache war ja auch mehr als verzwickt.

"Das war wohl mehr Wunschdenken. Obwohl ich wohl nicht ganz unschuldig dran war. Ich hab Mist gebaut, ohne es zu wissen. Und können wir es bitte dabei belassen?" Flehend sah ich ihn an und hoffte, dass er nicht weiter nachfragen würde. Ich sah ihm an, dass er mit meiner halbherzigen Antwort alles andere als zufrieden war, aber ich hatte keine Lust ihm zu erklären, dass ich Dan in einem Anfall von Liebeskummer wegen ihm, Adrian, geküsst hatte.

Aber zu meinem Glück nickte Adrian und schluckte seine Fragen runter. "Klar, wie gesagt, es geht mich ja auch nichts an."

"Aber wissen willst du's trotzdem", grinste ich ihn an. "Vielleicht erzähl ich es dir irgendwann mal. Aber nicht jetzt."

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Robyn und Adrian vereint :)

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Tyskerfie & HeyGuys77

HeartsWhere stories live. Discover now