Kapitel 32

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Ich schwebte wirklich auf Wolke 7.

Mit einem Dauergrinsen lief ich durch unser Haus, in dem plötzlich alles rosa war. Ich hatte so viel Energie in mir, dass ich am liebsten nach draußen gerannt wäre, um meine Gefühle in die Welt hinaus zu schreien.

Seit langer Zeit nahm ich wieder einmal meinen Skizzenblock zur Hand und zeichnete eine Kreation aus tausend Herzen.

Ich neigte auch zu Hyperbeln...

Wenn es nach mir gegangen wäre, so hätte ich Ceil gleich noch am selben Abend angerufen, aber ich wusste, dass es bei ihrer Oma spät werden würde. Ihre Oma war zwar wahrlich nicht mehr die Jüngste, aber wenn jemand das Wort 'Party' fallen ließ, war sie die Erste, die „Hier!" schrie. Sie war schon cool drauf.

Samstagmorgen musste ich aber noch nicht mal bei Ceil anrufen, denn das Klingeln riss mich aus dem Schlaf. Ich sah auf mein Handy, das griffbereit auf dem Nachttisch lag.

Eine neue Mitteilung.

An jedem anderen Morgen hätte ich den Absender umgebracht dafür, dass er mich aus meinem Schönheitsschlaf weckte. Aber heute wusste ich, dass es Ceil war und ich wollte unbedingt mit ihr reden und ihr alles erzählen.

„Bist du schon wach? Ruf mich an!!" Ich grinste, schwang meine Beine aus dem Bett und tappte mit bloßen Füßen zur Tür. Leise öffnete ich sie, um meine Eltern nicht zu wecken. Ich schnappte mir das Telefon und kuschelte mich wieder in mein Bett, während ich Ceils Nummer eintippte. Es hatte gerade einmal geläutet, als Ceil schon den Hörer abnahm.

„Erzähl!"

Ich musste lachen. Ceil hielt sich nicht mit unnötigem Geplänkel auf, wenn es um etwas so Wichtiges wie ein Fast-Date ging.

„Ich wünsche dir auch einen wunderschönen guten Morgen", begrüßte ich sie fröhlich.

„Das muss ein Wahnsinnsnachmittag gewesen sein, wenn du um die Uhrzeit schon so gut gelaunt bist", kicherte sie.

„Da hast du verdammt recht!"

„Jetzt spann mich nicht länger auf die Folter!", drängte Ceil.

Ich erzählte ihr alles - und wenn ich alles sagte, dann meinte ich auch wirklich jedes kleinste Detail. Schließlich war ich an der Stelle angelangt, an der mir Adrian geschmeichelt hatte, wie wundervoll ich in dem Kleid aussah.

„Das hab ich dann auch gekauft. Willst du später vorbei kommen und es dir ansehen?", fragte ich meine Freundin.

„Das musst du noch fragen?"

Wieder musste ich grinsen. „Aber ich bin ja noch gar nicht fertig. Danach hat er mich noch auf einen Kaffee eingeladen und wir haben geredet und geredet und geredet... Ich konnte ihn ganz ungestört beobachten..."

„Oh, Mann, Robyn! Dich hat es wirklich erwischt."

„Ja, ich weiß." Von Ceil kam keine Antwort mehr und irgendwie merkte ich, dass sie etwas beschäftigte.

„Ceil, ist was passiert?"

„Nein! Es ist alles in Ordnung. Es ist nur..." Sie brach kurz ab, um nach den richtigen Worten zu suchen. „Ich habe Angst, dass du dich mit Adrian in etwas verrennst. Ich meine, wie viel älter ist er? Zehn Jahre?"

„Es sind acht", antwortete ich tonlos.

Ceil merkte, dass sie mir damit allen Wind aus den Segeln genommen hatte und es tat ihr schon leid, dass sie überhaupt etwas gesagt hatte. Also versuchte sie, es bestmöglich geradezubiegen.

„Aber das ist ja eigentlich kein großes Problem!" Betont fröhlich drang ihre Stimme an mein Ohr, aber sie hatte mir den Punkt bereits deutlich vor Augen geführt.

Ich musste den Tatsachen ins Gesicht sehen: Adrian war mein Nachbar, mehr nicht. Vielleicht sah er in mir so etwas wie eine kleine Schwester, aber das war es dann höchstwahrscheinlich schon.

Vor ein paar Minuten war ich noch trunken vor Liebe gewesen, aber jetzt war nur noch die pure Nüchternheit übrig.

„Robyn?"

„Du hast recht. Ich sollte auf dem Boden der Tatsachen bleiben."

„Ach, Robyn, es tut mir so leid. Aber trotzdem - gib nicht auf zu träumen!", versuchte Ceil mich aufzumuntern. Ich verzog meinen Mund zu einem spöttischen, leicht verbitterten Lächeln. Aber auch in dem Punkt lag sie nicht ganz falsch: Ich sollte nicht alles schwarz sehen, sondern das genießen, was ich bekam. Und das war im Moment ein verdammt gutes Gefühl und ein paar sehr schöne Stunden.

„Wir sehen uns später. Ich schlaf noch 'ne Runde." Wir verabschiedeten uns und legten auf.

Ich war plötzlich müde, so unendlich müde.

Den Kopf auf mein Kissen gekuschelt, schloss ich die Augen und schlief fast augenblicklich wieder ein.

Und auch, wenn mir eine kleine Träne über die Wange kullerte, lag trotzdem ein Lächeln auf meinen Lippen.

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Wow, wir sind so dermaßen geflasht von euren ganzen Votes und den lieben Kommis, die ihr geschrieben habt, dass wir uns gedacht haben, ihr habt euch ein kurzes Gute-Nacht-Kapitel redlich verdient ;)

Danke euch allen für eure Unterstützung!!!
Tyskerfie & HeyGuys77


HeartsWhere stories live. Discover now