Kapitel 11

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„Adrian, darf ich fragen was du beruflich machst?" Ich war so vom Anblick seines muskulösen Rückens (- Hallo! Welcher Typ hatte schon Muskeln am Rücken!?) fasziniert, dass ich gar nicht bemerkte, dass er recht lange mit seiner Antwort warten ließ.

„Klar doch... Ich bin Callboy."

Mir klappte der Mund auf. Dann begann ich zu kichern: Logisch, er wollte mich mal wieder auf den Arm nehmen. Aber dann drehte er sich um und sein ernstes Gesicht ließ mein Lachen in der Kehle stecken bleiben.

Verdammt, er meinte das doch nicht wirklich ernst?

Ich glaubte, in dem Moment klappte mir der Mund wieder vor lauter Sprachlosigkeit auf.

„Aber bitte sprich das nicht vor Sandy an, sie kommt damit nicht so wirklich klar.

Es war ihm todernst.

In dem Moment kam Sandy herein. Triumphierend hielt sie das Brettspiel hoch. „Ich hab's gefunden! Der Nachmittag ist gerettet." Ich machte anscheinend immer noch ein völlig verstörtes Gesicht, denn sie fragte mich, ob mit mir alles in Ordnung sei.

Ich versuchte mich wieder zu fassen; es war ja durchaus verständlich, dass Sandy nicht damit klarkam. Welche Frau würde das schon?

„Ja... Ich glaube schon... Klar." Ich setzte ein gekünsteltes Lächeln auf.

Ich konnte das alles nicht fassen! Ich hatte mich in einen...einen... Ich konnte das Wort noch nicht einmal denken, solche Schamgefühle löste es in mir aus. Mitleidig sah ich Sandy an, die gerade damit beschäftigt war, das Spiel aufzubauen. Wie konnte sie mit diesem Wissen ihre Lebensfreude bewahren?

Es war mir schleierhaft.

Ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas auch nur in Erwägung ziehen würde, aber in diesem Moment wünschte ich mir, meine Eltern würden früher heimkommen.

„Welche Farbe möchtest du, Robyn?" Sandy riss mich total aus meinen Gedanken.

„Ähh..."

„Ich bin blau!", fiel Adrian mir ins Wort. „Ich bin immer blau." So wie er mich dabei angrinste, hätte man fast meinen können, er meine es zweideutig. Zum Glück fiel mir aber keine passende Assoziation ein.

„Ich nehme was übrig bleibt." Die Farbe meiner Spielfiguren war definitiv das Letze worüber ich mir gerade Sorgen machte. Ich warf einen Blick aus dem Fenster, das genau die Einfahrten unserer beiden Doppelhaushälften zeigte, aber von dem Auto meiner Eltern noch keine Spur.

Widerwillig setzte ich also meine Figuren (ich hatte übrigens gelb - die für mich hässlichste aller Farben, aber egal - bekommen) in das dafür vorgesehene Kästchen. Ich konnte es kaum glauben, dass ich noch vor ein paar Minuten die Idee, Mensch-ärger-dich-nicht zu spielen, amüsant gefunden hatte. Jetzt fühlte ich mich über die Maßen deplatziert.

Ich überstand die Zeit fast wie in Trance. Immer wieder warf ich einen Blick nach draußen, um meine Eltern auch ja nicht zu verpassen. Und um Adrian nicht anschauen zu müssen. Schließlich begann es zu dämmern. Ich wurde schon immer ungeduldiger. Aber dann sah ich zu meiner großen Freude zwei Scheinwerfer in unsere Einfahrt biegen.

„Oh, meine Eltern sind da. Danke, dass ich hier warten durfte, aber ich möchte euch nicht weiter zur Last fallen." Ich war schon aufgestanden, als mir einfiel, dass ich noch Sandys Klamotten trug. „Kann ich dir die Sachen morgen vorbeibringen?"

„Aber klar! Nur keinen Stress. Es war schön, dich hier zu haben. Das können wir doch mal wieder machen!"

'Alles, nur das nicht.' „Ja...gerne." Ich verabschiedete mich hastig und wandte mich zum Gehen. Gerade als ich die Tür hinter mir schließen wollte, hörte ich Adrians Stimme.

„Robyn, warte kurz!" Er joggte den Flur entlang auf mich zu und schlitterte das letzte Stück auf seinen Socken. Wie ein kleiner Junge. „Ich muss noch schnell was aufklären." Dabei lächelte er und ich bemerkte entsetzt, dass ich bei diesem Anblick noch immer dahinschmolz, egal was er mir zuvor erzählt hatte.

„Ich bin kein Callboy." Völlig verwirrt starrte ich ihn an.

„Ich bin Hacker." Je mehr er sagte, desto mehr Zorn spürte ich in mir aufsteigen. Er hatte mich komplett verarscht! Und jetzt wollte er das anscheinend wieder machen! Wer war denn bitte schön Hacker!? „Also legaler Hacker", erklärte er weiter. „Ich versuche Computer zum Beispiel vor Viren zu schützen oder ich prüfe Codes auf ihre Sicherheit, solche Sachen. Aber es war unheimlich süß, wie verwirrt du danach warst." In dem Moment hätte ich ihm am liebsten eine gescheuert. Was er anscheinend merkte; sein Lächeln verschwand prompt.

„Robyn, es tut mir Leid. Ich wollte dich nicht verletzen, es war nur so ein verlockender Spaß." Verlegen senkte er kurz den Blick, sah mir aber gleich wieder in die Augen.

Ich war sprachlos. Wirklich sprachlos. Man konnte mit mir wirklich jeden Spaß machen, aber das hier ging eindeutig zu weit. Wortlos drehte ich mich um und marschierte zu unserem Haus.

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Wer hätte das erwartet? ;)

Reagiert Robyn über?

Tyskerfie & HeyGuys77

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