Kapitel 27

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Ich tigerte vor meinem offenen Kleiderschrank hin und her. Normalerweise hatte ich kein Problem damit, das passende Outfit zu wählen, aber heute hätte ich wirklich Ceils Hilfe gebrauchen können. Doch die saß auf dem Geburtstag ihrer Oma und ich war auf mich alleine gestellt.

'Okay, also nochmal...' Ich schob zum wiederholten Mal einen Kleiderbügel nach dem anderen weiter. 'Zu leger... zu kurz...' Ich würde mir heute mit meinem Schwarm ein Abendkleid aussuchen gehen und wollte einfach perfekt aussehen.

Vor allem, weil ich wusste, dass auch Adrian perfekt aussehen würde.

Wann hatte ich ihm gesagt, dass er kommen sollte? Nervös sah ich auf die Uhr. Zwei Uhr. In einer halben Stunde würde er hier sein und ich stand immer noch im Handtuch da.

'Na gut, ein Kleid...'

Strümpfe? Nein.

Ich sah kurz aus dem Fenster und dachte mir, dass ich heute schon nicht erfrieren würde.

Ich hatte die Wahl zwischen einem schwarzen, engen oder einem weißen Kleid mit weitem Rock... Ich konnte mich nicht entscheiden. Also kramte ich meine weißen und schwarzen Pumps hervor und stellte sie unter die Kleider.

Mmmh... schwarz! Eindeutig.

Ich schminkte mich dezent, föhnte meine Haare und zog mich an.

Ich schaffte es nicht einmal, mich im Spiegel zu begutachten, denn Punkt halb drei klingelte es an der Tür. Ich nahm mein Täschchen, schnappte mir noch eine leichte Jacke und begab mich nach unten. Auf dem Weg wäre ich aufgrund meiner Pumps viermal fast hingefallen - zum Teufel mit den Hormonen! Wieso konnte man nicht ganz entspannt verliebt sein?

Ich glättete noch einmal mein Kleid und öffnete dann die Tür.

„Hi, Adrian", strahlte ich ihn an und vergaß daraufhin komplett zu atmen. Wie auch nicht? Da stand er vor mir und schaute einfach nur gut aus. Dunkelblaue Jeans, weißes Hemd - bis kurz über der Brust aufgeknöpft - die Ärmel bis zum Ellbogen hochgekrempelt. Und dann trug er eine Ray-Ban Pilotenbrille. Ich wäre fast in Ohnmacht gefallen, hätte ich mich nicht an die geöffnete Tür gelehnt. Keine Ahnung woran er gerade dachte, aber ich stellte mir nur zu detailliert vor, wie es wohl wäre, sich an diesen Gott auf Erden zu schmiegen. Dann unterbrach Adrian jedoch meine Fantasien mit meinem neuen Lieblingswort.

„Wow", sagte er und nahm sogar seine Brille ab, um mich genauer betrachten zu können. „Wow, Robyn. Ich... ich bin überwältigt. Anscheinend bin ich völlig underdressed. Soll ich mich schnell umziehen?"

Was redete er eigentlich für dummes Zeug?

„Red keinen Blödsinn!", kicherte ich verlegen und machte eine wegwerfende Geste mit der Hand.

„Wollen wir?", fragte ich ihn dann und machte die Tür zu. Ich ging vor ihm zu unserem Auto, ein VW Touareg, und wies ihn an, sich auf den Beifahrersitz zu setzen. Er schaute mich skeptisch an.

„Du willst in DEN Schuhen fahren?" Ich sah auf meine Pumps hinunter und grinste.

„Als Frau musst du nicht nur in solchen Schuhen laufen, sondern auch Autofahren können!" Ich setzte mich ans Steuer und stellte besorgt fest, dass mein Kleid im Sitzen ganz schön kurz war.

„Verrätst du mir jetzt wo's hingeht?", fragte Adrian, während wir uns anschnallten. Dabei blieb sein Blick prompt kurz an meinen unbedeckten Beinen hängen. Aber er sah schnell wieder weg, sodass er mein Schmunzeln nicht bemerkte. Er war halt auch einfach nur ein Mann... Als er mir wieder ins Gesicht sah, schüttelte ich auf seine Frage hin den Kopfund setzte meine Sonnenbrille auf.

„Wie lange hast du eigentlich schon deinen Führerschein?", fragte er dann, als ich den Motor anmachte. Ich schaute ihn ungläubig an, was er aber wahrscheinlich wegen meiner Brille nicht wirklich mitbekam.

„Sag bloß, du hast Angst davor, mit mir zu fahren?" Das war doch wohl die Höhe! Gut, ich war zwar zweimal durch die Fahrprüfung gefallen, aber das musste Adrian ja nicht wissen. Außerdem hatte ich es nur nicht geschafft, weil die Prüfer extrem pingelig gewesen waren und dazu auch noch immun gegen meinen unschuldigen Blick und mein süßes Lächeln!

„Chillax, Mister", meinte ich trocken. „Wir haben Automatik und ich habe sowohl meine Beine als auch Arme unter Kontrolle. Es kann also nicht viel schief gehen."

„Siehst du auch gut genug?" Adrian schaute mich besorgt an. Ich haute ihm gegen seine (steinharte) Schulter und fuhr auf die Straße Richtung Innenstadt.

Ich wollte Adrian zeigen, dass ich eine sichere Fahrerin war und gab auf einigen Strecken richtig Gas. Aber ich verhielt mich auch völlig ordnungsgemäß und hielt artig an jedem Stop-Schild und jeder roten Ampel.

Soeben fuhren wir auf einer Straße, auf der man immerhin 50 km/h fahren durfte, aber der Trottel vor mir fuhr doch glatt 35 km/h! Ich tuckerte jetzt schon geschlagene zehn Sekunden hinter ihm her, aber auf der uns entgegenkommenden Spur tat sich ums Verrecken keine Lücke auf. Endlich brach der Fluss auf der anderen Seite ab, ich scherte aus und stieg aufs Gaspedal. Im Vorbeifahren spähte ich in das andere Auto.

Natürlich eine Frau.

„Typisch", murmelte ich kopfschüttelnd und fuhr wieder auf meine Spur, dieses Mal aber mit den erlaubten 50 km/h!

Okay, es waren fast 60 km/h...

Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Adrian mich beobachtete. Ich warf ihm einen kurzen Blick zu und bemerkte sein Grinsen.

„Was ist?", fragte ich, den Blick auf die Fahrbahn haltend.

„Du bist nicht ganz dicht, das ist dir schon klar, oder?"

Ich grinste und brauste bei dunkelorange über eine Ampel.

Adrian blickte mich abschätzend an.

„Ich hätte es nicht geschafft, rechtzeitig zu bremsen...", rechtfertigte ich mich, bemühte mich aber dann, ordentlicher zu fahren. Ich schlängelte mich durch den dichten Innenstadtverkehr, bog dann in eine enge Seitenstraße ein und fuhr in ein Parkhaus. Im fünften Stock fand ich endlich einen Parkplatz, in den ich auch ohne Probleme reinfahren konnte. Natürlich tat ich so, als wäre ich absichtlich so lange rumgefahren. Die Neonlichter flackerten über uns, als wir in die typische Parkhausatmosphäre traten. Unsere Schritte hallten wider, als wir zum Aufzug gingen. Es war eines dieser uralten, rumpligen Modelle, einen Quadratmeter groß und extrem instabil - gefühlt zumindest. Wir quetschten uns also rein, ich drückte auf den Knopf für den ersten Stock und wir fuhren in ruckartigen Bewegungen nach unten. Adrians göttlicher Duft stieg mir in die Nase und ich wägte kurz ab, ob ich den Aufzug nicht einfach stoppen könnte, um mich an Adrian zu werfen. Aber nein, ich war ja nicht desperat. Ganz und gar nicht.

Der Aufzug bremste so langsam und erdrückend, dass mir schlecht wurde. Die Tür ging krachend auf und wir traten in einen hell erleuchteten Flur mit weißen Wänden und hellen Marmorböden ein.

„Wo sind wir hier?", fragte Adrian erstaunt. Ich konnte mir nur sehr schwer ein Grinsen verkneifen.

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Heute wieder ein bisschen länger :)

Sagt uns gerne, was ihr denkt! :)

Und vielen Dank nochmal, dass ihr so fleißig lest und votet - inwzwischen sind es schon 850 Reads und dank euch haben wir auch die 100 Votes geknackt! Danke, danke, danke! :*

Das motiviert uns voll weiterzuschreiben und wir sind bereits fleißig dabei :)Wir würden uns auch freuen, wenn ihr unsere Geschichte teilt, wenn sie euch gefällt :)

Wir wünschen euch noch einen erholsamen Sonntag, genießt ihn! :)

Tyskerfie & HeyGuys77

HeartsWhere stories live. Discover now