Kapitel 78

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Der Abend war das reinste Desaster. Immer wieder versuchten sie mich in das Gespräch mit einzubeziehen und ich gab mein Bestes, mir meine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen. Trotzdem sah ich Adrian nur an, wenn es unbedingt sein musste und konzentrierte mich den Rest der Zeit auf mein Essen und den Wein, den der Kellner immer fleißig nachgoss, sobald mein Glas wieder leer war. Trotzdem war ich nicht betrunken oder so. Ich wollte ja nicht noch mehr Blödsinn machen, sondern den Abend nur irgendwie lebend überstehen.

Dass Adrian so nah neben mir saß, machte mich schier wahnsinnig. Ich hätte nur meine Hand ein wenig ausstrecken müssen, dann hätte ich ihn berühren, seine Wärme spüren können. Ich hätte heulen können, bei dem Gedanken, was ich hätte haben können und was ich so leichtsinnig verspielt hatte. Ein weiterer Grund, warum ich es vermied, zu viel zu trinken. Damit hatte ich in letzter Zeit wahrlich nicht die besten Erfahrungen gemacht.

Eine meiner größten Sorgen war, dass meine Eltern merkten, dass etwas nicht stimmte. Aber anscheinend war meine Sorge unberechtigt, denn sie unterhielten sich ganz blendend mit Adrian und waren zufrieden, wenn ich zwischendurch mal den einen oder anderen Satz einwarf. Anscheinend hatte meine Ausrede, dass ich müde war und mich nicht so wohl fühlte, mir hier einen Pluspunkt verschafft.

Als wir endlich die Vorspeise und die Hauptspeise hinter uns hatten und in freudiger Hoffnung auf das Dessert warteten, entschuldigte ich mich kurz und lief zur Toilette. Inzwischen hatte der Wein seine Wirkung entfaltet und ich konnte die ganze Situation ein wenig gelassener nehmen. Hier kam ich nun mal so schnell nicht weg und ich würde Adrian auch nicht ewig aus dem Weg gehen können, wenn er nur ein paar Schritte von mir entfernt wohnte. Aber im Moment war ich einfach noch nicht bereit, mich dem Ganzen zu stellen.

Als ich wieder zurück kam, stellte der Kellner gerade das Dessert vor meinen Eltern und Adrian ab. Aber Adrians Blick war nicht wie der von meinen Eltern ganz auf die Süßspeise konzentriert, sondern auf mich. Er hielt meinen Blick mit seinen Augen gefangen, während ich dem Tisch immer näher kam. Erst war es ein musternder Blick, als würde er ergründen wollen, was in mir vorging. Aber dann legte er seinen Kopf leicht schief und verzog seinen Mund zu einem kleinen, unsicheren Lächeln.

Was wollte er nur von mir? Schnell wandte ich meinen Blick ab und setzte mich wieder neben Adrian. Auch an meinem Platz stand eine Nachspeise und das war im Moment der einzige Lichtblick der sich mir bot. Zum Glück konnte dieser Abend nicht mehr lange dauern, wenn wir gleich mit dem Essen fertig waren. Außerdem war es schon fast zehn Uhr und meine Eltern blieben selbst am Wochenende nicht übermäßig lange wach. Also standen die Chancen gut, dass wir bald aufbrechen und heimfahren würden. Und dann könnte ich Adrian vielleicht wieder die nächste Woche komplett aus dem Weg gehen.

Zum Abschluss wurde noch eine Runde Kaffee bestellt, den wir für meinen Geschmack viel zu langsam tranken. Aber dann kam endlich Aufbruchsstimmung auf und ich hätte beinahe erleichtert aufgeseufzt. Papa und Adrian holten unsere Mäntel von der Garderobe und halfen Mama und mir wieder hinein. Dabei berührte Adrian meine Hand und ich konnte nicht ausmachen, ob es Absicht oder ein Versehen war. Aber dann strich er mir über den Arm. Definitiv Absicht.

Warum tat er das? Wieso konnte er mich nicht einfach in Ruhe lassen? Sah er nicht, dass ich litt und mir unendliche Vorwürfe machte?

Ohne ihn anzusehen, wandte ich mich ab und ging voraus in Richtung unseres Autos. Dieses Mal war ich schneller und ließ Adrian gar nicht die Gelegenheit, mir die Tür aufzuhalten. Er warf mir noch einmal einen kurzen Blick durch das Fenster zu, den ich nur aus dem Augenwinkel wahrnahm, da ich stur nach vorne sah, bevor er sich wieder auf den Beifahrersitz setzte.

Jetzt nur noch eine knappe halbe Stunde, dann wären wir endlich zu Hause und ich könnte mich wieder in meinem Bett verkriechen und mich in Selbstmitleid suhlen.

Aber falsch gedacht. Die Rechnung hatte ich ohne meinen Papa gemacht, der mit nur einem Satz all meine schönen Pläne zunichte machte.

"Lasst uns doch noch irgendwo etwas trinken gehen und den Abend schön ausklingen lassen."

Bitte was? Sonst gingen sie doch auch immer so früh ins Bett. Was war denn jetzt auf einmal los? Anscheinend waren sie wirklich gerne mit Adrian zusammen und Adrian schien sich auch in der Gegenwart meiner Eltern sehr wohl zu fühlen. Also antwortete er natürlich mit einem "Sehr gerne" und Papa fuhr zu der Bar bei uns in der Nähe, in die ich heute auch mit Ceil gegangen wäre, wenn mir nicht dieses Essen mit Adrian dazwischen gekommen wäre.

Am Ende mit den Nerven, schloss ich meine Augen und lehnte den Kopf an das Kühle Fensterglas. Dann tranken wir halt noch einen Cocktail. Das würde ich jetzt auch noch überstehen.

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Und hier das reguläre Montags-Update :)
Wir haben uns gedacht, es wäre noch ein bisschen zu früh, um den Abend zu beenden ;)

Wir wollten euch an dieser Stelle nochmal ein riiiiiesiges Dankeschön sagen für diese unglaublich lieben Kommentare, die ihr uns immer schreibt und für die enorm vielen Votes! Ihr glaubt nicht wie viel uns das bedeutet, dass euch unsere Geschichte so gut gefällt und wir sind gerade motivierter denn je ganz fleißig weiterzuschreiben! :)

Also votet und kommentiert bitte weiter so viel, das spornt total an! Und ihr würdet uns eine riesige Freude machen, wenn ihr unsere Geschichte teilt, wenn sie euch gefällt :)))

Danke euch allen!!!
Tyskerfie & HeyGuys77


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