Kapitel 17

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„Hey, wen seh' ich denn hier?"

Ich schaute aufgeschreckt hoch und blickte mit einem dümmlichen Ausdruck in Adrians Gesicht.

„Mich?" Was für eine niveauvolle Antwort. Er lachte und setzte sich mir gegenüber hin.

„Was machst du hier ganz alleine? Du wurdest doch wohl nicht sitzen gelassen?" Er verschränkte die Arme auf dem Tisch und lehnte sich ein wenig vor.

„Doch, so könnte man das nennen", gab ich kleinlaut zu und schaute in die Tiefen meines Cocktails.

„Arschloch", knurrte Adrian grimmig dreinschauend. Ich kicherte, amüsiert über die Assoziation, die mir dabei durch den Kopf schoss: wie ein großer Bruder.

„Wohl eher Arschlöchin." Er sah mich verwundert an. Dann brach er in Gelächter aus.

„Ach so, ich brauch mich also nicht auf die typische Männerart über einen anderen dummen Mistkerl aufregen?" Ich grinste, meine Wangen leicht gerötet, und räusperte mich dann.

„Und was ist mit dir? Wieso bist du nicht zu Hause bei Sandy?" Die Frage schmerzte zwar, aber Sandy war ein Teil meiner Realität - leider.

„Die ist heute wieder nach Hause gefahren. Ich soll dich ganz herzlich grüßen, sie hat es leider nicht geschafft, sich von dir zu verabschieden."

„Ach so..." Ich konnte meine Freude darüber nur schwer verbergen. Das würde nämlich heißen, dass ich für unbestimmte Zeit Adrian für mich alleine hätte. Da kam mir ein Gedanke.

„So ein Mist! Ich hab noch ihre Klamotten!"

„Ach, kein Thema. Die kannst du mir einfach geben, dann kriegt sie die einfach bei der nächsten Gelegenheit."

Moment, was?

Was hieß hier bitte bei der nächsten Gelegenheit? Er würde sie doch wohl bald wieder sehen? Oder...

OH.MEIN.GOTT!

Hatten sie etwa Schluss gemacht?

Ich hielt den Atem an, meine Augen weiteten sich und ich musterte Adrian. Sah er nicht etwas verspannt aus? Traurig?

„Aber sag mal, Adrian..." Ich schaute ihn misstrauisch an. „Was machst du hier nochmal gleich? So ganz alleine."

„Ich treff' mich mit einem Arbeitskollegen. Aber ich bin ein bisschen zu früh dran."

So! Da hatten wir's also! Schluss mit Sandy, also Trostabend mit den Kumpels. Ich konnte es kaum fassen! Unwillkürlich fuhr ich mir mit der Hand durchs Haar.

Der Kellner (the Sonnyboy) kam angeschlendert und fragte, ob wir noch was trinken wollten. Adrian schaute mich fragend an und als ich den Kopf schüttelte, bestellte er sich ein Guinness.

„Du willst nichts trinken?"

„Nee, ich hatte ja schon zwei Cocktails. Es wird eh Zeit für mich." Der Kellner hatte mich an Ceil und unseren Streit erinnert. Wenn sie nicht hier war, war es einfach nicht dasselbe! Sogar Adrian hatte seinen Reiz verloren. Obwohl... Nein, eigentlich doch nicht.

Ich stand auf und zog meine Jacke an. Er sah mir still dabei zu.

„Verrätst du mir, was wir nächste Woche machen?" Er grinste schief.

„Nein, hab ich dir doch schon gesagt. Aber iss vorher was, wird lange dauern." Ich zwinkerte ihm zu, drehte mich um und wollte Richtung Ausgang gehen.

In der Tür stand Ceil und starrte mich böse an.


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