Kapitel 65

69.4K 3.6K 165
                                    

Ich wachte einige Stunden später auf und konnte nur daran denken, wie mies es mir ging. Ich hatte Schüttelfrost und mein ganzer Körper tat einfach nur weh. Meine Nase lief und mein Kopf dröhnte. Ich wollte nicht mehr leben.

Ich suchte nach meinem Handy, aber da ich es nicht auf ersten Anhieb fand, gab ich auf. Was war ich nur für ein Schlappschwanz, dachte ich bitter. Aber ich konnte einfach nicht. Mein Körper war zu müde.

Was hatte ich mir auch dabei gedacht, ohne Jacke mitten in der Nacht raus zu laufen? Und zu der Zeit!

Die Erinnerung an Dan, Adrian, Dan und ich, Adrian und ich und wir alle drei überschwemmte mich plötzlich mit einer solchen Wucht, dass ich wieder zu zittern anfing. Ich vergrub mein Gesicht im Kissen und schlief ein, bevor ich wieder zum Weinen anfangen konnte.

- - - - - - - - - - - - - - - - - - -

„Mäuschen... Robyn Schatz!", drang es gedämpft an mein Ohr. Ich wimmerte leise und fühlte mich erbärmlich.

„Robyn, Süße..." Jemand rüttelte leicht an meiner Schulter. Ich versuchte langsam die Augen auf zu machen und erkannte verschwommen meine Mama.

„Mama", jammerte ich und versuchte mich an sie zu lehnen. Egal wie alt und erwachsen und reif und unabhängig und cool und pflichtbewusst und selbständig ich war, wenn ich krank war, musste meine Mama her. Und das konnte nur zu langsam geschehen.

„Schätzchen, Ärmste, dir geht's ja schrecklich!" Ich hörte die Sorge in ihrer Stimme und nickte leicht. Wie Recht sie doch hatte!

Sie verschwand aus meinem Zimmer, aber bevor ich nach ihr schreien und mich alleine fühlen konnte, kam sie mit einer Schmerztablette, noch mehr fiebersenkendem Mittel und einem Glas Wasser zurück. Ich nahm die Medizin und kuschelte mich wieder in meine Decke.

„Du brauchst Ruhe," sagte meine Mama und stand vom Bett auf. „Oh!", sagte sie, bückte sich und nahm mein Handy in die Hand. Sie war wohl drauf getreten. Tollpatsch.

„Hier, dein Handy," sagte meine Mama und legte es mir neben meinem Kopfkissen hin. „Jetzt schlaf' erst mal eine Runde und wir reden dann später drüber, warum du mitten in der Nacht aus dem Haus warst..."

Ich schluckte kurz und verfluchte meine Mama, weil sie es nicht einmal wenn ich todkrank war, lassen konnte, mir ein schlechtes Gewissen einzuflößen. Herzlichen Dank auch!

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

Ich wurde aus dem Schlaf gerissen, als mein Handy neben mir vibrierte. Mir ging es ein wenig besser, also nahm ich es und bemerkte erstaunt, dass ich zahlreiche Nachrichten bekommen hatte.

Ceil hatte die ersten Nachrichten geschickt. Klar, ich war nicht in der Schule und ich hatte ihr nicht Bescheid gegeben, das war mehr als ungewöhnlich.

„Wo bist du? Warum meldest du dich nicht? Wie war gestern Abend? Ist alles in Ordnung??" Ich musste schmunzeln, als ich all ihre neugierigen Fragen las und tippte schnell eine kurze Antwort. Alles andere würde ich ihr erklären, wenn mein Kopf mich nicht mehr umbrachte. Zu mehr war ich einfach im Moment nicht in der Lage.

Eine Nachricht war sogar von Fabio: „Schätzchen, du hast mehr Glück als Verstand. Er wollte dich in Chemie ausfragen, also lern für die nächsten Stunden ;) Wo steckst du überhaupt?" Auch ihm schrieb ich nur kurz, dass ich krank war.

Dann hörte ich meine Mailbox ab.

Und war extrem überrascht, wessen Stimme ich da hörte.

„Hi, Robyn, ich bin's, Sandy." Sie klang irgendwie ein wenig unsicher. Was wollte sie nur? „Ich hab deine Nummer von Adrian. Ich... Also wegen gestern... Hast du vielleicht diese Woche irgendwann Zeit für mich? Also wenn du das hörst, dann würde es mich sehr freuen, wenn du dich kurz bei mir melden würdest. Also dann... Bis hoffentlich bald... Bye!"

Völlig überrannt starrte ich auf das Display meines Handys. Was wollte Sandy nur von mir? Wir kannten uns kaum. Und was wollte sie mit mir wegen gestern besprechen? Noch jemanden, der mir sagte, dass ich Scheiße gebaut hatte, brauchte ich wirklich nicht! Andererseits hatte sie nicht sauer oder so geklungen. Oh Gott, das war für meinen Kopf einfach alles zu viel. Ich ließ mich ins Kissen zurück sinken und schloss die Augen.

Sandy musste warten.

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

In den nächsten Stunden schlief ich, nahm meine Medizin, schlief wieder und schlief dann noch einmal. Irgendwann am Abend wachte ich auf und fühlte mich das erste Mal nicht komplett halbtot. Ich nahm meine Decke und mein Handy und begab mich nach unten ins Wohnzimmer, um erstens die Aufmerksamkeit und ein wenig Mitleid meiner Mama zu bekommen und zweitens, um einen Film anzuschauen. Ich nahm gedämpft Stimmen wahr, als ich mich dem Wohnzimmer näherte, ging aber davon aus, dass es nur meine Eltern waren.

Kurz bevor ich die angelehnte Tür aufmachte, setzte ich meinen erbärmlichsten und am meisten leidenden Gesichtsausdruck auf, um ja das Fürsorge-Gen meiner Mutter zu wecken. Was ich jedoch dann sah und hörte, ruinierte meinen Plan ein wenig.

„Ich weiß nicht, was mit ihr los ist, sie verbirgt uns doch irgendwas," sagte meine Mutter besorgt. „Weißt du irgendetwas, Adrian?", fragte sie und schaute eine Person an, die mir mit dem Rücken zugewandt da stand.

Mein Herz stoppte.

„Ich habe keine Ahnung," hörte ich ihn tonlos sagen. „Ich kenne sie ja kaum."

Autsch.

„Ich glaube sie mag dich, kannst du vielleicht mit ihr reden?"

Mama!

„Ich bezweifle, dass sie mit mir sprechen möchte", antwortete er und es stach mir ins Herz. Ich spürte, wie sich ein Hustenanfall anbahnte und wollte schleunigst verschwinden. Weg, weg, weg! Adrian sollte mich so nicht sehen und Mama sollte nicht wissen, dass ich die letzten Sätze mitbekommen hatte. Ich drehte mich um, aber in dem Moment nahm meine Mama anscheinend meine Bewegung war.

„Oh, Robyn!", stieß sie hervor und bekam rote Wangen. Ich grinste bitter, ein wenig peinlich war es ihr jetzt wahrscheinlich schon. Adrian drehte sich erstaunt um und ich stand immer noch wie angewurzelt da. Ich starrte ihn an und er starrte zurück. Wir gingen beide nochmal im Kopf das durch, was eben gesagt wurde. Mama sagte einfach gar nichts.

Überhaupt keine komische Situation.

________________________
Jaaaa, die Situation ist wohl ein bisschen unangenehm für alle Beteiligten xD
Wie würdet ihr reagieren, wenn ihr so ein Gespräch mitbekommen würdet?
Auch versuchen zu verschwinden oder auf Konfrontation gehen oder ganz anders?

Und nochmal vielen, vielen Dank für die ganzen Reads und Votes! Die sind die letzten Tage so Hammer in die Höhe geschossen. Wir sind jetzt schon bei 4,3K und weit über 400 Votes, das ist einfach Wahnsinn und wir können gar nicht oft genug Danke sagen! :*

Tyskerfie & HeyGuys77


HeartsWhere stories live. Discover now