Kapitel 63

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Wieder einmal lag ich auf meinem Bett, laute Musik dröhnte über Kopfhörer auf mich ein und ich zerbrach mir den Kopf darüber, was zum Geier da vor ein paar Stunden abgegangen war.

Nachdem Dan mich stehen gelassen hatte, hatte ich mich an die Bar gesetzt und mir erst einmal nochmal ein Bier bestellt.

In Filmen fand ich das immer so schrecklich unrealistisch, wenn sich einer mit einem Drink an die Bar verpflanzte und dort den Barkeeper mit seinen Problemen zulaberte. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal in diese Situation kommen würde. Aber Eddie war in dieser Hinsicht schon ein echt guter Barkeeper.

Während ich also geistesabwesend in die Luft starrte, stellte sich Eddie vor mich und stützte sich auf der Bar ab.

„Ärger im Paradies?"

Völlig aus meinen Gedanken gerissen, schreckte ich auf und sah ihn an, bis seine Worte zu meinem Hirn durchgedrungen waren.

„Sieht ganz so aus."

„Zwei Kerle, Kleine, das geht nie gut. Schon gar nicht, wenn die beiden befreundet sind."

„Danke für den Rat, er ist nur nicht zutreffend, weil es nur EINEN Kerl gibt."

Eddie grinste. „Das vorhin waren aber definitiv zwei. Und ich sehe nicht doppelt, im Dienst trinke ich nicht", scherzte er und zwinkerte mir zu.

„Ich weiß gar nicht, was da vorhin passiert ist. Der eine macht sich anscheinend ein bisschen an mich ran, aber der ist mir völlig egal und dem anderen bin ich völlig egal, aber der ist jetzt auch sauer, warum auch immer." Was für eine Scheiße.

„Das klingt echt verzwickt. Sicher, dass du alles richtig verstanden hast?"

Ich öffnete den Mund, um was zu sagen, aber da brüllte einer vom anderen Ende der Bar nach Eddie.

„Ich komm schon, Mike." Und weg war er.

Ich trank den letzten Schluck meines Biers aus, legte das Geld auf den Tresen und nachdem ich Eddie ein „Bye" zugerufen hatte, ging ich.

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So war das.

Und jetzt lag ich hier. Allein mit meinen Gedanken.

Und plötzlich erschien es mir als die beste Idee der Welt, aufzustehen, zu Adrian zu gehen und ihn zur Rede zu stellen.

Aber es war vier Uhr morgens. Schlafen konnte ich aber auf gar keinen Fall. Ich dachte wieder an das, was Eddie gesagt hatte. Sicher, dass du alles richtig verstanden hast?

Was hatte ich bitte nicht richtig verstanden? Mein Hirn machte Purzelbäume und ich konnte keinen klaren Gedanken fassen.

Zwei Kerle, Kleine. Das geht nie gut.

Wer um alles in der Welt war je auf die Zahl zwei gekommen?!

Ich musste an Dans Annäherungsversuche denken und bekam eine Gänsehaut. Aber nicht von der wohligen Sorte. Was zum Geier war da in der Nacht passiert, dass er sich bei mir eine Chance ausmalte? Ich wollte endlich Antworten!

Ich suchte nach meinem Handy, starrte es kurz entschlossen an und tippte eine Nachricht an Dan. Jetzt oder nie. Und definitiv nie nie!

„Schläfst du?", war das einzige, was mir kurzerhand einfiel. Ungeduldig wartete ich und stellte mich schon innerlich darauf ein, erst neun Stunden später was von ihm zu hören. Die Wahrscheinlichkeit, dass er schlief, war immerhin ziemlich groß.

„Ja", kam es jedoch kurz darauf von ihm zurück. Trottel.

„Was ist an dem Abend passiert, woran ich mich nicht erinnere? Sag's mir verdammt nochmal..."

Nichts.

Immer noch nichts.

Dann: „Triff mich im Park. Wir können anscheinend beide eh nicht schlafen..."

Ich merkte mein Herz pochen, sagte aber gleich 'Ja'. Diesmal würde ich ihn ohne Antworten nicht gehen lassen. Ich stand auf und zog mich so geräuschlos wie möglich an. Ich zwängte mich in meine Jeans und zog den Reißverschluss meines viel zu großen Sweatshirts zu. Ich schnappte mir mein Handy und meine Schlüssel und verschwand so leise wie ein Ninja aus dem Haus.

Auf dem Weg zum Park machte ich mir nicht allzu viele Gedanken darüber, was Dan mir zu berichten hatte. Vielleicht war es überhaupt nichts Interessantes... Vielleicht kam er gar nicht, schoss es mir durch den Kopf, als ich den Park erreichte. Dann wäre ich hier mutterseelenallein in aller Herrgottsfrühe ein leichtes Opfer für Gewaltverbrecher! Ich schüttelte mich und straffte dann die Schultern. Nach einigen Schritten sah ich Dans schwarze Silhouette auf der Bank beim südlichen Eingang zum Park sitzen. Die Stunde der Wahrheit war gekommen.

Ich setze mich geräuschlos neben Dan und sagte: „Hey..." Er drehte den Kopf und wir schauten uns kurz gegenseitig an. Er sah müde aus. Oder eher einfach total fertig.

„Also...", sagte er kurz darauf und schaute geradeaus durch den Park. Als ich die weiße Wolke aus Dans Mund wahrnahm, wurde mir plötzlich bewusst wie arschkalt es hier auf dieser Bank war. Warum zum Teufel hatte ich mir keine Jacke angezogen?! Es war Winter!

„Weißt du, warum ich dich hier treffen wollte?", fragte er mich, schaute mich aber immer noch nicht an.

„Ähm, weil wir hier ungestört reden können?" Komische Frage.

Er guckte mich jetzt direkt an und sagte lange erst mal gar nichts. Dann: „Robyn, kannst du dich denn überhaupt nicht erinnern?"

Ich wünschte ich könnte mich erinnern. Aber selbst in den hintersten Ecken meiner Erinnerung war... einfach gar nichts. Ich schüttelte also entschuldigend den Kopf.

Dan seufzte. „Das hier ist einfach scheiße", murmelte er dann. Ich legte meine Hand auf Dans Arm um sagte: „Was ist...", er zog jedoch abrupt seinen Arm weg.

„Wir waren hier", sagte er dann endlich. Hier? Im Park? Wann? Hä?

„Wir sind nicht direkt nach Hause gegangen, als es spät wurde... Du hast irgendwas davon geredet du wolltest die Schwäne füttern." Er lachte kurz bitter auf. „Du hattest dir irgendwie eingebildet, dass hier im Park ein See voller Schwäne wäre..."

Okay, das war echt genial witzig.

Ich bewahrte aber einen ernsten Gesichtsausdruck. „Und dann?"

„Wir saßen hier auf der Bank und haben geredet."

„Und?"

„Nichts, nur geredet."

Ich überlegte und ließ die Zeit verlaufen, vielleicht würde Dan ja noch etwas hinzufügen. Es kam aber nichts.

„Bullshit!", sagte ich deswegen genervt. „Verdammt Dan, raus mit der Sprache! Was war das dann vorher in der Bar? Seit wann bist du nicht mehr mit Adrian befreundet?" Ich steigerte mich in etwas hinein. „Und seit wann habe ich dir das Gefühl gegeben, dass es okay ist wenn du mir so nahe kommst? Warum sitzen wir dann hier, mitten in der Nacht, wenn verdammt nochmal nichts..."

„Du hast mich geküsst."

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Da hat Robyn wohl Mist gebaut...

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Tyskerfie & HeyGuys77


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