Kapitel 41

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„Du glaubst doch nicht, dass wir ohne Geldeinsatz spielen?" Gespieltes Entsetzen sprach aus seinem Gesicht. Ich schaute ihn mit offenem Mund an.

„Ich hab noch NIE in meinem Leben Billard gespielt und jetzt soll ich es sogar mit Geldeinsatz tun?!" Ich war fassungslos. In dem Moment kam Eddie mit unseren zwei Guinness' und stellte die bis zum Rand gefüllten Gläser vor uns auf dem Tisch ab. Ich blickte ihn kurz an und schlug dann einen anderen Weg ein. „Dann wirst du mir am Ende des Abends ganz schön viel Geld geben." Ich schaute ihn selbstsicher an. Eddie guckte verwundert.

„Da nimmt aber jemand das Maul ganz schön voll. Das gefällt mir. Ich setz 'nen Zehner auf die Kleine!" Eddie grinste. „Tut mir leid, Adrian." Und dann brüllte er einmal quer durch den Raum, ob sich noch jemand an der Wette beteiligen wollte. Einsätze wurden gemacht und ich stellte erfreut fest, dass einige für mich wetteten. Okay, der Großteil war für Adrian, aber denen würde ich es schon zeigen! Ich wusste zwar noch nicht, wie, aber da würde mir schon noch was einfallen. Siegessicher ging ich zu dem Gestell an der Wand, wo die Utensilien hingen, die wir für dieses Spiel benötigten. Ich wollte schon nach einem greifen, als Adrian mich zur Seite schob.

„Schätzchen, lass dir wenigstens bei der Queueauswahl helfen, wenn du schon keine Ahnung hast." Er nahm mit spöttischem Blick den Queue raus, nach dem ich gegriffen hatte, legte ihn auf den Billardtisch und rollte ihn.

„Und was soll das bitteschön werden?" Mit verschränkten Armen stand ich da und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Dieser Queue, den du nehmen wolltest, eiert. Du könntest damit keine schönen Stöße ausführen. Ich weiß zwar nicht, ob da ein guter Queue was dran ändert, aber..."

Empört über diese Beleidigung und darüber, dass er mich vor den ganzen Kerlen bloßstellte - die jetzt zum Lachen anfingen - verkniff ich mir trotzdem jeglichen Kommentar und starrte ihn nur mit meinem finsteren Blick nieder. Adrian griff nach zwei weiteren Queues, bei denen er ebenfalls die Eier-Probe durchführte. Dann reichte er mir einen von ihnen.

„Der hier ist besser." Aber auf ein 'Danke' konnte er lange warten. Ich ging an den Tisch und stellte mich an das Ende, von dem einer von uns beiden gleich den Anstoß machen würde.

„Und wie halte ich den Stock jetzt?" Wieder lachten die Männer um uns herum. Keine Ahnung, warum, deswegen versuchte ich meine Unsicherheit mit einem an Adrian gerichtetes Grinsen zu überspielen. Aus dem Augenwinkel bekam ich mit, wie ein paar Typen ihre Wetteinsätze in letzter Sekunde änderten und doch noch für Adrian wetteten. Na grandios...

Adrian nahm seinen Stock oder seine Kuh oder was auch immer und stellte sich neben mich.

„Hier, schau mal", meinte er und legte seine linke Hand auf den Tisch. „Du bist ja Rechtshänderin, also nimmst du den Queue in die rechte Hand und hältst am unteren Ende fest. Die Spitze legst du auf deine linke Hand, um deinen Griff und deine Spielgenauigkeit zu stabilisieren." Dann zeigte er mir einige Griffe, wie man die linke Hand als „Stütze" umfunktionieren konnte.

„So, ladies first, fang mal an", sagte er daraufhin und trat einen Schritt zurück. Ich fühlte mich völlig überfordert und zudem sehr beobachtet, als ich die Spitze des Queues zwischen Zeigefinger und Mittelfinger meiner linken Hand legte und langsam vor und zurück bewegte, um auf die weiße Kugel für den Anstoß zu zielen. Noch bevor ich etwas machen konnte, mischte Adrian sich wieder ein.

„Du schwankst zu sehr mit deinem Arm, das geht schief!"

„Ach, wirklich?", meinte ich überheblich und ignorierte seinen Rat. Ich holte aus und stieß zu. Der Queue schwenkte aus, streifte die weiße Kugel, die zur Bande kullerte, abprallte, vier Zentimeter kullerte und liegen blieb. Das hohle, hölzerne Echo des unvorteilhaften Zusammenstoßes des Queues mit der Kugel hing noch in der Luft, als das komplette Pub in dröhnend lautes Gelächter ausbrach.

Adrian kam lächelnd auf mich zu. „Das war der Stoß des Jahrhunderts, da bin ich mir ganz sicher." Grinsend nahm er die weiße Kugel und legte sie auf die Ausgangsposition. „Probier's nochmal." Er drehte sich um und sah die anderen Männer an. „Wir geben ihr noch eine Chance, oder?"

Angestachelt von seiner Überheblichkeit, wollte ich jetzt natürlich auf keinen Fall, dass der nächste Stoß wieder schief ging. Also konzentrierte ich mich darauf, dass ich den Queue gerade führte, beugte mich tief runter, um die Bahn einschätzen zu können und stieß. Ich traf die weiße Kugel diesmal richtig, jedoch berührte ich nur die äußere Ecke des gegenüberliegenden Dreiecks und das auch ohne Wucht, sodass die Kugeln sich kaum bewegten. Ich schaute Adrian an, der kurz die Lage analysierte und dann trocken meinte: „War mir klar, dass das bei deinen Muskeln passiert. Du musst schon mehr Kraft reinlegen, wenn du was erreichen willst." Er nahm einen Schluck von seinem Bier, ging dann zum Billardtisch und knallte mit voller Wucht die weiße Kugel in das Gewühl der bunten Menge. Es klackte mehrmals und plötzlich rollte eine dunkelblaue Kugel ins Loch.

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Robyn das erste Mal beim Billard spielen - und nur Kerle um sie rum^^
Wie findet ihr das? :)

Tyskerfie & HeyGuys77


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