Kapitel 13

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Langsam machte ich mich auf den Heimweg und kramte nebenbei in meiner Tasche auf der Suche nach meinem Schlüssel. Ich hielt ihn bereits in den Händen, als ich um die Ecke in unsere Straße bog und zielstrebig auf unser Haus zusteuerte. Ich hatte schon die Haustür erreicht, als ich hörte, wie jemand meinen Namen rief.

'Nein, bitte nicht jetzt!' Ich fixierte das Schloss und tat, als hätte ich das Rufen nicht gehört. Schnell öffnete ich die Tür, aber da hörte ich bereits Schritte auf mich zukommen.

„Robyn!" Jetzt konnte ich ihn nicht mehr ignorieren. Langsam drehte ich mich um und versuchte einen betont desinteressierten Blick aufzusetzen.

„Ja?" Die Kühle in meiner Stimme ließ Adrian leicht zurückzucken.

„Robyn, ich..." Er brach ab. So unsicher hatte ich ihn noch nie erlebt. Fast tat er mir leid, aber ich war stark überreizt, sodass ich ihm seinen Versöhnungsversuch nicht so leicht machen wollte. Theatralisch verschränkte ich die Arme vor meinem Körper; ich wusste, dass Körpersprache mehr ausdrücken konnte als tausend Worte.

„Es tut mir leid." Er sah mir in die Augen und in meinem Bauch spürte ich ein Kribbeln. Verdammt! Ich wollte doch stocksauer sein!

Er sprach weiter: „Ich wollte eigentlich nur einen Scherz machen, dich ein wenig auf den Arm nehmen, aber ich weiß jetzt, dass ich zu weit gegangen bin." Hoffnungsvoll, nein, flehend sah er mich an. Ich war hin und her gerissen. Ich war eigentlich keine nachtragende Person, aber Adrian hatte es nicht anders verdient, als ein wenig in meiner Hölle zu schmoren. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, also blieb ich erst einmal still und schaute Adrian an. Nach einer Weile merkte er, dass ich nicht unbedingt wie erhofft reagierte, also ergriff er wieder das Wort.

„Ich mach alles, was du willst, Hauptsache, du bist nicht mehr sauer!" Er schickte mir einen leicht schüchternen Blick, den Kopf gesenkt, Hände in den Hosentaschen.

'Küss mich!', schoss es mir durch den Kopf, doch ich ignorierte den Gedanken. Im Grunde machte er mir eigentlich ein sehr verlockendes Angebot.

„Alles?", fragte ich ihn skeptisch. Er nickte kräftig.

„Versprochen!" Seine Augen begannen zu blitzen. Ich zögerte eine Sekunde, dann ging ich einen Schritt nach vorne und stellte mich so dicht wie es ging vor ihn. Wir waren nicht mehr als fünf Zentimeter voneinander entfernt, doch er blieb stehen. Ich konnte in seinem Blick Überraschung erkennen, aber er schaute mir fest in die Augen. Ich ging noch einen Zentimeter näher und spürte die Gänsehaut auf meinem Körper. Sein Atem wurde unregelmäßig und er schaute mich jetzt fast fragend an. Ich blickte in sein Gesicht und fixierte einen Punkt nach dem anderen. Ich ging davon aus, dass er wartete. Doch dann auch er mir einen Zentimeter entgegen. Wir standen uns so nahe, dass seine Brustmuskulatur meine berührte. Ich legte meine Hand auf seine Schulter, stellte mich leicht auf die Zehenspitzen und flüsterte ihm mit rauer Stimme ins linke Ohr: „Dann kannst du dich auf was gefasst machen, Freundchen." Ich stieß ihn leicht von der Treppenstufe, drehte mich um und schloss die Tür hinter mir.

Er blieb überrumpelt stehen.

- - - - - - - - -

„Hallo, Robyn! Na, wie war dein Tag?" Wie sehr ich diese Frage hasste!

„Alles klar, Mum. Nichts Besonderes. Ich komm gleich wieder." Eiligen Schrittes steuerte ich die Treppe an und erklomm sie immer zwei Stufen auf einmal nehmend. In meinem Zimmer angekommen schloss ich die Tür, schmiss meine Tasche in eine Ecke und legte mich mit geschlossenen Augen aufs Bett.

War ich jetzt vollkommen übergeschnappt? Ich wollte doch, dass er mich mochte, stattdessen verhielt ich mich so abweisend ihm gegenüber. Andererseits machte ich mich dadurch vielleicht auch erst interessant, denn wieso sollte ihm sonst so daran gelegen sein, sich wieder mit mir zu versöhnen?

Obwohl, dieses Angebot, das ich ihm entlockt hatte, bekam man auch nicht alle Tage. Bei dem Gedanken musste ich kichern. Es war einfach zu albern. Aber trotzdem machte ich mir bereits Gedanken darüber, was ich mir wünschen sollte.

'Mmh... wie wär's mit schwimmen im Mondschein? Oder ich schleppe ihn auf ein Konzert von irgendeiner ganz tollen Boygroup.' Bei dem Gedanken musste ich breit Grinsen; das wäre definitiv Bestrafung genug.

Aber da kam mir die Idee: Er sollte mir Tampons kaufen gehen. Nein, besser noch: Windeln für alte Leute. Ich begann zu kichern, rollte mich auf die Seite und ließ meinen Arm zur Seite herunterhängen. Doch dann kam ich zur Besinnung. Die Idee war bescheuert.

In dem Moment klingelte mein Handy. Ich fiel vor Schreck aus dem Bett und quietschte kurz, aber dann rappelte ich mich auf und krabbelte zu meiner Tasche, um mein Telefon herauszufischen.

„Ja?"

„Hey, Rob. Ich bin's, Ceil."

„Ah, hi! Was gibt's?"

„Ich wollte nur sagen, dass wir ein Problem haben."

„Haben wir das?"

„Ja und zwar ein großes."

„Wie groß?"

„Überdimensional enorm."

„Worum geht's?" Ich setzte mich im Schneidersitz auf den Boden und wartete gespannt.

„Meine Oma hat nächsten Freitag Geburtstag."

„Ähm... Herzlichen Glückwunsch?"

„Och, Robyn! Da wollten wir doch in die Stadt gehen, wegen den Abendkleidern!" Es hörte sich an, als würde Ceil gleich heulen.

„Verdammt! Ceil! Wie um alles in der Welt kannst du den Geburtstag deiner Oma vergessen? Was machen wir jetzt?" Ich starrte entsetzt vor mich hin. Wir hatten schon vor Monaten einen Termin beim exklusivsten Abendkleidergeschäft der Stadt ausgemacht. Ohne monatelanges Warten, kam man da nicht rein. Den Termin abblasen war unmöglich, aber ohne Ceil?

„Es tut mir so leid!", jammerte Ceil am anderen Ende der Leitung. „Ich hab's echt voll verplant, keine Ahnung, wie das passieren konnte."

Ich konnte es echt nicht fassen! Ich hatte mich so gefreut!

„Und jetzt?"

„Du musst wohl jemand anderes mitnehmen." Ich war zwar aufgebracht, aber Ceil tat mir leid. Ich hörte die Enttäuschung in ihrer Stimme.

„Wenigstens hast du noch Zeit, dir zu überlegen, wen du mitnimmst."

So viel Zeit brauchte ich gar nicht. Nachdem Ceil aufgelegt hatte, blieb ich noch einige Minuten in meinem Zimmer, um meinen Schlachtplan durchzugehen. Adrian musste für sein tadelhaftes Benehmen noch büßen und wie ging das besser, als gezwungen zu werden mit einem Mädchen shoppen zu gehen? Gleichzeitig konnte es aber auch recht lustig werden. Etwas Besseres fiel mir nicht ein und es sollte ja nicht so viel Zeit vergehen, dass Adrian sein Versprechen wieder vergaß.

Ich sprintete die Treppe runter, schaute mich noch kurz im Spiegel an und verließ dann das Haus. Mit pochendem Herzen klingelte ich bei Adrians Haustür. Ich wartete fast eine Minute, aber er kam nicht zur Tür. Ich runzelte die Stirn und klingelte nochmal. Das konnte doch nicht wahr sein! Vor zehn Minuten war er noch hier gewesen! Ich klingelte noch einmal, richtig verärgert, aber er war nicht da.

Verdammt! Wütend trat ich gegen die Tür. Dann steckte ich meine Hände in die Hosentaschen, ballte sie zu Fäusten und trat dann - fluchend und Grimassen schneidend - den Rückzug an.

Meine Mutter war zum Glück nicht mehr in der Küche, weshalb ich unbemerkt in mein Zimmer stiefeln konnte.

Ich suchte meine Hausaufgaben zusammen und setzte mich auf mein Fensterbrett, fest entschlossen dort auszuharren, bis ich ihn kommen sehen würde.

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WIR KÖNNEN ES KAUM FASSEN!!!
IHR SEID HAMMEEEER!!!

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Tyskerfie & HeyGuys77


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