Kapitel 47

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Alter, seid ihr des Waaaahnsinns??? Wir haben über 2000 Reads!!! :D :D :D
Das ist so dermaßen krass einfach nur! Vielen, vielen Dank euch allen!!
Dafür gibts gleich noch ein zweites Kapitel für heute :)

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Er hatte es geschafft. Er hatte es tatsächlich geschafft.

Ich konnte es selbst kaum glauben, aber ich saß wirklich zusammen mit Fabio in meinem Wohnzimmer und versuchte, mich auf Chemie zu konzentrieren. Und das gerade mal knappe drei Stunden, nachdem Fabio von einem Auto hätte überfahren werden sollen. Aber das war auch auf unserem gemeinsamen Nachhauseweg nicht passiert.

Obwohl ich kurz davor war, ihn auf die Straße zu schubsen, als ein Auto vorbeibrauste.

Okay, vielleicht sollte ich mich lieber wieder auf Fabios Geplapper konzentrieren. Was faselte er da von einem negativen dekadischen Logarithmus?

„Stopp! Fabio, ich bin bei der Überschrift schon ausgestiegen."

Er sah mich entsetzt an. „Bei 'Protolysegleichgewichte'? Ist das dein Ernst?"

Jetzt wurde ich sauer, denn seine herablassende Art ging mir tierisch gegen den Strich. Ich konnte doch nichts dafür, dass Chemie für mich ein Buch mit sieben Siegeln war. Aber ich wollte ja auch etwas verstehen, deswegen nickte ich nur, um ihn nicht mit meiner geballten Wut zu konfrontieren.

„Okay, also ganz langsam. Was ist eine Protolyse?"

Verdammt, das war die erste Zeile unter der Überschrift und ich konnte mich einfach nicht erinnern! Ein wenig verlegen grinste ich.

Fabio seufzte. „Es ist schlicht und ergreifend ein Protonenübergang. Was ein Proton ist, weißt du hoffentlich."

„Idiot." Natürlich wusste ich, was ein Proton war. Ein radioaktives Teilchen, das wild in der Gegend rumschwirrt.

„Gut. Welche beiden, mhm, Teile sind dann bei der Protolyse beteiligt."

„Säure und Base?" Ich war mir nur zu 95% sicher. Okay, vielleicht 85%. Aber immerhin.

„Sehr gut. Wie werden beide noch genannt?"

Shit, die beiden Begriffe brachte ich immer durcheinander. Egal, 50-50-Chance. „Die Säure ist der Protonendonator und die Base der Protonenakzeptor", sagte ich mit so viel Überzeugung, wie ich sie bei Weitem nicht empfand.

„Ich bin beeindruckt! So, wenn Säure und Base reagieren, gibt die Säure ein Proton an die Base ab. Die Säure wird also zur Base und die Base zur Säure. Die Produkte können aber auch wieder zurück reagieren und so entsteht mit der Zeit ein Gleichgewicht. Das ist das Protolyseg-leichgewicht oder auch chemisches Gleichgewicht genannt." Fast stolz sah er mich an.

„Und wofür brauche ich das alles bitte?"

„Na, du könntest doch später mal Chemie studieren!"

„Hahahaha, Fabio der war lustig!"

„Ja, hallo, dann könnten wir an der gleichen Uni studieren! Alleine das wäre doch Grund genug, Chemie zu studieren!"

„Du spinnst doch, so wie du mir auf den Keks gehst, wäre das Grund genug NICHT Chemie zu studieren..."

„Hey!" Bevor ich überhaupt blinzeln konnte, hatte Fabio sein Heft genommen und mir an den Kopf geklatscht.

„Ich glaub es hackt!", schrie ich, nahm mein Glas Wasser und schüttete es ihm ins Gesicht. Er schaute mich erst völlig überrumpelt an (mir war auch überhaupt nicht klar, was da gerade geschehen war), doch dann fiel sein Blick auf sein Chemieheft.

„Neeein!", hauchte er gedehnt, während Wasser von seinem Kinn tropfte. Ich folgte seinem Blick und sah vier große Wasserflecke auf der aufgeschlagenen Seite. Die Tinte verlief in unvorhersehbarem Muster. Das war viel, viel, VIEL schlimmer als der Wasserschaden in seinem Gesicht. Ich merkte, wie mein Mund sich angesichts dieses Unfalls zu einem Grinsen verzog. Ich konnte mich nicht mehr zusammenreißen, die Situation war einfach ZU komisch. Ich prustete los. Fabio wurde von dem Laut, den ich dabei produzierte, aus seiner Starre gerissen und schaute mich finster an. Dabei musste ich noch lauter loslachen und zeigte dabei sehr deutlich, dass ich seine Empörung sowas von ganz und gar nicht teilte.

Als er aus der ersten Starre erwacht war, fischte er ein Päckchen Taschentücher aus seiner Schultasche, zog eines heraus und tupfte damit auf den Wasserflecken herum. An den Stellen konnte man zwar jetzt endgültig nichts mehr entziffern, aber immerhin war der Tinten-Wasser-Klecks, der sich nun unauslöschlich in das Papier gebrannt – oder besser: gesaugt – hatte, auf einen kleinen Radius beschränkt und konnte sich nicht weiter ausbreiten.

Ich grinste immer noch ein wenig, aber ein bisschen tat er mir leid. Chemie war für ihn wie Bio für mich – ich liebte es. Wenn das meinem Bio-Heft...

„Robyn, ich hätte gerade große Lust mir deine Bio-Unterlagen vorzuknöpfen." Mir verging das Grinsen und ich starrte ihn ungläubig an, wobei mir zwei Dinge durch den Kopf schossen:

* Verdammt, er kannte mich zu gut und

* VERDAMMT, ich hatte meine Bio-Sachen wirklich in der Tasche.

Da ich nicht sicher wusste, ob er es wirklich ernst meinte mit seiner Drohung, versuchte ich nicht auf meine Tasche zu schielen, um ihm damit nicht auch noch einen Hinweis zu geben.

„ABER, ich bin ein viel, viel netterer Mensch als du und werde deswegen deine Biosachen, die in deiner Tasche sind - ich bin doch nicht blöd und merke nicht, wie verkrampft du versuchst nicht auf deine Tasche zu schauen, um mir jaaa keinen Hinweis zu geben, wo deine Biosachen sind - NICHT herausholen, um sie in der Badewanne oder sonst wo zu ersaufen... Das habe ich nämlich absolut nicht nötig." Dass er meinem Blick auswich, verriet mir deutlich, wie aufgebracht Fabio eigentlich war.

„Stattdessen könntest du mir ja einen Kuchen backen...", fuhr er kleinlaut fort und schaute dabei auf seine Hände die er ihm Schoß liegen hatte. Er sah aus wie ein kleiner Junge und ich musste schon wieder zum Lachen anfangen.

„Heute ist dein Glückstag", meinte ich, stand auf und ging in die Küche. Mama hatte gestern Abend einen leckeren Bananenkuchen gebacken und ich schnitt Fabio ein großzügiges Stück ab. Im Wohnzimmer stellte ich es vor ihm auf den Tisch und klopfte ihn leicht auf die Schulter.

„Tut mir Leid, Fabio... Möchtest du Kaffee dazu?"

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Wieder mal ein bisschen Chemie-lastig, aber das hat sich so schön angeboten ;)

Tyskerfie & HeyGuys77


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