Kapitel 66

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Überhaupt keine komische Situation.

Und dann hustete ich erst einmal, bis mir die Lungen fast rauskamen.

„Setz dich doch zu uns, Mäuschen, ich mach dir einen Tee", sagte meine Mutter schnell, aber ich schüttelte den Kopf.

„Ich wollte eigentlich einen Film sehen, aber lasst euch nicht weiter stören. Ihr habt anscheinend genug zu besprechen." Ich konnte es nicht lassen, ein wenig bitter und sarkastisch zu klingen. Ich fühlte mich gerade sehr ungeliebt.

„Ach was, mach's dir doch auf der Couch gemütlich", versuchte Mama wieder. Sie hatte eindeutig ein schlechtes Gewissen, weil sie hinter meinem Rücken über mich geredet hatte. Ich wollte erst wieder verneinen, aber der Gedanke daran, die Treppe wieder hoch zu müssen, brachte mich fast zum Weinen. Also schlich ich mich zum Sofa, schmiss mich drauf und nieste vier Mal hintereinander. Mama verschwand Richtung Küche, wahrscheinlich um mir einen Tee zu machen.

„Da hat's aber jemanden erwischt", meinte Adrian und schaute mich irgendwie betroffen an. Ich ignorierte ihn und wollte den Fernseher anmachen. Doch die Fernbedienung lag auf dem Couchtisch. Eineinhalb Meter von mir entfernt. Und keine Chance, dass ich mich jetzt nochmal aus meiner Decke wurschtelte. Trotzdem hob ich in einem dämlichen Versuch meinen Arm und streckte unmotiviert meine Finger nach der Fernbedienung. In der Küche hörte ich das Telefon klingeln und wie Mama ran ging. Ich seufzte.

„Kannst du mal...?", fragte ich zum Schluss und drehte meine Handfläche abwartend nach oben. Adrian zögerte kurz, gab mir jedoch die Fernbedienung und setzte sich dann neben mich auf die Couch. Mir wurde ein wenig heiß und sehr bewusst, dass ich wahrscheinlich wie der Tod selbst ausschaute. Und dass mit meinem Schwarm neben mir. Tolle Scheiße. Aber was soll's, er wollte ja sowieso nichts mit mir zu tun haben. Und er dachte eh, dass ich was mit Dan am Start hatte. Tolle verdammte Scheiße.

„Brauchst du irgendwas?", fragte er nach kurzer Zeit leise. Ich hatte nicht mal Bock den Kopf zu schütteln. Das was ich wollte, konnte er mir eh nicht geben. Ich schaute zwar auf den Fernseher, aber ich schnallte null und nix von dem, was ich sah. Das einzige woran ich denken konnte, war, dass Adrian keinen Meter von mir weg saß.

Da fiel mir ein, dass ich Sandy ja noch antworten musste. Ich hielt mein Handy so, dass Adrian nicht sehen konnte, was ich tippte und schrieb ihr schnell, dass ich krank war, aber ich mich melden würde, sobald es mir besser ging. Ich platzierte mein Handy in meinem Schoß und bemerkte, dass Adrian mich noch immer musterte.

Leicht genervt sah ich ihn an. „Was ist? Noch nie 'ne zerzauste Kranke gesehen?" Okay, ich hätte vielleicht nicht ganz so rüde sein müssen. Aber ich war einfach so genervt von der ganzen Situation und das Gespräch, das ich gerade mitbekommen hatte, machte die ganze Sache absolut nicht besser. Adrian schien ein wenig gekränkt, dass ich ihn so anfuhr und ein bitterer Zug erschien um seinen Mund.

„Das ist es nicht und das weißt du auch." Er holte tief Luft, bevor er weiter sprach. „Du hast ja gerade mitbekommen, dass sich deine Mutter Sorgen um dich macht und mich gebeten hat, mit dir zu reden." Er lachte resigniert und murmelte sowas wie „Welche Ironie..."

„Du kommst betrunken nach Hause und kannst dich am nächsten Tag an nichts mehr erinnern." Puh, er glaubte anscheinend noch immer nicht, dass ich bei ihm übernachtet hatte. „Verschwindest mitten in der Nacht und kommst erst in den frühen Morgenstunden zurück. Du musst doch verstehen, dass sie sich Sorgen macht, oder?" Er musterte mich, schien in meinem Gesicht nach einer Reaktion zu suchen, aber ich sah ihn lediglich ausdruckslos an, also sprach er weiter. „Ich bin wahrscheinlich im Moment die letzte Person, mit der du reden willst. Ich finde die Situation ja selbst gerade extrem merkwürdig." Er lächelte schief und ich merkte, wie sich auch meine Mundwinkel ein wenig verzogen. „Also, was ich sagen will..."

„So, mein Mäuschen, hier ist dein Tee. Ich hab ein bisschen Honig rein getan, das magst du doch so." Autsch, sie hatte mich schon wieder Mäuschen genannt und das vor meinem Schwarm, der sich gerade das Grinsen nicht mehr verkneifen konnte. Sie drückte mir die heiße Tasse vorsichtig in die Hand und bemerkte dann anscheinend, dass sie gerade ein Gespräch unterbrochen hatte. „Ähm, ich muss nochmal kurz in die Küche, bin gleich wieder da." Und schwups, war sie wieder weg.

Stille senkte sich zwischen Adrian und mich. Wir versuchten wohl beide unsere Gedanken zu sortieren, konnten nicht einfach nahtlos an unser Gespräch anknüpfen, nach dieser Unterbrechung.

„Also...", begann Adrian dann, aber ich unterbrach ihn.

„Ach komm, lass stecken. Ich weiß, dass du das gerade nicht tun willst und dass du, warum auch immer, stink sauer auf mich bist. Du hast deine Pflicht meiner Mutter gegenüber hiermit erfüllt, hast versucht mich auszuquetschen, aber ich hab nichts gesagt. Also mach dir keinen Kopf, ich komm schon klar. Und jetzt bin ich echt müde und würde mich gerne wieder ein bisschen hinlegen." Warum, warum, warum war ich so scheiße zu ihm? Ich meine, er hatte sich auch nicht viel besser verhalten, aber gerade im Moment gab er sich wirklich Mühe. Ich konnte sehen, wie sein Gesichtsausdruck wieder hart und unergründlich wurde, wie er sich mir gegenüber wieder verschloss.

„Okay, das war klar und deutlich", sagte er leise, mehr zu sich selbst und stand auf. „Gute Besserung, Robyn." Ich hörte ihn draußen noch kurz mit meiner Mutter reden, bevor die Tür ins Schloss fiel und mir schon wieder Tränen über die Wangen liefen.

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Donnerstag 12 Uhr - Zeit für ein neues Kapitel ;)

Tyskerfie & HeyGuys77


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