Kapitel 73

70.2K 3.7K 287
                                    

Ihr habt es geschafft: Wir haben die 7000 Reads geknackt!!!
Unsere Belohnung: Ein neues Kapitel ;)
Viel Spaß damit! Sagt uns, was ihr denkt :)
________________________________

Ich nahm all meinen Mut zusammen und ging noch näher an ihn heran.

In dem Moment drehte er sich zur Seite, um mir Platz zu machen, sodass ich einfach schnurstracks an ihm vorbei ging. Ich versuchte verzweifelt, mir überhaupt nicht anmerken zu lassen, was ich eigentlich vorgehabt hatte und lächelte ihn dankend an. Vor den Behältern mit den Chemikalien blieb ich kurz stehen und schaute Adrian fragend an. Er kam zu mir und stand halb hinter, halb neben mir.

"Genau, und jetzt rein damit. Aber ganz vorsichtig!", fast flüsterte er mir die Anweisung zu. Ich tauchte das Papier behutsam in die Flüssigkeit und wartete.

"Was passiert hier genau?", fragte ich ihn dann.

"Robyn, das hier ist Chemie, das verstehst du nicht", kam es ernst von ihm. Mein Kopf schnellte zur Seite und ich schaute ihn erstaunt an.

Dieser kleine Frechdachs, was bildete er sich ein?!

"Hey, du dreister... Mistkerl!", zischte ich leicht angesäuert, aber Adrians Grinsen ließ mein Herz schmelzen. Er lachte leise, aber es kam tatsächlich keine weitere Erklärung von ihm

"Ja, ich würd's gerne wissen!", meinte ich dann und schaute ihn eindringlich an.

"Pssst", machte er lächelnd und hielt seinen Zeigefinger vor meinen Mund. "Ruhe jetzt und schau, was mit dem Foto passiert!" Leicht neben der Spur wandte ich meinen Blick auf das Papier im Becken. Erst konnte ich gar nichts erkennen, aber nach einigen Sekunden kamen leichte Umrisse zum Vorschein. Mir fiel auf, dass ich eigentlich gar nicht wusste, welches Foto ich gerade dabei war zu entwickeln.

Die Umrisse wurden deutlicher und deutlicher und langsam erkannte ich zwei Schwäne auf dem See, die Sonne hoch am Himmel.

"So! Jetzt ab ins Stoppbad damit!", kam es plötzlich energisch von Adrian. Panisch nahm ich das Papier mit der Zange und spürte dann Adrians Hand auf meiner, als er die Zange führte. Erst schüttelte er das Papier leicht, sodass überschüssige Flüssigkeit abtropfte, dann tunkte er das Foto vorsichtig in das nächste Becken. Ich schaute gespannt zu, seine Hand umschloss immer noch meine und die Berührung brannte an meinem ganzen Arm hoch.

Zum Schluss nahm Adrian das Papier und legte es in den Fixierer und als er zufrieden war, hängte er es an der Leine auf. Ich stand da und betrachtete es.

"Wooow...", war meine erste geistreiche Bemerkung. Adrian nickte anerkennend. "Das ist echt kein schlechtes Foto. Das Motiv gefällt mir." Dann wandte er seinen Blick zu mir. "Und hey, du hast gerade dein erstes Foto entwickelt!" Er legte freundschaftlich seinen Arm um meine Schulter und drückte mich leicht. Ich war ein klein wenig stolz.

"Und jetzt zu den restlichen zweihundert Fotos!", sagte er und ich lachte. Also machten wir uns an die Arbeit.

Seine Nähe zu spüren war wundervoll. Die zarten Berührungen waren jede einzelne ohne Bedeutung und auf die Enge des Raumes zurückzuführen, aber trotzdem durchfuhr mich jedes Mal ein wohliger Schauer.

Immer wieder gab er mir kleine Anweisungen und erklärte mir einige Sachen. Aber nie etwas chemisches, stellte ich beleidigt fest. Er dachte also allen Ernstes, dass ich das nicht kapieren würde. Pff.

Dann drehte er sich plötzlich um und wir standen uns gegenüber. Ich sah in sein Gesicht, das nur leicht von dem Rotlicht erhellt wurde, aber das tat seiner Attraktivität bei Weitem keinen Abbruch.

Auch er sah mich direkt an.

Wir hatten vorher schon kaum geredet, es war ein einträchtiges, angenehmes Schweigen gewesen, während ich ihm dabei zugesehen hatte, wie seine Hände routiniert nach verschiedenen Fläschchen oder anderen Gegenständen griffen.

Aber nun entstand eine Stille zwischen uns, in der die Anziehungskraft so groß wurde, dass ich fast glaubte, sie greifen zu können. Ich war wie gebannt und konnte meinen Blick nicht von ihm wenden. Ich fühlte mich so stark zu ihm hingezogen, wie noch nie zuvor. Als er mir dann immer näher kam, sich immer weiter zu mir beugte, war ich mir sicher, dass er es auch spürte. Dann hob er seine Hand und... griff hinter mir nach etwas. Seine Hand kam wieder in mein Blickfeld und ich sah ungläubig auf eine Flasche mit einer durchsichtigen Flüssigkeit.

Verdammt! Hatte ich mir dieses wie elektrische Knistern in der Luft etwa nur aufgrund meiner Verliebtheit eingebildet? Aber wieso hatte er meinen Blick dann gefangen gehalten? Oder interpretierte ich da gerade einfach nur etwas hinein, was überhaupt nicht da gewesen war, so wie es mein Deutschlehrer immer tat (was für passende Gedanken mir durch den Kopf schossen...)? Ich meine, wo hätte er denn auch sonst in dem kleinen Raum großartig hinsehen können.

Trotzdem hatte sich mein rasendes Herz noch immer nicht beruhigt.

Hoffentlich merkte er es nicht, denn wenn da wirklich NICHTS gewesen war, dann wäre meine Reaktion mehr als peinlich.

Wir arbeiteten schweigend weiter und ich spürte dauernd seine Blicke auf mir. Ob er mich anschaute oder nur sichergehen wollte, dass ich nichts falsch machte, war mir unklar. Aber es machte mich irgendwie nervös.

"Prost!", sagte er dann plötzlich direkt neben mir. Er reichte mir lächelnd mein Weinglas, was ich bis dahin total vergessen hatte.

"Oh, danke", sagte ich, nahm das Glas entgegen und nahm einen Schluck. Der Wein war übrigens echt nicht schlecht. Ich schielte zu Adrian und unsere Blicke trafen sich. Er hatte mich schon wieder angeschaut. Aber wohl kaum um zu kontrollieren, ob ich richtig trank, oder?

Ich traute mich nicht zu hoffen.

HeartsWhere stories live. Discover now