Kapitel 88

66.2K 3.7K 140
                                    

Ein scheußlich lautes Klingeln riss mich unsanft aus meinem Schlaf. Völlig verschlafen und noch mit geschlossenen Augen, tastete ich nach meinem Handy.

"Hm?"

"Aufstehen, Schlafmütze!", drang Adrians überaus gut gelaunte Stimme an mein Ohr. Ich öffnete ein Auge einen kleinen Spalt weit und linste auf die Digitalanzeige meines Weckers.

Acht Minuten nach sieben. Das konnte nicht sein Ernst sein.

"Spinnst du?", murmelte ich verschlafen. "Ich bin erst vor vier Stunden ins Bett", nuschelte ich in mein Telefon und war mir nicht sicher, ob er mich überhaupt verstanden hatte.

"Robyn, ich steh vor deiner Haustür und es ist arschkalt. Also lass mich jetzt rein oder ich klingle deine Eltern aus dem Bett."

"Geh doch einfach die fünf Schritte zurück zu dir, wenn dir kalt ist und komm in drei Stunden nochmal." Ich konnte Adrians Lachen hören.

"Meine Hand ist schon auf der Klingel..."

"Du wagst es nicht..."

"Wollen wir wetten?" Er klang ziemlich amüsiert.

"Ich hasse dich", murmelte ich weiter vor mich hin, während ich die Füße aus dem Bett schwang.

"Nein, tust du nicht." Okaaay, ich gebs zu, damit hatte er Recht. "Also, muss ich jetzt klingeln?", fragte er noch, aber da hatte ich schon die Tür aufgemacht und sah in sein lächelndes Gesicht.

"Frage hiermit beantwortet?"

Ohne weiter abzuwarten, ging er an mit vorbei nach drinnen, drückte mir im Vorbeigehen einen flüchtigen Kuss auf die Stirn und brachte mich damit zum Lächeln. Ich stand wohl recht dämlich da, mit meinem Grinsen im Gesicht, vor der offenen Tür, während die Kälte schön ins Hause kommen konnte, denn Adrian wedelte mit einer Hand vor meinem Gesicht hin und her.

"Robyn? Guten Morgen?" Er sah mich sichtlich amüsiert an, denn es war klar, warum ich so grinste. Schnell setzte ich eine neutrale Miene auf, konnte aber nicht verhindern, dass mir die Röte ins Gesicht schoss. Ich machte schnell die Tür zu und wandte mich wieder zu Adrian.

"Was machst du hier?"

"Psst, nicht so laut. Wir wollen doch deine Eltern nicht aufwecken", meinte er zwinkernd.

"Was hast du in der Tasche", fragte ich leise und deutete mit einem Kopfnicken auf die riesige Sporttasche, die er sich umgehängt hatte. "Ist das deine Rache für gestern? Willst du mich jetzt um sieben zum Sport schleppen?"

"Faaaast." Mehr hatte er anscheinend nicht vor zu sagen, denn er schnappte sich nur meine Hand und zog mich nach oben in mein Zimmer. Dort zog ich erst mal die Jalousien so leise wie möglich hoch und kippte das Fenster, bevor ich mich wieder ins Bett legte, die Decke über mich zog und die Augen schloss.

Auf einmal spürte ich seinen Atem über mein Gesicht streichen und ich musste aufpassen, dass ich nicht gleich wieder zum Grinsen anfing. Dass mein Herz aber verrückt spielte und ungefähr zehnmal so schnell schlug wie sonst, konnte ich aber nicht verhindern. Langsam öffnete ich die Augen und sah Adrians Gesicht nur Zentimeter von meinem entfernt. Die Tasche hatte er abgestellt und er kniete vor dem Bett.

"Du bist wirklich müde, was?" Vorsichtig strich er eine Haarsträhne hinter mein Ohr, die mir ins Gesicht gerutscht war und ich konnte nur nicken, weil meine Stimme gerade wahrscheinlich für den Arsch war. So lieb wie er gerade gefragt hatte, würde er sich jetzt bestimmt hinter mich legen, mich in den Arm nehmen und eng zu sich ziehen und zusammen würden wir noch eine Runde schlafen und könnten dann später das machen, was auch immer er geplant hatte.

Aber da hatte ich die Rechnung nicht mit Adrian gemacht.

"Tja, ich war gestern auch müde. Also raus jetzt aus den Federn!" So schnell konnte ich gar nicht schauen, da hatte er mir schon die Decke weggezogen und mir wurde sofort kalt.

"Du bist so gemein!"

"Ich weiß." Plötzlich hoben mich zwei Arme hoch und unwillkürlich schlang ich meine Arme um seinen Hals.

"Was machst du da?!"

"Ich bring dich ins Bad, damit du dich endlich fertig machst." Zielsicher ging er zu der Tür in einer Ecke meines Zimmers, die in mein eigenes kleines Bad führte.

"Woher...?"

"Mein Haus ist nur spiegelverkehrt aufgebaut." Logisch, daran hatte ich nicht gedacht. Mit dem Ellbogen öffnete er die Tür und stellte mich drinnen wieder auf meine eigenen zwei Beine. Adrian hatte die Tür schonwieder halb hinter sich geschlossen, als er sich nochmal mit einem Grinsen umdrehte, das fast schon anzüglich wirkte.

"Und sperr lieber ab, nicht dass ich noch auf dumme Ideen komme", zwinkerte er mir zu, schloss die Tür hinter sich und ließ mich mit offenem Mund alleine im Bad stehen.


HeartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt