Kapitel 71

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Über 6000 Reads!! Wir sind völlig geflasht! :D
DAAAAANKE an euch alle, die ihr so fleißig lest!! Ich weiß, wir wiederholen uns, aber unser Danke kommt wirklich von Herzen :)

Deswegen kommt heute gleich noch ein Kapitel und wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen!

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"Ein schönes Stück." Adrian drehte meine Kamera bewundernd in seinen Händen. "Und noch keine Digitalkamera." Er lächelte mich an.

"Ja, die Kamera hatte mein Vater damals schon und ich finde, sie macht so wundervolle Aufnahmen, dass ich dafür gerne die Zeit in Kauf nehme, in der die Bilder entwickelt werden müssen." Ich zögerte kurz, bevor ich weitersprach. "Außerdem finde ich, dass Bilder, die noch auf richtigen Filmen aufgenommen werden irgendwie mehr...Seele haben." Ein wenig unsicher sah ich ihn an, da ich nicht wusste, ob er meine Aussage als bescheuert abtun würde. Aber er sah mir nur direkt in die Augen, so als würde er darin etwas suchen und nickte dann.

"Ja, das finde ich auch."

Ich lächelte und war froh über seine Reaktion.

"Wollen wir dann nach unten gehen?", fragte er mich und stand, meine Kamera noch immer in seinen Händen, auf. Ich folgte ihm mit unseren zwei Weingläsern in den Keller, wo er eine Tür aufmachte. Wir huschten schnell hinein und Adrian machte die Tür hinter mir zu. In rotes Licht gebadet stand ich erstmal nur da und staunte nicht schlecht. Die Dunkelkammer war sehr klein, aber funktionell eingeordnet und wie ich auf den ersten Blick erkennen konnte, besaß Adrian so gut wie alles und vieles mehr, was man für's Fotoherstellen brauchte. Ich stellte die Weingläser auf die Tischplatte und stellte fest, dass Adrian schon alles hergerichtet hatte.

"Ich habe heute Nachmittag einige Fotos entwickelt", meinte Adrian leise, als könne er meine Gedanken lesen. Ich nickte und mein Blick fiel auf die hergestellten Fotos, die auf einer quer durch den Raum laufenden Leine aufgehängt waren. Ich schaute sie mir eins nach dem anderen an. Erst waren da einige Naturbilder, dann welche von Sandy und dann...

Heilige Scheiße.

Ich starrte das letzte Foto mit offenem Mund an. Was zum Geier??

Adrian neben mir räusperte sich ein wenig verlegen und fuhr sich mit der Hand durch die braunen Haare.

"Ich glaube Sandy hat das Foto geschossen", sagte er dann und stellte sich dicht neben mich. Ich konnte den Blick nicht von dem Foto abwenden, obwohl Adrians Nähe mir die Röte in die Wangen trieb.

Es war ein Foto von mir. Beziehungsweise von meinem Kopf. Also halt von den Schultern aufwärts. Ich saß gedankenverloren da und von hinten schien mich die Sonne an. Ein breites Grinsen zierte mein Gesicht, was darauf schloss, dass ich zu dem Zeitpunkt an etwas recht Amüsantes gedacht hatte. Aber wo zum Kuckuck war das Bild gemacht worden?

"Ich glaube das ist von meiner Grillparty", sagte Adrian leise und ich bekam Gänsehaut. Zum einen wegen seiner sexy, leicht rauen Stimme gerade eben, zum anderen weil er schon wieder irgendwie wusste, was ich gedacht hatte.

Komisch, ich konnte mich gar nicht daran erinnern, dass Sandy an dem Tag irgendwelche Fotos gemacht hätte. Aber gut, zu dem Zeitpunkt, wo das Foto entstanden war, hatte ich wahrscheinlich eh schon zu viel intus gehabt, also konnte ich mich nicht wirklich auf mein eigenes Erinnerungsvermögen verlassen.

Ich schaute nochmal die vorherigen Fotos auf der Leine an, keins der anderen war von der Grillparty. Wieso hatte Adrian dann genau das hier entwickelt?

"Wieso...", fing ich an, aber Adrian wusste schon Bescheid.

"Weil es ein fantastisches Foto ist", stellte er fest. Ich drehte meinen Kopf, um ihn anzusehen, aber sein Blick war auf das Foto gerichtet.

"Es ist einfach perfekt", fuhr er fort. "Die Beleuchtung, die Perspektive, du... Also, dein Blick", fügte er schnell hinzu und ich wurde irgendwie nervös. Ich starrte ihn immer noch an und plötzlich riss er seinen Blick von dem Foto weg und seine Augen trafen meine. Im Rotlicht wirkte seine Iris fast durchsichtig und ich konnte meinen Blick nicht abwenden. Sein Blick schweifte an meinem Gesicht runter, blieb kurz an meinen Lippen hängen und huschte dann zu meinen Wangenknochen, bis er wieder meinen Blick traf. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Natürlich außer den Drang zu unterdrücken, mich auf ihn zu schmeißen.

"Sollen wir?", fragte er dann plötzlich und hob meine Kamera, die er immer noch in der Hand hielt.

"Lass uns anfangen!" Ich war voller Tatendrang. Und vor allem wollte ich diese komische Situation gerade eben überspielen.

"Hast du schon mal selbst Fotos entwickelt?", fragte mich Adrian und ich schüttelte den Kopf.

"Nein, hatte leider nie die Gelegenheit dazu. Meine Eltern haben mir die Ausrüstung mit den unterschiedlichen Objektiven spendiert, aber ein ganzes Zimmer wollten sie dann doch nicht opfern", erklärte ich grinsend.

"Verstehe", antwortete Adrian und sah mich ebenfalls grinsend an. "Dann werd' ich dir mal alles zeigen und dann darfst du gleich deine ersten Fotos alleine entwickeln."

"Was?", entfuhr es mir entsetzt. Er wollte mich doch hier nicht alleine lassen, oder? Vor allem hatte ich doch keine Ahnung, was ich da tat und ich wollte doch die Bilder nicht versauen. Aber mein kleiner Ausbruch brachte Adrian nur zum Lachen.

"Keine Sorge, ich lass dich schon nicht allein", meinte er und hatte wieder einmal meine Gedanken erraten. "Also, dann erklär ich dir erst mal die Grundlagen. Da drüben ist das Waschbecken. Wasser brauchst du andauernd, es muss ständig gewechselt werden, damit keine Rückstände von den Chemikalien auf den Bildern bleiben." Ich nickte, zum Zeichen, dass ich verstanden hatte und Adrian sprach weiter. "Hier", er deutete auf eine große Arbeitsfläche, "sind die Chemikalien-Schalen. In jeder befindet sich eine andere Chemikalie, in die die Bilder der Reihe nach gelegt werden müssen, vor allem Entwickler, Stoppbad und Fixierer. Die Zangen daneben sind dazu da, die Bilder zu bewegen, die Chemikalien sollten nicht auf die Haut gelangen. Aber ich habe auch dünne Einweg-Handschuhe da, die ziehen wir später an."

"Okay. Da sind aber vier Schalen. Ist die letzte dann nur mit Wasser gefüllt, um die Chemikalien abzuwaschen?"

Adrian lächelte. "Gut aufgepasst! Solche Schüler wünscht man sich." Ein wenig geschmeichelt grinste ich.

"Und was ist das da drüben?" Ich zeigte auf ein Gerät, das aussah, als würde ein Objektiv oben drauf hängen.

"Das ist ein fotografischer Vergrößerer. Mit ihm kannst du Bilder auf jede beliebige Größe verändern und eben größer oder kleiner entwickeln." Ich sagte doch, er war voll ausgestattet. "Mit diesem kleinen Freund beginnt eigentlich die lustige Arbeit. Hier", er zeigte wieder auf einen Teil der Konstruktion, "wird das Negativ eingelegt. Und dort", er zeigte auf eine andere Stelle, "wird dann ein Testpapier platziert. Wenn du dann das richtige Bildformat und die Schärfe eingestellt hast, dann nimmst du das richtige Fotopapier, legst es anstelle des anderen Papiers in die Vorrichtung und belichtest das Foto dann, damit es vom Negativ auf das Fotopapier übertragen wird. Wenn das Fotopapier soweit vorbereitet ist, wird es in die erste Schale mit dem Entwickler gegeben. Dort siehst du dann, wie sich das Bild eben entwickelt, wie die ersten Umrisse auftauchen. Das macht total Spaß!" Adrian grinste wie ein kleines Kind und ich hing bei seiner Erklärung förmlich an seinen Lippen. "Dann wird das Bild in die nächste Schale mit dem Stoppbad gegeben, damit der Entwickler ausgewaschen wird, sonst würde das Bild zu dunkel oder sogar schwarz werden. Dann kommt es in die dritte Schale mit dem Fixierer. Das Bild bleibt dann so, wie es in die Schale gelegt wurde und dann macht ihm auch Lichteinfall nichts mehr aus. Und zuletzt kommt es dann in pures Wasser, um alles abzuwaschen." Er sah mich an. "Soweit alles klar? Oder noch Fragen?"

Ich schüttelte den Kopf. "In der Theorie hab ich's verstanden, lass es uns ausprobieren!"

"Perfekt!" Ohne Vorwarnung zog er sich plötzlich den Pulli über den Kopf und stand nur in einem eng anliegenden T-Shirt vor mir.


HeartsWhere stories live. Discover now