Kapitel 50

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Ceil hatte sich bei mir untergehakt und Fabio trottete neben uns her.

„Also, Robyn, Ich muss schon sagen, dass ich wirklich enttäuscht von dir bin. Kommst zu spät UND hast nicht richtig gelernt. Naja, immerhin scheinst du ein paar Sachen richtig zu haben."

„Fabio, halt einfach die Klappe! Das haben wir heute in der Pause schon zur Genüge durchgekaut." Ich konnte Fabios Gemecker nicht mehr hören.

„Hey, Robyn", sprach mich da Ceil an, „heißer Typ auf neun Uhr." Fabios Blick ging genauso schnell wie meiner zur anderen Straßenseite.

„Das ist doch Dan! Ceil, du hast ihn doch an dem Abend mit Adrian kennengelernt."

„Du hast Recht! Dan! Hi, Dan!", brüllte sie da auch schon einmal quer über die Straße, so laut, dass es noch mindestens fünf Blocks weiter gehört werden konnte.

„Pscht!", zischte ich und schubste sie. „Du bist SO peinlich."

„Robyn! Ceil!" Ich drehte mich abrupt zu der Stimme um und sah, wie Dan über die Straße geeilt kam. Ich registrierte ein verächtliches Schnauben von Fabio, Dan erreichte uns aber im gleichen Moment.

„Was für eine Überraschung! Was tut-"

„Schön dich zu sehen!", unterbrach Ceil ihn und lächelte ihn freudestrahlend an. „Und, wie geht's?"

„Danke, sehr gut!" Er schien ein wenig überrumpelt. „Was tut ihr denn hier?", versuchte er es noch einmal.

„Wir sind gerade auf dem Weg zum Essen, haben gerade Schule aus", erklärte ich.

„Du kannst doch mitkommen!", schlug Ceil da auch schon begeistert vor. „Es hat so einen Spaß gemacht, als wir das letzte Mal zusammen waren!"

„Nur Adrian fehlt", meinte ich wehmütig und erst da ging mir auf, was ich da eigentlich gesagt hatte. Anscheinend fasste Dan das aber völlig naiv unmisstrauisch auf.

„Stimmt. Aber der will ja lieber zwei Monate unter der argentinischen Sonne verbringen... Hat er sich wenigstens ordentlich verabschiedet?", fragte er an mich gerichtet und zwinkerte. Ich merkte wie ich rot anlief und nach Worten suchte.

„Äh, ja... Natürlich!", stotterte ich. Ich wusste nicht genau, auf was Dan hinaus wollte. Das Abschiednehmen mit Adrian war völlig unspektakulär und unsentimental vonstatten gegangen. Am Abend vor seiner Abreise hatte er bei uns geklingelt und während Mama und Papa neben mir standen und blöd vor sich hin grinsten, hatte Adrian mir die Schlüssel überreicht und mir die nötigen Anweisungen gegeben.

Während ich ihm am liebsten schluchzend um den Hals gefallen wäre. Aber egal.

„Dafür ist Fabio dabei", versuchte ich von Adrian abzulenken. Dan wandte sich dem immer noch finster dreinblickenden Fabio zu.

„Hey! Schön die kennenzulernen, Fabio. Ich bin Dan."

„Das hab ich mitbekommen", murmelte er vor sich hin und fügte dann etwas lauter hinzu: „Können wir jetzt endlich gehen? Ich hab Hunger." Und ohne ein weiteres Wort oder kurz abzuwarten, drehte er sich um und stiefelte davon.

Dan war sichtlich irritiert. „Hab ich was falsch gemacht?", wollte er, Fabio hinterherblickend, wissen.

„Nein, hast du nicht. Fabio ist heute anscheinend eine Laus über die Leber gelaufen." Ceil hielt Inne und dachte kurz konzentriert nach. „Obwohl, wenn ich es mir recht überlege, ist er immer so", fügte sie dann grinsend hinzu.

„Ceil!" Ich fühlte mich verpflichtet Fabio zu verteidigen. „Er ist NICHT immer so."

Dan sah von einem zum anderen. Er musste denken, wir waren alle völlig bekloppt.

„Vielleicht sollten wir ihm mal folgen?", warf er dann ein wenig unsicher ein.

„Gute Idee!", brach es aus Ceil heraus, als hätte Dan etwas Sensationelles von sich gegeben.

Gemeinsam gingen wir also zügigen Schrittes in dieselbe Richtung wie Fabio, um ihn vielleicht noch einzuholen, doch als wir das Lokal erreichten, war er bereits in die Speisekarte vertieft.

„Mensch, Fabio! Du hättest echt noch kurz auf uns warten können", maulte Ceil. Ich setzte mich neben Fabio, Ceil und Dan uns gegenüber.

„Alles klar bei dir?", fragte ich ihn so leise, damit es die anderen beiden – die sowieso gerade in ein Gespräch vertieft waren (redeten sie über Läuse!?) – nicht hören konnten. Aber statt eine Antwort zu bekommen, fing ich mir nur einen „Wenn-Blicke-töten-könnten"-Blick ein. 'Dann halt nicht', dachte ich mir leicht genervt und wandte meine Aufmerksamkeit ebenfalls der Karte zu. Mir war irgendwie der Appetit vergangen. In den nächsten Minuten herrschte zwischen Fabio und mir genervte Stille, während von Ceil und Dan nur flirtendes Gezwitscher zu hören war. Der Kellner kam keine Sekunde zu früh, um die Bestellung aufzunehmen.

„Ein Wasser und die Linguine mit Pfifferlingen, bitte", fing Dan an. Ceil kicherte und meinte: „Für mich bitte genau dasselbe." Sie strahlte den (wohlgemerkt gutaussehenden) Kellner an und fügte hinzu: „Was für ein Zufall, oder?" Wieder Gekicher.

Ich verdrehte die Augen. So sehr ich Ceil auch liebte, es war unerträglich, dass sie IMMER mit ALLEN, die einen Schniedel zwischen den Beinen hängen hatten, so dermaßen rumflirten musste. Meine Güte, konnte sie sich denn nicht auf einen Kerl beschränken?!

Der Kellner unterbrach meine kritischen Gedanken, indem er mit dem Kugelschreiber auf meine Speisekarte klopfte.

„Äh...", stammelte ich, „eine Cola und die Tris di Pasta, bitte."

„Sehr gerne", sagte der Kellner gelangweilt und wandte sich Fabio zu.

„Ein Bier und das Tagesgericht, bitte."

„Dann bräuchte ich bitte Ihren Ausweis", entgegnete der Kellner völlig desinteressiert. Fabio stöhnte genervt. Ceil und ich wechselten einen vielsagenden Blick, den Dan sowohl bemerkte als auch verstand und alle drei brachen wir in Gelächter aus.

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Was meint ihr ist mit Fabio los? Wilde Spekulationen sind uns herzlich willkommen ;)

Und wenn euch das Kapitel gefällt, dann votet doch bitte ganz fleißig :)

Tyskerfie & HeyGuys77


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