Kapitel 52

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„Sag mal, wird's nicht mal wieder Zeit für einen Cocktail?", fragte Ceil Freitagmorgen im Unterricht. Ich schaute sie verdutzt an.

„Verdammt, verflixte... Vergesslichkeit? Das ist ja echt zu lange her! Und ich hab noch nicht mal dran gedacht!" Ballkleid aussuchen mit Adrian, Billardspielen in der Kneipe mit Adrian... Bei mir drehte sich alles nur noch um Adrian.

Ceil lächelte halb säuerlich, halb vergnügt. „Naja, du hattest andere im Kopf. Also Gedanken."

„Du fragst ja auch nur, weil du unbedingt deinen Brasilianer wieder sehen möchtest! Hat er sich eigentlich bei dir gemeldet seit eurem Joggingvergnügen?"

Ceils Miene verdüsterte sich. „Na ja...", sagte sie gedehnt. „Nicht wirklich...."

„Was läufst du eigentlich auch so einem Spasten hinterher? Der gibt sich mit einem Mädel bestimmt nicht zufrieden!"

„Ja und?! Er schaut gut aus! Bisschen Spaß haben kann man ja..."

„Wie du meinst..." Ich wollte nicht mit Ceil über ihre Einstellung zu Kerlen diskutieren. Wir hatten ZU unterschiedliche Ansichten. Wenn sie weiter so oberflächlich ihre kurzweiligen Schwärmereien mit irgendwelchen Kerlen auslebte, würde sie noch vor dem Abi vor lauter gebrochenen Herzen und unerfüllten Wünschen graue Haare und Falten im ganzen Gesicht und einen bissigen, enttäuschten Zug um den Mund bekommen. Aber stur wie sie war, würde sie ja eh nicht auf mich hören!

Da fiel mir was ein. „Ach ich kann heute Abend aber gar nicht - Dan und ich gehen ja Billard spielen." Ein Wunder, dass ich mich daran noch erinnerte. Mein Gedächtnis war momentan voller Löcher. Alzheimer? Oder doch Demenz? Oder Alzheimer! Ach, Oma doch nicht!...

„Du willst doch nicht allen Ernstes mit Dan ausgehen?"

„Schau mich nicht so vorwurfsvoll an Ceil! Wir sind halt Freunde..."

Ceil zog die Augenbrauen hoch. „Freunde? Pah, verarschen kann ich mich selber. Oder Fabio. Aber Freunde? Du kennst Dan NOCH weniger als Adrian. Du gibst ihm noch den falschen Eindruck! Vielleicht nutzt er es ja aus, dass Adrian so lange weg ist. Womöglich weiß Adrian davon! Deshalb kommt Dan plötzlich immer dazu. Deshalb wirkt Adrian nicht so interessiert, wie du es gerne hättest!" Mit weit aufgerissenen Augen schaute sie mich an.

„Und Adrian ist absichtlich weggeflogen, damit Dan freien Zug hat? Du solltest Schriftstellerin werden", tat ich ihre Fantasien ab.

„Ach, kannst mich mal."

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Jetzt saß ich also hier mit Dan bei einem Bier und das schon seit fast einer Stunde, denn der Billardtisch war belegt. Die Stimmung war...nett.

Ceil hatte Recht: Dan und ich kannten uns noch zu wenig. Und wir waren jetzt an dem Punkt angelangt, an dem einem die Smalltalk-Themen ausgingen: Wie war die Schule / Arbeit? Was machst du eigentlich beruflich? Was willst du später mal machen? Hast du Hobbys? Haustiere? Der ganze Kram halt.

Ich war eben dabei in meinem Hirn nach einer neuen Frage zu kruscheln, als Dan meinte: „Sag mal, Robyn, darf ich dich mal was fragen?"

Ähm, was hast du bitte die letzte Stunde getan!? Aber ich verkniff mir den Kommentar und erwiderte schlicht: „Klar." Erwartungsvoll, was jetzt wohl kommen würde, stellte ich mein Glas ab, verschränkte die Arme locker auf dem Tisch und beugte mich ein wenig vor.

„Läuft da was zwischen dir und Adrian?" Die Direktheit der Frage brachte mich dann doch kurzzeitig aus dem Konzept.

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Tyskerfie & HeyGuys77


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