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Drystan
Ich schlief nicht sonderlich lange. Und auch nicht besonders fest.

„Für jemanden der morgen heiratet, ziehst du ein extrem langes Gesicht", bemerkte Phyrros, als er mir das morgendliche Bad einließ. Ich saß Oberkörperfrei am Rande der Badewanne und sah nachdenklich in das dampfende Wasser.
Als ich nicht antwortet, hing er noch hinterher:
„Dabei kannst du heute deinen Junggesellenabschied feiern."

Ich seufzte und sah auf: „Es ist nicht die Hochzeit selbst, sondern der Druck. Ich soll die Hoffnung unseres Landes sein mit meiner Magie, aber ich kann sie nicht erreichen."
„Ja du wurdest von den Götter auserwählt und stehst in direkter Verbindung zu ihnen. Das muss echt schwer sein."
Als ich ihn verärgert ansah, hob er entschuldigend die Hände.
„Was ich sagen will ist, dass du mit etwas unglaublichen gesegnet bist, das den Menschen Hoffnung geben kann. Auch wenn du die Magie nicht erreichen kannst, kannst du die Soldaten trotzdem unterstützen."

Ich warf die Hände in die Luft. „Wie denn, Phyrros? Was bringt mir Macht, wenn ich sie nicht verwenden kann?"
Meine Freund setzte sich neben mich an den Rand der Wanne.
„Sag ihnen, du trainierst. Sag ihnen, du kämpfst, wie sie es tun. Und gemeinsam werdet ihr gegen Leymalien bestehen, bis die Götter die Magie wieder haben und uns alle retten werden."

Seine Mandelaugen sahen mich aufmunternd an und mir gelang ein schwaches Lächeln.
„Du solltest dir angewöhnen meine Reden zu schreiben."
Er schnaubte und stand auf. „Für die paar mal, dass du irgendwas faseln darfst, werd ich ganz bestimmt nicht deine Hausaufgaben machen."
„Du bist mein Diener, weist du", erinnerte ich ihn scherzhaft, „Du musst tun, was ich dir sage."
Als Antwort streckte Phyrros mir die Zunge raus und erhob sich vom Rand.
„Das Bad ist eingelassen, Eure Hoheit."

Mit einem Augenverdrehe  zog ich mich ganz aus und stieg in die Wanne. Wohlig genoss ich das warme Wasser, dass meine von der Flucht verspannten Muskeln umspielte.

„Du bist besser gelaunt, seitdem Nemesis weg ist", bemerkte ich.
Phyrros schwieg mit dem Rücken zu mir, wandte sich dann aber achselzuckend um.
„Ich habe ihr von Anfang an nicht vertraut."
„Ja, aber sie hat mir mein Leben gerettet. Mehrmals. Sie hat uns aus der Burg befreit, was es sie auch gekostet hat."
Er hob die Augenbrauen. „Und was hat es der unbesiegbaren, emotionslosen Nemesis gekostet?"

Ich schloss den Mund und sah wieder die Bilder vor mir, die ich in den Tunneln gesehen hatte, als das Geistwesen ihren Kopf durchwühlt hatte.
Sie hatte ihre Eltern getötet, Allstair hatte sie vergewaltigt, gefoltert und in jeder Art misshandelt.
Und sie war an den Ort ihrer Albträume zurück gekehrt, aus dem sie so mühsam hatte fliehen können.
„Mehr als du ahnst."

Phyrros sah mich eine Weile skeptisch an. Ich erwiderte seinen Blick entschlossen.

„Ich glaube dir, wenn du sagst, dass sie gelitten hast. Schlimme Dinge lassen einen Menschen so kalt und skrupellos werden", sagte er schließlich, „Aber mir macht das im Gegensatz zu euch allen Angst. Wozu ist sie fähig, wenn Moral sie nicht zurück hält? Wen ist sie bereit fallen zu lassen, um ihr Ziel zu erreichen? Ihre Rache zu bekommen?"

Ich rutschte in der Wanne etwas höher, um es bequemer zu haben.
„Sie wird mich nicht verraten", beteuerte ich.
Phyrros zuckte die Schultern.
„Ich hoffe für dich, dass das stimmt."

Damit ließ er mich im Bad allein, um meine Kleidung für den Tag raus zu legen und das Zimmer zu ordnen.

Ich sah eine Weile auf die geschlossene Tür, dann ließ ich mich mit einen Stöhnen unter Wasser gleiten.

Nemesis - Kronen und GötterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt